In den beiden zusammengehörenden Psalm 42 und 43 verarbeiten die Söhne Korahs ihre Sehnsucht nach Gott und nach Gottes Wohnort in Jerusalem. Sie sprechen über sich und ihre Situation. Sie führen Selbstgespräche. Sie reden über Gott und sie reden Gott selbst im Gebet an.

Ihr Weg nach Jerusalem ist von Feinden versperrt, sie können der Aufforderung für sich und die ihnen Anvertrauten nicht nachkommen und vor dem Herrn erscheinen (2. Mo 23,17). Ausgerechnet sie, die Söhne Korahs, die Leviten, die zum Tempeldienst bestimmt sind (1. Chr 6,22; 9,19; 2. Chr 20,19), können nicht kommen. In der Ferne von Gottes Wohnort vergleichen sie sich mit Verdurstenden, die wie Hirsche nach nicht vorhandenem Wasser lechzen (42,2). Sie leiden unter den Feinden, die „den ganzen Tag“ sagen: „Wo ist dein Gott?“ Ja, wenn Gott doch Anbetung an seinem Ort wünscht, warum macht Er es dann nicht möglich? Feindselige Menschen können so grausam in offenen Wunden bohren ...

Die Söhne Korahs sitzen weit weg von Jerusalem bei den Jordanquellen fest (Ps 42,7). Ihr Blick wendet sich von den Feinden weg auf Gott, der offensichtlich zulässt, dass sie nicht in Jerusalem sein können. Sie vergleichen sich jetzt nicht mehr mit Verdurstenden, sondern mit Ertrinkenden: Es brausen Wassergüsse und Wogen und Wellen kommen über sie. Die finsteren „Tiefen“ des „Tohuwabohu“, die schon in 1. Mose 1,2 erwähnt werden, stürzen gefühlt über sie zusammen. Aber sie nennen es „deine Wassergüsse“ und „deine Wogen“ und „deine Wellen“. Dass es Gottes Fluten sind, ist für sie auch ein Trost, denn sie wissen, mit welchem Gott sie es zu tun haben und wen sie in diesen beiden Psalmen – ungeachtet der „Wo-ist-dein-Gott“-Rufe ihrer Feinde – „mein Gott“ nennen (Ps 42,7.12; 43,4.5):

A) Es dürstet sie nach dem „lebendigen Gott“ (Ps 42,3).

B) Selbst in der dunkelsten Nacht, in der sie alles denkbare Unheil erfahren, erinnern sie sich an die „Güte des Herrn am Tag“ und nennen ihn in ihrem Nachtgesang: „Gott meines Lebens“ (42,9) und nicht „Gott meines Umkommens“!

C) Angesichts der Übermacht der Feinde, die sie nicht bezwingen können, sprechen sie von dem „Gott meiner Stärke“ (43,2).

D) Im Hinblick auf die Zukunft sind sie sich sicher: Sie werden zu seinem Altar kommen, an den Ort, an dem Gott sich in Gericht und Gnade zeigt und werden ihn dort anbeten, „den Gott, der meine Jubelfreude“ ist (43,4).

E) Und dreimal äußern sie refrainartig: „Was beugst du dich nieder, meine Seele, und was bist du unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, der die Rettung meines Angesichts und mein Gott ist“ (Ps 43,5).

Der „lebendige Gott“ ist „mein Gott“, der „Gott meines Lebens“, der „Gott meiner Stärke“, und der „Gott meiner Jubelfreude“. Er ist der Gott der Rettungen (42,6.12; 43,5), auf den sie sich verlassen können. Die Söhne Korahs klammern sich ungeachtet aller Umstände an diesen Gott. Prüfung und Rettung – alles kommt von ihm. Was für ein vorbildliches Vertrauen.

Ihm liegt an uns und „wenn Gott für uns ist, wer gegen uns?“ „Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben?“ Alle Dinge wirken denen zum Guten mit, die diesen Gott lieben!