Dieses Kapitel illustriert die Tatsache, dass der Gerechte aus Glauben leben wird (Kap. 10,38). Es zeigt uns nicht so sehr, was der Glaube ist, sondern was er tut (Kap. 11,1): Er schaut nach vorne (er ist „eine Verwirklichung dessen, was man hofft“), er schaut aber auch nach oben (er ist „eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht“). Der Glaube ist aktiv. Dies wird auch in der Einteilung des Kapitels erkennbar:
- Er rettet: V. 4–7.
- Er harrt aus: V. 8–16.
- Er sieht: V. 17–22.
- Er überwindet: V. 23–31.
- Er leidet: V. 32–38.
Es ist nie zu spät, im Glauben zu handeln. Das sehen wir bei Isaak, Jakob und Joseph (V. 20–22). Gerade am Ende ihres Lebens leuchtete ihr Glaube besonders hervor; bei Jakob und Joseph war es sogar auf dem Sterbebett. Und wenn man sich ihre Glaubenstaten näher ansieht, dann fällt auf, dass es gar keine großen Heldentaten waren, die sie getan hatten. Isaak und Jakob segneten ihre Söhne, Joseph gab Befehl wegen seiner Gebeine. Wir lernen daraus: Auch von kleinen, einfachen Dingen – im Glauben getan – nimmt Gott Notiz und kann dadurch Großes bewirken.
In den Versen 23–31 geht es vor allem darum, dass der Glaube überwindet. In den einzelnen Versen wird uns gezeigt, was der Glaube alles zu überwinden vermag:
- Er überwindet die Angst (V. 23).
- Er überwindet die Freundschaft der Welt (V. 24).
- Er überwindet die Verlockungen der Welt (V. 25).
- Er überwindet den Reichtum der Welt (V. 26).
- Er überwindet die Feindschaft der Welt (V. 27).
- Er überwindet den Verderber der Welt (V. 28).
- Er überwindet unüberwindbare Hindernisse (V. 29).
- Er überwindet die Macht der Welt (V. 30).
- Er überwindet den Unglauben (V. 31).
Während wir bei Abraham das Ausharren des Glaubens erkennen (V. 8–19), sehen wir bei Mose mehr die Energie des Glaubens (V. 23–28). Als Sohn der Tochter des Pharaos war Mose der rechtmäßige Thronfolger. Ein glanzvolles Leben mit allem, was dazu gehört, stand vor ihm. Doch durch Glauben wählte er lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden (V. 24.25). Folgende Punkte möchte ich in diesem Zusammenhang hervorheben:
- Mose achtete nicht auf die Umstände: Er hätte ohne weiteres argumentieren können, dass Gott selbst ihn ja in seiner Vorsehung an den Hof des Pharaos gebracht hatte (die Tochter des Pharaos hatte ihn ja aus dem Wasser des Nil gezogen) und dass es deshalb naheliegend war, die gegebenen Umstände von Gott anzunehmen. Doch das lehnte er im Glauben ab.
- Er ließ sich nicht von seinen Gefühlen leiten: Aus Dankbarkeit der Tochter des Pharaos gegenüber, dass sie ihn aus dem Nil gerettet hatte, hätte er sein Leben in den Dienst Ägyptens stellen können. Doch auch das hat er nicht getan.
- Er folgte nicht den Überlegungen seines Verstandes: Er hätte sich auch dazu entschließen können, seine Position als Thronfolger zum Wohl des Volkes Israel zu nutzen. Doch auch das hat er im Glauben abgelehnt und wählte lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden.