Gott will das Heer, mit dem Gideon das Volk Israel von den Midianitern befreien soll, von 32000 auf 300 Mann reduzieren. Er kennt die Neigung des Menschen, die auch in uns steckt, dass er sich auf den von Gott bewirkten Sieg etwas einbildet. Dass er sagt: „Meine Hand hat mich gerettet!“ (Ri 7,2). Genau dieser Neigung ist der anfangs so bescheidene Gideon (vgl. Ri 6,15) später auch erlegen, als er sich zum Herrscher Israels machen lässt und seinen Sohn Abimelech („mein Vater ist König“) nennt.

Doch die Art und Weise, wie Gott die Reduzierung des Heeres (im zweiten Schritt) herbeiführt, ist bemerkenswert und auch für uns sehr lehrreich. Gideon soll die Männer ans Wasser führen und trinken lassen. Die im Vorbeigehen „von der Hand in den Mund“ trinken würden, sollen kämpfen. Die anderen, die sich zum Trinken auf die Knie niederlassen, sollen umkehren. Gott nennt diesen Auswahlprozess „läutern“ (Ri 7,4).

Tatsächlich macht diese Szene offenbar, wer seinen ganzen Sinn auf den Kampf gerichtet hat und wer sich Zeit für Dinge nimmt, die mit der eigentlichen Aufgabe nichts zu tun haben, auch wenn sie an sich notwendig sind.

Das spricht auch uns an. Wie oft lassen wir uns von den Dingen des Alltags so sehr vereinnahmen, dass keine Zeit mehr für die Sache des Herrn bleibt. Wie oft „knien“ wir uns in Dinge hinein, mit denen wir uns notwendigerweise beschäftigen müssen. Wir sind „besorgt“ darum, was wir essen oder trinken oder anziehen sollen, statt nach dem Reich Gottes zu trachten (Mt 6,31–33). Wir laufen „für die eigenen Häuser“, während das Haus Gottes wüst liegt (Hag 1,9).

Gottes Urteil lautet für über 99% der Kämpfer Gideons: untauglich für den Kampf! Deshalb: Lasst uns „gute Streiter Christi“ sein. Denn „niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat“ (2. Tim 2,3.4). Es sind also nicht die Beschäftigungen des Lebens an sich, die uns im Kampf lähmen, sondern das „Verwickeltsein“ darin, das „Reinknien“ in Dinge, die zwar erforderlich sind, aber nicht „die Verwaltung Gottes fördern“ (1. Tim 1,4).

Die Ermahnung an Archippus geht daher auch in unsere Richtung: „Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst“ (Kol 4,17).