Gott will inmitten seines Volkes wohnen und Gemeinschaft haben. Das ist unendliche Gnade! Vorgeschattet finden wir das in der Stiftshütte, der Wohnung Gottes in der Mitte seines Volkes Israel in der Wüste. Das Herzstück dieses Zeltes bildete die Bundeslade im Allerheiligsten – ein Holzkasten, der innen und außen mit reinem Gold überzogen war. Darüber ein Deckel, auf dem sich zwei Cherubim befanden, die ihre Flügel über den Deckel spannten und mit ihren Gesichtern nach unten, Richtung Kasten schauten. Dort, zwischen den Cherubim, thronte Gott. Dazu kamen im Heiligtum der goldene Leuchter, der goldene Räucheraltar und der goldene Schaubrottisch.

Wenn der Hohepriester einmal im Jahr, von Osten kommend, vorbei an dem ehernen Altar und dem ehernen Waschbecken im Vorhof, in das Heiligtum eintrat, um anschließend in das Allerheiligste weiterzugehen, muss dies ein herrlicher und ehrfurchtgebietender Anblick gewesen sein: der goldenen Leuchter warf sein Licht auf die goldenen Gegenstände. Auch die Wände – aus Akazienholz und mit Gold überzogen – glänzten feierlich. Schaute er nach oben, sah er die kunstvollen Verzierungen und prachtvollen Farben der untersten von vier Decken, die das Dach des Zeltes bildeten. Und doch – und das verwundert einen wirklich – liefen seine Füße durch den normalen Wüstensand, auf dem das Zelt gebaut war. Bei all der Herrlichkeit, die sein Auge wahrnahm, erinnerte der Sand ihn doch bei jedem Schritt daran, dass sie ein Volk auf der Reise durch eine heiße und gefährliche Wüste waren, in der überhaupt nichts der Herrlichkeit im Inneren des Zeltes entsprach.

Was Aaron wohl empfunden haben muss, als er so durch den Sand lief und dabei immer näher dem Allerheiligsten mit der Bundeslade kam, dort, wo Gott selbst thronte? Bestimmt wird heilige Ehrfurcht seine Empfindungen gekennzeichnet haben – doch keine Angst. Er wusste, dass er im Schutz des Opfertieres, dessen Blut er bei sich hatte, und im Schutz der Wolke des wohlriechenden Räucherwerks in die Gegenwart Gottes treten durfte. Wohl wird auch Freude sein Herz erfasst haben: Wenn sie auch auf der Reise durch die Wüste waren, in der alles dem natürlichen Leben zuwider war, durften sie doch wissen, dass Gott selbst untern ihnen wohnte und sie – freilich nicht ohne die Opfer – mit diesem Gott Gemeinschaft haben durften. Gott war bei ihnen. Er würde sie niemals verlassen.

Auch wir befinden uns heute auf einer „Wüstenreise“ – durch eine Welt in der alles dem neuen Leben, das wir in dem Herrn Jesus besitzen dürfen, entgegen ist. Es ist die Welt der Sünde und der Ungerechtigkeit, aber auch von Tod, Trauer und Schmerz. Manche haben im vergangenen Jahr tiefen Schmerz erleben müssen, sind durch schwere Zeiten gegangen, oder befinden sich immer noch darin. Die Zeiten des „Kornes und des Mostes“ scheinen lange vorbei zu sein, aber nicht die Zeit der Freude – eine Freude, die wir erfahren dürfen, wenn wir in die „Heiligtümer Gottes“ hineingehen, um eine Gemeinschaft zu genießen, die dem Israeliten damals unbekannt war. Sein Weg endete im Allgemeinen im Vorhof und Gott wohnte noch „im Dunkeln“. Wir aber dürfen durch den Herrn Jesus die volle Offenbarung Gottes als Vater besitzen. „... und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude völlig sei“ (1. Joh 1,3–4).

Der Sohn ist die volle Offenbarung des Vaters. Sich mit ihm zu beschäftigen, wird uns den Vater zeigen. Und müssen wir auch im kommenden Jahr noch durch den „heißen Wüstensand“ ziehen, dann lasst uns doch mehr mit Freimütigkeit durch das Blut Jesu auf dem neuen und lebendigen Weg in das Heiligtum eintreten (vgl. Heb 10,19.20). Dort werden wir gleichsam auf den „goldenen Leuchter“, den „goldenen Räucheraltar“, den „goldenen Schaubrottisch“ und schließlich auf die „Bundeslade“ stoßen – allesamt Bilder von Christus. Die Beschäftigung mit ihm wird uns mit Freude erfüllen und uns jedes Mal weg von dem Irdischen hin auf das Himmlische und damit auf die Ewigkeit ausrichten – eine Ewigkeit, die nur ein Thema haben wird: Christus!