In den Schriften des Johannes finden wir mehrfach die Formulierung, dass wir in Ihm bleiben und Er in uns (oder umgekehrt). Zum Beispiel in 1. Johannes 3,24: „Und wer seine Gebote hält, bleibt in ihm, und er in ihm; und hieran erkennen wir, dass er in uns bleibt, durch den Geist, den er uns gegeben hat.“

Man kann sich darunter oft wenig vorstellen, es klingt allgemein und kann schwer konkret erfasst werden. Es hört sich beinahe mystisch an. Treffend hat J.N. Darby einmal geschrieben: „Johannes berührt in seinen Schriften das Mystische. Aber er tut es mit dem Finger Gottes.“

Ein einfaches Bild mag vielleicht etwas verdeutlichen, worum es geht. Nehmen wir an, in einer armen Siedlung wohnt ein reicher und einflussreicher Fürst. Trotz der gewaltigen sozialen Unterschiede will er mit den Bürgern des Dorfes Freundschaft schließen. Manche tun es auch und manche nicht.

Wer Freundschaft mit ihm geschlossen hat, darf den Mann besuchen und mit seinen Nöten, Fragen und auch mit dem Dank zu ihm kommen. Wer dabei anständig gekleidet ist und sich anständig verhält, darf lange bei ihm zu Hause bleiben. Wer sich nicht so verhält, wie es zu dem Fürsten passt, kann die Gemeinschaft mit ihm nicht so genießen.

Der Fürst kommt auch zu den armen Freunden und erzählt ihnen von schönen und großartigen Dingen und macht ihnen Geschenke. Wer sein Haus aufgeräumt hält und sich so verhält, wie es zu dem Fürsten passt, wird öfter besucht und kann den Fürsten besser kennenlernen. Die Besuche bleiben auch der Nachbarschaft nicht verborgen: die Armen profitieren sichtbar von den Besuchen.

Wenn wir in Gott (bzw. in Christus) bleiben, dann gehen wir zu Ihm mit unseren Bedürfnissen, unsere Seele nimmt Zuflucht und findet in Ihm ihre Heimat. Wenn Gott in uns wohnt, dann offenbart er uns etwas von seiner Herrlichkeit. Die Taube findet in dieser unreinen Welt einen Ruheort in unserem Herzen. Das macht uns glücklich und so werden wir zu einem Zeugnis in dieser Welt.

„Wir in Gott und Gott in uns“, das ist, mit einem Wort – Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft besteht in der Kraft des Geistes. Sie ist aber nicht vorübergehend wie ein Besuch, sondern etwas, was beständig gepflegt wird.

Bei dieser Gemeinschaft mit Gott gibt es eine grundsätzliche und eine praktische Seite. Die grundsätzliche Seite ist wahr von jedem Kind Gottes. Ein Kind Gottes kennt den Gehorsam gegen Gottes Gebote und kennt die Gemeinschaft mit Gott, es weiß, was es bedeutet, zu Gott zu kommen und von Gott besucht zu werden. Es mag sehr schwach ausgeprägt sein, aber die „Freundschaft“ ist da. Dann hat das aber auch eine praktische Seite. Wie wir die Gebote halten und ausleben (1. Joh 3,24), macht unseren geistlichen Zustand aus und bestimmt, wie wir die Gemeinschaft mit Gott ausleben; wie oft wir ihn besuchen und wie oft er uns besucht. Wer in Übereinstimmung mit Gott sich verhält, wird den Segen der Gemeinschaft voll erleben und genießen können.