Eine junge Christin nahm einmal ein weißes Blatt Papier und setzte ihre Unterschrift unten hin. Den Rest des Blattes sollte Gott ausfüllen. Damit drückte sie aus, dass sie Gottes Willen annehmen würde, worin auch immer er bestehen würde ...

Wenn der Herr Jesus über die Kosten von Jüngerschaft redet, spricht er einige wunde, unbeliebte Punkte an. Er macht klar, dass hingegebene Nachfolge sehr radikal ist – und gewiss kein Zuckerschlecken, als dass sie eine seichte und laue Christenheit allgemein ansieht. Als eine dieser Voraussetzungen, um ein treuer Jünger des Herrn zu sein, nennt er den sehr unmodernen Begriff „Selbstverleugnung“: „Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach“ (Mk 8,34).

Was motiviert einen zu einer solchen Radikalität?

Wie bei jedem Bereich im Leben steht und fällt auch eine hingegebene Jüngerschaft mit der Motivation. Wenn du Selbstverleugnung deshalb gerne mehr praktizieren möchtest, weil es dieser Artikel sagt, weil du es dir ab jetzt fest vornimmst, weil das halt einfach dazugehört oder weil du einem Vorbild nacheifern willst, wirst du nicht lange durchhalten. Letztlich bringt uns nur ein Aspekt dazu, den ich „die Logik von Golgatha“ nennen möchte. Was hat es damit auf sich?

Paulus schreibt in Römer 12,1: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger Dienst ist.“

Folgende Punkte sind hier immens wichtig:

  • Die Motivation zu diesem Aufopfern sind „die Erbarmungen Gottes“. Paulus hatte in den Kapiteln zuvor ausführlich unsere gewaltige Errettung erklärt – nun sagt er praktisch: „Liebe Römer, kann es nach diesem Geschenk Gottes etwas anderes geben als ein Leben aus Dankbarkeit?“ Dank für Golgatha ist die Triebfeder hinter einem Leben der Selbstverleugnung!
  • Es ist das Logischste für uns als Gläubige, dass wir aus Dankbarkeit für Golgatha dem Herrn unser Leben hingeben. „Vernünftig“ bedeutet hier im Griechischen logikos, wovon unser Begriff „Logik“ abstammt. Kann etwas anderes vernünftiger, nachvollziehbarer oder verständlicher sein, als aus Dank für Golgatha für den Herrn zu leben?

Was beinhaltet Selbstverleugnung?

Selbstverleugnung ist jeder Faser unseres Menschseins zuwider. Das Ich erschaudert bei dem Gedanken. Unsere Gesellschaft propagiert Egoismus und wir selbst merken in uns unseren Hang zur Selbstbestimmung. Was ist nun genau Selbstverleugnung?

  • „Ihr seid nicht euer selbst“ (1. Kor 6,19): Der Herr hat dadurch, dass er uns freigekauft hat, einen Anspruch an uns. Wenn wir das leugnen, unterliegen wir einem heuchlerischen Christentum. Wir gehören Christus, weshalb er Verfügungsgewalt hat.
  • „Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20): In jeder Seele gibt es einen Thron. Natürlicherweise sitzt darauf das Ich. Die Logik von Golgatha führt eigentlich unweigerlich dazu, dass es vom Thron gestoßen wird (das meint Selbstverleugnung) und sich der Herr Jesus daraufsetzt. Das Ich dankt ab.
  • „Doch nicht, was ich will, sondern was du willst!“ (Mk 14,36). Der Herr selbst lebte Selbstverleugnung vollkommen vor: Sie beinhaltet die völlige Unterordnung des eigenen Willens unter den des Herrn. Vielleicht gibt es in deinem Leben eine Situation, bei der du zu 100% weißt, wie der Wille Gottes aussieht, und du dennoch dagegen angehst? Setze Christus neu auf den Thron!
  • „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit“ (1. Joh 3,18): An die Stelle der Eigenliebe tritt Liebe zu den Mitmenschen. Das kann manchmal demütigen und selbstlosen Verzicht auf persönlichen Vorteil oder Genuss bedeuten, um anderen zu helfen.
  • „Einen fröhlichen Geber liebt Gott“ (2. Kor 9,7): Neben Zeit und Energie können wir besonders im Bereich der Finanzen Selbstverleugnung praktizieren. Um bedürftige Geschwister zu unterstützen, ist es vielleicht einmal nötig, etwas von „unserem“ Geld abzugeben.

Was bedeutet das für dein praktisches Leben?

Letztlich sagt der Herr Jesus nicht explizit, in welcher Art und Weise wir unser Leben verleugnen sollen. Das würde schnell zu Gesetzlichkeit oder einer zwanghaften, aber herzlosen Hingabe führen. Nein, er wünscht von uns, dass wir selbst sorgfältig prüfen, in welchem Bereich unseres Lebens der Herr Jesus noch nicht vollkommen auf dem Thron sitzt. Unser Geld? Unser Auto? Unser Urlaub? Unsere Zeitplanung? Freizeitgestaltung? Unser „Liebesleben“? Unsere Berufswahl? Unser Streben/unsere Interessen/unsere Lebensziele?
Der Herr Jesus freut sich über ein Leben der Selbstverleugnung. Wir ehren ihn dadurch, dass wir sagen: „Herr, du bist mir so wertvoll, dass ich dir gerne alles hingebe und mich an die zweite Stelle setze!“ Deshalb verspricht er großen Lohn: „Denn wer irgend sein Leben erretten will, wird es verlieren; wer aber irgend sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden“ (Mt 16,25)!

„Und er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.“ (2. Kor 5,15)