Du, der sich selbst zerfleischt in seinem Zorn, soll um deinetwillen die Erde verlassen werden und ein Fels von seiner Stelle wegrücken? Hiob 18,4

Hiob hat darüber geklagt, dass Gott ihn in seinem Zorn zerfleischt habe (Hiob 16,9). Der scharfzüngige Bildad knüpft daran an und behauptet, Hiob zerstöre sich mit seiner Rebellion gegen den gerechten Gott selbst. Damit bewegt er sich auf der Linie Eliphas', der gesagt hat, dass der Unmut den Narren erwürgt (Hiob 5,2).

Bildads Rat für Hiob lautet ungefähr so: Akzeptiere das strafende Handeln Gottes und bäume dich nicht länger dagegen auf. Gott wird seine Vergeltungsordnung nicht aufheben, nur weil du wütend protestierst. Er wird das genauso wenig tun, wie Er die Erde entvölkern oder einen Felsen wie eine Schachfigur verrücken wird. Gott wird nicht seine heiligen Prinzipien aufgeben, nur weil du von deiner Unschuld überzeugt bist und sie vehement verteidigst.

Keine Frage: Die Worte Bildads sind unangebracht und verletzend, denn Hiob leidet nicht wegen Sünden, wie seine Freunde das immer wieder behaupten. Dennoch können wir aus Bildads Worten nützliche Belehrungen für uns entnehmen.

Unser Zorn und die Wege Gottes

Wie Hiob werden auch wir manchmal zornig, wenn wir uns von Menschen ungerecht behandelt fühlen oder wenn sich Dinge in unserem Leben ereignen, von denen wir meinen, dass wir sie „nicht verdient“ hätten. Mit unserem Zorn, der sich unterschwellig sogar gegen Gott richten kann, fügen wir uns großen Schaden zu. Wenn sogar ein heiliger Zorn spätestens mit der Kleidung am Abend abgelegt werden soll (vgl. Eph 4,26), wie viel mehr dann unsere fleischliche Empörung! Bedenken wir dabei gut: Unsere Rebellion ändert nichts an den Wegen Gottes, aber sie verändert unser Herz, indem sie den inneren Frieden zerstört.

Nehmen wir jedoch das aus Gottes Hand an, was Er in unser Leben sendet, dann zerfleischen wir uns nicht durch unseren glühenden Zorn, sondern erlangen wohltuenden Herzensfrieden. Wir bekommen die Ruhe der Seele, die demjenigen verheißen ist, der das Joch der Unterordnung unter den guten Willen Gottes auf sich nimmt (Mt 11,29).

Doch das ist noch nicht alles: Gott kann es in seiner Gnade bewirken, dass der „große Berg“ vor uns verschwindet, wie Serubbabel es erleben durfte (Sach 4,7). Der Glaube, der sich auf Gott verlässt, kann immer noch Berge versetzen (Mt 21,21). Gottes Gnade ist bereit, in unsere Umstände verändernd einzugreifen, wenn es Ihn ehrt und wenn es zu unserem Nutzen ist. Das war Bildad offenbar nicht bewusst, aber wir wollen daran denken und uns daran aufrichten.

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