Daniel wurde als Jugendlicher nach Babylon verschleppt. Dort sollte aus ihm ein richtiger „Babylonier“ gemacht werden. Er musste die Schriften und die Sprache der Chaldäer studieren und es wurde ihm ein neuer Name gegeben (Vers 4+7). Dagegen wehrte er sich nicht – er musste es auch nicht. Gottes Wort verbot schließlich nicht, eine fremde Sprache zu reden. Und dass andere ihn mit einem neuen Namen riefen, konnte er nicht beeinflussen.

Als es aber um etwas ging, was er in sein „Inneres“ aufnehmen sollte, weigerte er sich: Er wollte sich nicht mit der Tafelkost des heidnischen Königs verunreinigen (Vers 8). Als gesetzestreuer Jude durfte er nicht alles essen, was angeboten wurde, weil es verschiedene Speisevorschriften im Gesetz Moses gab. Daniel war sich allerdings bewusst, dass er als Gefangener keine Ansprüche erheben konnte und agierte deshalb umsichtig und demütig. Zuerst ging er zum Obersten der Hofbeamten und erbat sich, dass er sich nicht verunreinigen müsse. Der war nicht abgeneigt; doch konnte er sich nicht zu einer Genehmigung durchringen, weil er die Konsequenzen fürchtete. Daraufhin ging er in der Hierarchie-Leiter eine Stufe nach unten. Er sprach zu dem Aufseher, der für ihn und seine Freunde zuständig war, und meinte, man solle es mit Gemüse zehn Tage lang versuchen. Die Aktion gelang – durch die Barmherzigkeit und Gnade Gottes.

Gerade junge Menschen müssen sich heute viel Wissen im Zug ihrer Ausbildung aneignen. Ihnen wird die Evolutionstheorie unterbreitet und vieles andere mehr. Die Welt möchte gerne aus ihnen richtige „Babylonier“ machen. Das komplett zu boykottieren, ist nicht notwendig. Man nimmt das Wissen in den Kopf auf, spult es ab und tut nichts dagegen, dass man den „Evolutionsschmarrn“ wieder vergisst. Wenn es aber Dinge sind, die unser Inneres betreffen, und die Gefahr der moralischen Verunreinigung besteht, sieht die Sache anders aus. Da soll jemand zum Beispiel in der Marketingabteilung Bilder verarbeiten, die er nicht einmal mit der dunkelsten Sonnenbrille sich ansehen will …

Was ist dann zu tun? Daniel zeigt es: höflich eine Bitte aussprechen. Man muss einen Weg finden, der der eigenen Stellung entspricht (man hat eben als Arbeitnehmer auch klare Pflichten). Freches Auftrumpfen ist fehl am Platz. Wir sind natürlich keine Gefangenen wie Daniel, aber dennoch sollte man sich so verhalten, dass man nicht bezichtigt werden kann, über die Stränge geschlagen zu haben. Und wird man nicht die Hilfe Gottes erfahren, der auch die Herzen der Menschen lenken kann? Gott wird sich jedenfalls zu jeder Treue bekennen; wie damals bei Daniel.