Die alten Kirchenväter sind keinesfalls immer eine zuverlässige Quelle, aber es war trotzdem die Wahrheit, was einer von ihnen sagte: „Alles, was am Anfang war, war rein; alles, was später war, war verdorben.“

Die Schrift unterstützt diesen Gedanken. Dem abtrünnigen Volk Israel sagt Gott: „Ich werde ... deine Schlacken ausschmelzen ... und ich werde deine Richter wiederherstellen wie früher und deine Räte wie am Anfang“ (Jes 1,25–26).

Weiter lesen wir – als historische Tatsache – dass der HERR mit Josaphat war, „denn er wandelte auf den früheren Wegen seines Vaters David und suchte nicht die Baalim“ (2. Chr 17,3). David war der erste wirklich von Gott erwählte König, der trotz ernster Fehler an der Anbetung Gottes festhielt und nicht den fremden Göttern nachgezogen wurde, die sich später sowohl im Volk als auch unter den Königen einschlichen. Das, was am Anfang der Geschichte der Könige Israels war, war reiner als das, was später war.

Wir wenden uns dem Neuen Testament zu und sehen in 1. Timotheus 5,11 solche, die tief gesunken sind. Es sind unter den angeblich Gläubigen gewisse „jüngere Witwen“, die „dem Urteil anheimfallen“ oder besser „schuldig sind“, weil sie „den ersten Glauben verworfen haben.“ Sie verließen ein Leben des Dienstes zugunsten eines Lebens der Bequemlichkeit, weil der Glaube, der Christus in ihnen zu einer lebendigen und hell leuchtenden Realität macht, in trauriger Weise nachgelassen hatte. Ihr „erster Glaube“ drückte sich durch Werke der Hingabe aus, später war er schlimm verdorben.

Das Gleiche begegnet uns in Offenbarung 2,4. Hier geht es um Liebe, nicht um Glauben; und eine Versammlung, nicht Einzelpersonen, werden vom Herrn eingehend geprüft. Als das erste Jahrhundert sich dem Ende zuneigte, hatte die Versammlung in Ephesus bereits ihre „erste Liebe“ verlassen, und das hatte eine Auswirkung auf ihre Werke, wie der nächste Vers zeigt. Deshalb werden sie aufgefordert zu gedenken, wovon sie gefallen waren und Buße zu tun und „die ersten Werke“ zu tun.

Wir gehen zurück nach Jeremia 2,1–3 und finden einen ähnlichen Verfall in der Geschichte Israels. Gott sagt zu Israel: „Ich gedenke dir die Zuneigung deiner Jugend, die Liebe deines Brautstandes.“ Als Gott Israel aus Ägypten erlöste, verlobte Er sie mit sich selbst, und wir finden die Liebe ihres Brautstandes in dem Triumphlied in 2. Mose 15. Damals war Israel „heilig dem HERRN, der Erstling seines Ertrags.“ Welch ein beängstigender Niedergang hatte in den Tagen Jeremias stattgefunden!

Wo wir in der Bibel auch hinschauen, überall finden wir bezeugt, dass das Ursprüngliche von Reinheit gekennzeichnet ist und das, was später eingeführt wird, Verdorbenheit mit sich bringt. Das Gleiche gilt offensichtlich nicht nur für Israel, sondern auch für die Geschichte der Christenheit. Wie Gott in den Tagen Esras und Nehemias Erweckungen gegeben hat, so tat Er es auch in der großen geistlichen Bewegung, die wir Reformation nennen. Die große geistliche Triebkraft, die ihren Anfang kennzeichnete, ließ schnell nach und verfiel in politische und sogar kriegerische Aktivitäten. Das Gleiche – wenn auch in Details unterschiedlich - muss über die dann folgenden Erweckungen des 18ten und 19ten Jahrhunderts gesagt werden. In jedem Fall war das, was am Anfang war, ein Werk Gottes, auch wenn es den Menschen anvertraut war. Das, was später eingeführt wurde, war kein Gewinn und keine Verbesserung, sondern Verdorbenheit.

Was aber ist dann die Aufforderung unseres Herrn, die uns als Ermahnung in den Tagen erreicht, in denen das Kommen des Herrn nahe bevorsteht? Wir denken, dass wir es zusammenfassen können mit den Worten „erste Liebe“ und „erste Werke.“ Das sind die Dinge, die der Herr wünscht, und die wir in der Schrift aufgezeichnet und illustriert finden. Und die Schrift selbst – daran müssen wir uns erinnern - ist der von Gott gegebene Bericht, der uns die Dinge „von Anfang an“ vorstellt, ein Ausdruck, den wir so oft im ersten Johannesbrief finden.

Schon vor Ende des ersten Jahrhunderts traten die Gnostiker, d.h. die „Wissenden“, auf, die für sich beanspruchten, eine Version des Glaubens zu haben, die intellektueller war als das, was „ungelernte und ungebildete Männer“ (Apg 4,13), wie es die Apostel aus weltlicher Sicht waren, geben konnten. So zogen sie einige ab. Es war etwas Verdorbenes und deshalb erwähnt Johannes so oft das, „was von Anfang an war.“ Die Schrift kennt nichts anderes oder Abweichendes davon.

Es gibt heute andere, so traurig es auch ist, die sich einbilden, dass das, was sie abweichend von oder in Ergänzung zu dem, was von Anfang an war, hervorgebracht haben, der Vorstoß zu höheren Dingen wäre. Im Licht des Wortes Gottes werden sich diese Dinge als nichts anderes als Verdorbenheit herausstellen.

[Übersetzt von Marco Leßmann. Deutsche Erstveröffentlichung.]