Die Aussage, dass ein hervorstechendes Merkmal der gegenwärtigen Zeit (geschrieben zur Zeit des Kalten Krieges) der fast allgegenwärtige Geist der Ruhelosigkeit ist, ist fast eine Binsenweisheit. Die Sache drängt sich so auf, dass sie sogar für eine leichtsinnige Seele offensichtlich ist.

Widerstreitende Interessen, Konflikte, Umbrüche und Ruhelosigkeit sind keine neuen Dinge auf der Erde. Wann gab es sie seit dem Sündenfall nicht? Obwohl wir das anerkennen, wagen wir zu behaupten, dass die gegenwärtige Ruhelosigkeits- und Umbruch-Epidemie solche Ausmaße angenommen hat, dass sie fast als führendes Merkmal unserer Zeit bezeichnet werden könnte; und mit der Bibel als unserer Richtschnur sagen wir voraus, dass sie noch mehr zunehmen wird.

Die gegenwärtige Ruhelosigkeit hat zwei bemerkenswerte Kennzeichen:

1. Sie hat praktisch ein weltweites Ausmaß. Jedes Land ist davon heimgesucht, auch das kleinste. Früher zeigte sie sich eher in unzivilisierten Ländern, heute findet man sie mehr in zivilisierten und reicheren Ländern. Ob die Zivilisation östlich oder westlich ist, ob sie antik oder modern ist, spielt keine Rolle. Der Kommunismus, der Millionen Menschen abgeschlachtet hat, um seine Ziele zu erreichen, hat sie scheinbar abgeschafft, aber unterschwellig existiert sie doch. In Ländern mit größerer Freiheit bläst der Wind der Unruhe und des Umbruchs stark. Er entwickelt sich langsam zum Hurrikan.

2. Die heutige Ruhelosigkeit berührt jeden Bereich menschlicher Gedanken und Aktivitäten. Das gab es noch nie. Weltreiche kamen, blühten und zerfielen, während man sich auf dem Kissen der Philosophie und Wissenschaft ausruhte. Heute gibt es gewalttätige Veränderungen in jede Richtung. Menschliche Geister arbeiten mit fast übermenschlicher Energie an der Formulierung neuer Ideen und Theorien – sozial, politisch, theologisch – und an der Herstellung wundersamer Erfindungen. Was hat das alles zu bedeuten? Diese Frage drängt sich doch jedem nüchternen Beobachter auf. Für den Christen, der sich vor dem Wort Gottes beugt und das Licht, das es ausstrahlt, anerkennt, ist es nicht schwierig, die Antwort zu finden. Menschliche Geschichten geben uns bestenfalls unvollständige Details einiger aktueller Geschehnisse; allein die Bibel offenbart uns den roten Faden göttlicher Absichten, der sich durch die ganze Geschichte zieht. Lasst uns versuchen, dies durch die Leitung des Heiligen Geistes zu erkennen, um so eine göttliche Antwort zu bekommen.

Viele von uns wissen, dass es vor der Flut noch keine Regierung gab. Diese Epoche gipfelte in einer solchen Gewalttätigkeit und Verdorbenheit, dass Vernichtung der einzige Ausweg war (vgl. 1. Mose 6,1–13).

Auf der gereinigten Erde wurde in der Person Noahs eine Regierung eingesetzt (vgl. 1. Mose 9,16). Nach dem Untergang Babels scheint die Autorität von der Hauptlinie der Nachkommen Noahs gewichen zu sein, und jede einzelne Familie fing an, sich ihrem eigenen Stammesoberhaupt unterzuordnen; damit entstand die Idee des Königtums. Von Gottes Seite aus gab es keine Neueinsetzung von Regierungen bis zu der Zeit, als er sein Volk Israel aus Ägypten herausrief, damit er, der große Herr, die Herrschaft in ihrer Mitte ausüben könne.

Der Zeitpunkt, den er wählte, um das zu tun, ist äußerst beachtenswert. Ägypten, eine der ältesten Nationen, war zum Höhepunkt der Herrlichkeit aufgestiegen, hatte die fremde Dynastie der „Hirten-Könige“ vertrieben und wurde unter der Herrschaft mächtiger und kriegerischer Erb-Pharaonen vereinigt, deren Siege sie bis an den Euphrat kommen ließen. Dann machte Gott sein Anrecht an seinem Volk geltend und versetzte dem Bedrücker einen schweren Schlag, was erwiesenermaßen der Anfang vom Ende dieses Weltreichs war. Er trug sein Volk, trotz ihrer Widerspenstigkeit, in das verheißene Land. Der Herr beanspruchte das Land für sich und nahm es durch sein Volk in Besitz. Er beanspruchte es für sich, als Zeichen, dass die ganze Erde ihm gehört. Zweimal wird er in Verbindung mit der Überquerung des Jordans als der „Herr der ganzen Erde“ bezeichnet (vgl. Josua 3,11.13).

Im Land der Verheißung angekommen, gaben sie ihre Sonderstellung als ein allein von dem unsichtbaren Gott geleitetes Volk auf und begehrten einen sichtbaren König. Obwohl das ein ernstes Abweichen von Gott war, wurde es ihnen gestattet und nachdem sie bittere Erfahrungen mit dem Mann nach ihrem Herzen gemacht hatten, erhöhte Gott David, den Mann nach seinem Herzen, setzte ihn als Hirten über sein Volk und dehnte sein Königtum aus, indem er seinen Händen Gelingen gab. Das Diadem, das nicht allein Israels Diadem war, sondern das der ganzen Welt, wurde auf seine Stirn gesetzt und seinen Nachkommen zugesichert. Eine kurze Zeit wurde es von ihm und von seinem Nachfolger Salomo getragen.

Dann begann die unvermeidliche Geschichte des Verfalls. Das Königreich wurde geteilt, nur der kleinere Teil folgte den Trägern des Diadems Davids und die Macht schwand, je mehr der Abfall, trotz gelegentlich von Gott gewirkter Erweckungen, offensichtlich wurde.

Schließlich kam das Ende. Zedekia, der letzte Träger des Diadems – er trug es vielleicht nur noch dem Namen nach –, fügte zu seinen vielen Sünden auch noch Empörung hinzu und verunehrte den Namen Gottes. Daraufhin fiel Jerusalem vor den Babyloniern, wie es nicht weniger als drei Mal in der Schrift berichtet wird (2. Könige 25; 2. Chronika 36; Jeremia 52), und die Herrschaft kam in die Hände Nebukadnezars. Das war der Beginn der „Zeiten der Nationen.”

Genau zu dieser Zeit schrieb der Prophet Hesekiel bemerkenswerte Worte auf. Als das Diadem, das, wie wir uns erinnern, nicht allein das Diadem Israels, sondern das der ganzen Welt war, herunterfiel von der Stirn des letzten, abtrünnigen Fürsten aus der Linie Davids, an dem durch die Hand Gottes ein vergeltendes Gericht geübt wurde, da wurden diese Worte geschrieben. Sie sind so wichtig, dass wir sie in voller Länge zitieren.

„Und du, Unheiliger, Gesetzloser, Fürst Israels, dessen Tag gekommen ist zur Zeit der Ungerechtigkeit des Endes! So spricht der Herr, HERR: Hinweg mit dem Kopfbund (Diadem) und fort mit der Krone! Dies wird nicht mehr sein. Das Niedrige werde erhöht und das Hohe erniedrigt! Umgestürzt, umgestürzt, umgestürzt will ich sie machen; auch dies wird nicht mehr sein – bis der kommt, dem das Recht gehört: Dem werde ich es geben.“ (Hesekiel 21,30–32.

Wie wunderbar aufschlussreich! Welch ein Lichtstrahl über die dunklen Seiten menschlicher Geschichte seit diesem Tag! Das Diadem wurde in der Tat entfernt, und wenn man eine Zusammenfassung der Weltgeschichte aufstellen wollte, so wäre es nichts anderes als ein Bericht von den verschiedenen Anstrengungen der Menschen und Völker, sich selbst zu erhöhen und das Diadem an sich zu reißen und von der sicheren und geschickten Weise, in der Gott sie, wenn es so schien, als ob sie ihr Ziel erreicht hätten, erniedrigt und umgestürzt hat.

Dem Propheten Daniel wurde eine Vision gewährt, die in Daniel 7 aufgezeichnet ist. Sie bestätigte den Traum Nebukadnezars in Daniel 2. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als ob dieser große König das Diadem an sich genommen hätte. Aber als er sich über die Maßen selbst erhöhte, wurde er schmerzlich erniedrigt als ein elender Wahnsinniger (Daniel 4). Nicht lange danach fiel das große Babylon und wurde umgestürzt. Genauso erging es allen nachfolgenden Weltreichen – dem Persischen, dem Griechischen und dem Römischen. Jedes hatte seine Zeit, und jedes wurde am Ende umgestürzt.

Seit dem Zerfall des Römischen Reiches wurde es keinem großen Weltreich mehr gestattet aufzustehen, um praktisch die ganze zivilisierte Welt unter Kontrolle zu halten. Zu einem „British Empire“ ist es erst gar nicht gekommen. Zwei Weltkriege haben seitdem die Erde erschüttert. Aber das Diadem der Welt ist verloren, es ist „nicht mehr.“ Mächtige Nationen, die es gerne wiedergewinnen würden, zögern; aus Furcht, andere umzustürzen, stürzen sie sich selbst.

Der gegenwärtige Zustand eines extrem instabilen Gleichgewichts kann jedoch nicht immer so fortdauern. Nicht wenige sind sich dessen bewusst und sprechen vage von einem „Harmageddon“ und meinen damit einen großen Konflikt, in den die ganze zivilisierte Welt verwickelt sein wird. Anscheinend vergessen sie, dass Offenbarung 16,13–16, wo dieser Begriff vorkommt, nicht einen schrecklichen Kampf von Menschen gegen Menschen vorhersagt, sondern das dreiste und ruchlose Anstürmen der vereinigten Heere gegen Gott. Es ist jedoch mehr als wahrscheinlich, dass diese Warnungen vor kommendem Unheil die nahe Ankunft des echten Harmageddons verkünden. Vielleicht haben ihre Worte, wie die von Kajaphas in Johannes 11,49–52, eine tiefere Bedeutung, als sie selber meinen.

Neue Kräfte sind mit großer Stärke in den letzten Jahren aufgekommen. In Ländern, wo noch eine gewisse christliche Form erhalten geblieben ist, sammeln sie sich um die Idee der „Bruderschaft aller Menschen“, gegründet auf die „universelle Vaterschaft Gottes.“ Die neue, fortschrittliche, humanistische Theologie, der Unitarismus, der Sozialismus, das alles sind Ableger dieser Wurzel. Noch beeindruckender ist der atheistische Kommunismus, der die Gedanken und Aktivitäten großer Nationen beherrscht. Das alles bereitet durch die Macht Satans den Weg für die letzte große Vereinigung der Menschheit, bereit, den Antichristen aufzunehmen.

Manche mögen fordern, zu beachten, dass der Messias, dem das Diadem in Wirklichkeit gehört, schon gekommen ist. Er ist tatsächlich gekommen – aber nicht, um solche Rechte zu beanspruchen, sondern um den Menschen zu gestatten, ihre Stunde zu haben, und der Gewalt der Finsternis zu erlauben, sich durchzusetzen, damit er das Werk der Erlösung durch seinen Tod vollbrächte. Satan, der sich auf gottlose Weise des Diadems bemächtigt hatte, bot es dem Herrn an, als er ihn in der Wüste versuchte. Der Herr lehnte es ab und wählte nicht diese einfache Abkürzung zur Herrlichkeit, sondern die mühsame Straße, die durch Tod und Auferstehung führte – „musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ (Lukas 24,26).

Er sagte jedoch deutlich das Kommen eines anderen Fürsten voraus, der auch ein Diadem – angeblich das Diadem der Erde – aus der Hand Satans annehmen würde. „Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt mich nicht auf; wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen“ (Johannes 5,43).

In den Tagen des Kommens der großen Trinität des Bösen – des Drachens, des Tiers und des falschen Propheten, von denen wir in Offenbarung 13 lesen – wird es so aussehen, als ob Hesekiels Prophezeiung für null und nichtig erklärt werden muss. Die Menschen werden sich in einen solchen Zustand der sogenannten „Bruderschaft“  vereinigt haben, dass es nur noch der Erscheinung eines skrupellosen Übermenschen bedarf, der die Zügel der Macht an sich reißen und die ungeheuerste Tyrannei einrichten wird, die die Welt je gesehen hat. Wenn dieser Stand der Dinge erst erreicht ist, was kann dann die Menschen noch vor dem Netz retten, das sie ihren eigenen Füßen gelegt haben? Vielleicht wird sogar eine große Mehrheit in der etablierten Tyrannei zu neuem Ruhm gelangen. Sie werden sagen „Friede und Sicherheit“ und dabei meinen, dass jetzt das Diadem endlich so dauerhaft wieder gewonnen ist, dass kein Umsturz mehr zu befürchten ist.

Aber „wenn sie sagen: Friede und Sicherheit!, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie” (1. Thessalonicher 5,3). Dann wird der letzte Teil der Prophezeiung Hesekiels eine plötzliche Erfüllung finden. Dann wird der letzte große Sturz im echten Harmageddon stattfinden. Zuerst werden sowohl das Tier als auch der falsche Prophet mit ihren Heeren durch das plötzliche Erscheinen dessen, „dem das Recht gehört“ vernichtet werden. Kurz danach, wie wir annehmen, werden die Nordmächte Gog, der Fürst von Rosch, Mesech und Tubal und alle ihre Verbündeten ihren gewaltigen Sturz erleben, wie es in Hesekiel 38 und 39 vorhergesagt wird. Der letzte und entscheidende Umsturz hat dann stattgefunden.

An diesem Tag wird das lange verlorene Diadem, nicht nur mit den Edelsteinen der Schöpfung, sondern mit den heller strahlenden Juwelen der Erlösung auf dem Haupt des einst verworfenen Menschen von Nazareth, unserem anbetungswürdigen Herrn Jesus glänzen. Von dort wird es nie wieder entfernt, denn obwohl es am Ende der tausend Jahre seiner gerechten Regierung eine von Satan angestiftete Rebellion geben wird (Offenbarung 20,7–10), wird diese Empörung doch augenblicklich niedergeschlagen, sodass es niemals zu einem Umsturz kommen wird. Auf seiner heiligen Stirn wird das Diadem seinen dauerhaften, seinen ewigen Ruheplatz finden.

Was sollen wir angesichts dieser Dinge sagen? Lassen wir vor allem unsere Herzen nicht durch die Ruhelosigkeit und den Geist des Umbruchs, die die heutige Welt erfüllen, beunruhigen. Lasst uns viel mehr darauf achten, dass die Fahne des Zeugnisses für Christus und des Evangeliums, von dem er der Mittelpunkt ist, gehisst bleibt. Gott ändert seine Pläne nicht, wie Menschen es unaufhörlich tun müssen. Die Anweisungen, die der Herr bei seiner Himmelfahrt gab, sind immer noch gültig: Der Heilige Geist ist gekommen und wir folgen den ersten Jüngern nach, zu denen er gesagt hat: „Ihr werdet meine Zeugen sein“ (Apostelgeschichte 1,8).

Lasst uns außerdem weder der Welt die Hand reichen noch ihre Machenschaften und Bewegungen unterstützen, die alle, auch wenn es ihnen nicht bewusst ist, den Weg für den Antichristen bahnen. Lasst uns in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn bleiben, während wir, was unser Verhalten gegenüber den Menschen dieser Welt angeht, die Ermahnungen der Schrift beherzigen: „So viel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden“, und „Lass dich nicht von dem Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten“ (Römer 12,18.21).

Schließlich sollten wir auch in unseren Herzen den Gedanken bewahren, dass die ganze Ruhelosigkeit und alle Umstürze nur so lange andauern „bis der kommt, dem das Recht gehört.“ Sollten wir unsere Blicke nicht auf den Sonnenaufgang dieses lang ersehnten Tages richten und sagen, „Amen, komm, Herr Jesus“?