„Hört, hört meine Rede, und dies ersetze eure Tröstungen! Ertragt mich, und ich will reden“ (Hiob 21,2.3).
Drei Freunde waren gekommen, um den geplagten Hiob zu trösten. Zunächst schwiegen sie sieben Tage. Aber nachdem Hiob das Wort ergriffen und bitterlich über sein Leid geklagt hatte, redeten sie hart auf ihn ein und warfen ihm auch schwere Verfehlungen vor. Die Freunde bildeten sich zwar ein, sie würden göttlichen Trost vermitteln, aber für Hiob waren sie „leidige Tröster“ (Hiob 15,11; 16,2). Er verglich ihre Worte mit Asche, Lehm und Dunst (Hiob 16,2; 13,12; 21,34).
Nachdem Zophar eine flammende Rede über das Elend des Gottlosen gehalten und dabei auf Hiob gezielt hatte (Hiob 20), bat Hiob seine Freunde noch einmal (vgl. Hiob 13,13), ruhig zu sein und ihm aufmerksam zuzuhören. Ihr Schweigen sollte ihre törichten Tröstungen ersetzen! Er wollte seiner Klage freien Lauf lassen (Hiob 7,11; 10,1) und hoffte dabei auf ihre Geduld.
Die flehende Bitte von Hiob macht klar, wie wertvoll das aufmerksame Zuhören für einen Leidenden sein kann. Es ist wohltuend und tröstlich, wenn man jemand hat, der sich die traurigen Gedanken anhört, selbst wenn sie unscharf formuliert sind oder sich öfters wiederholen. Gerade Einsame schätzen es sehr, wenn sie ein offenes Ohr und ein mitfühlendes Herz finden. Das ist viel besser als der Mund, der schnell Phrasen und Plattitüden oder gar sinnlose Anschuldigungen hervorstößt. Ja, Zuhören kann manchmal der beste Trost sein.
Natürlich können auch Worte einen Niedergebeugten ermuntern und aufrichten. Aber bevor Trostworte ins Schwarze treffen, geht ihnen oft geduldiges Zuhören voraus. Das Buch der Sprüche weist verschiedentlich in diese Richtung:
- „Wer Antwort gibt, bevor er anhört, dem ist es Narrheit und Schande“ (Spr 18,13).
- „Das Herz des Gerechten überlegt, um zu antworten; aber der Mund der Gottlosen sprudelt Bosheiten hervor“ (Spr 15,28).
- „Ein Mann aber, der hört, darf immer reden“ (Spr 21,28).
Wer bereit ist, sich auf die Gedanken eines anderen einzulassen, wird schließlich auch Worte finden, die nicht verletzen, sondern das Herz erreichen. Dann wird unter Gebet der Trost weitergegeben, mit dem man selbst von Gott getröstet worden ist (2. Kor 1,4). Das wird seine segensreiche Wirkung zweifellos nicht verfehlen.
[Aus: Im Glauben leben]