Ein Phänomen unserer Tage ist, dass immer weniger Leute immer mehr arbeiten müssen. Auch viele Christen werden im Berufsalltag immer stärker und länger gefordert (ich rede nicht von solchen, die wegen ehrgeiziger Karriereziele freiwillig übermäßig viel arbeiten).

Bei solchen Vielbeschäftigten kann leicht der Gedanke aufkommen: „Ich muss so viel arbeiten, ich habe kaum Zeit, noch etwas für den Herrn zu tun.“ Zur Ermunterung darf entgegnet werden, dass die Bibel die tägliche Arbeit durchaus nicht von dem Dienst für den Herrn abgrenzt. Im Gegenteil. Gerade den Sklaven damaliger Tage, die nun wirklich kaum eine freie Minute hatten, wurde gesagt, dass sie ihre tägliche Arbeit für den Herrn tun konnten. Und dann war es auch Dienst für Christus (vgl. Eph 6,5–8 und Kol 3,23–24).

Auch der Lohn, den der Herr für Treue bei der täglichen Arbeit verspricht – „die Vergeltung des Erbes“ (Kol 3,24) – ist kein geringerer als für Treue im Werk des Herrn im engeren Sinn. Wer sich nur über die viele Arbeit beklagt, missachtet vielleicht die Möglichkeit, dem Herrn dabei zu dienen, indem er die Arbeit so tut, als wäre der Herr selbst der direkte Vorgesetzte.

„Gutwilligkeit“ gegenüber den Vorgesetzten ist zum Beispiel eine Eigenschaft, die unsere tägliche Arbeit zu einem Dienst für den Herrn machen kann (Eph 6,7). Das fällt natürlich besonders schwer, wenn es Vorgesetzte sind, die uns nicht immer fair behandeln, die uns z.B. übermäßig viel Arbeit aufbürden. Zwei Personen aus dem Alten Testament zeigen uns, dass es trotzdem möglich ist, und auch gesegnete Folgen hat.

Mordokai rettete dem König, der ihn und sein Volk in Gefangenschaft hielt, das Leben, indem er das geplante Attentat der beiden Minister vereitelte. Später wurde er nicht nur vom König dafür geehrt, sondern bekam auch eine Position, in der er zum Segen seines Volkes sein konnte.

Der jungen jüdischen Gefangenen im Haus Naamans lag die Gesundheit ihres „Kidnappers“ so am Herzen, dass sie den Hinweis auf den Propheten Elisa gab. Ihre Gutwilligkeit führte zur Heilung und Bekehrung Naamans.

Auf dem Grabstein einer Krankenschwester fand ich die Inschrift: „Sie diente dem Herrn Christus.“ Gut, wenn das auch über unser ganzes Leben gesagt werden kann, und nicht nur über die Stunden, die wir nicht unserer täglichen Arbeit nachgegangen sind.