Gott alleine bewirkt eine Umkehr bei einem Ungläubigen (1. Kor 3,6). Aus Johannes 6,44 wird klar, dass niemand errettet werden kann, wenn der Vater ihn nicht zu sich zieht. So sehr unser Evangelisieren einen Menschen auf den Weg, den Herrn Jesus, hinweisen mag, so sind wir doch nie mehr als ein Wegweiser. Lukas bestätigt das in Apostelgeschichte 16,14, wenn er von Lydia schreibt, dass „der Herr ihr Herz auftat“.
In den Hintergrund treten
Die Bibel gibt mindestens zwei schöne Beispiele davon, wie der Diener völlig hinter dem Dienst zurücktritt und dem Herrn die Ehre überlässt:
- In Apostelgeschichte 8,39 ist davon die Rede, dass der Evangelist Philippus buchstäblich auf einmal verschwand, nachdem der Kämmerer aus Äthiopien sich bekehrt hatte und getauft worden war (wörtlich heißt es, dass Philippus „entrückt“ wurde). Die geistliche Belehrung ist klar: Derjenige, der einen Menschen zu Christus geführt hat, tritt vollkommen in den Hintergrund, sodass der Frischbekehrte nun in göttlicher Gemeinschaft seinen Weg mit Freuden ziehen kann und nur seinen neuen Herrn im Fokus haben soll. Der Evangelist wird nicht verherrlicht und auch auf kein Treppchen gestellt. Er lebt ganz nach dem Motto von Lukas 17,10: „Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren“, und der Geist Gottes, der ihn entrückt, gibt alle Ehre dem wahren Retter.
- Fast noch beeindruckender ist die Haltung von Johannes dem Täufer. Wir lesen: „Am folgenden Tag stand Johannes wieder da und zwei von seinen Jüngern, und hinblickend auf Jesus, der da wandelte, spricht er: Siehe, das Lamm Gottes! Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach“ (Joh 1,35–37). Hier finden wir das Ziel jeder Predigt: Die Zuhörer folgen Christus nach. Als Johannes später sogar darauf angesprochen wird, dass seine eigenen Jünger nun Jesus nachfolgen, fühlt er sich nicht seiner Ehre beraubt, sondern freut sich aufrichtig darüber. Er fühlt sich wohl in der Rolle im Hintergrund, solange nur dem Herrn Jesus alle Ehre zukommt. Seine Antwort zeigt sein ganzes demütiges Herz: „Er muss wachsen, ich aber abnehmen“ (Joh 3,30).
Wir sind Werkzeuge und Gefäße für den Herrn, doch dabei bleibt es auch. Ein Liederdichter sagt zu Recht: „Nur Gefäße, großer Meister, doch gefüllt mit deiner Kraft.“ So wunderbar ein Beitrag zu einer Bekehrung auch ist – und dafür wird es auch Lohn geben –, so wahr ist doch, dass nur Einem Ehre gebührt: dem Retter selbst!