Siehe, wir preisen die glückselig, die ausgeharrt haben. Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist (Jak 5,11).

Mit Wertschätzung reden wir von Gläubigen, die in Schwierigkeiten ausgeharrt haben. Wir preisen sie glückselig. Jakobus hat das am Anfang seines Briefes auch getan, als er schrieb: „Glückselig der Mann, der die Prüfung erduldet [oder: darin ausharrt]“ (Jak 1,12). Doch Jakobus betont in seinem Brief, dass es nicht zuerst auf unsere Worte, sondern auf unsere Taten ankommt (vgl. Jak 1,22 ff.). So liegt in seinen Worten die unausgesprochene Ermahnung, dass wir auch selbst ausharren sollen. Es genügt nicht, das Ausharren bei anderen anzuerkennen, sondern unser eigenes Ausharren sollte ein vollkommenes Werk haben (Jak 1,4).

Ferner spricht Jakobus in dem eingangs zitierten Vers davon, dass wir etwas von dem Ausharren Hiobs gehört haben. Auch hier ist jedem Leser des Jakobusbriefes klar, dass es nicht bei dem Hören bleiben kann (vgl. Jak 2,14 ff.). Hiobs Ausharren lädt zum Nachahmen ein: Ausharren soll für jeden von uns zur gelebten Wirklichkeit werden.

Das Ausharren Hiobs

Wie können wir ausharren, wie Hiob es getan hat? Zwei Äußerungen Hiobs sind hier besonders richtungsweisend, weil sie uns seine innere Haltung deutlich zeigen.

Nachdem Hiob seinen Besitz und seine Kinder verloren hat, sagt er zu den Boten, die ihm die schrecklichen Nachrichten überbringen: „Nackt bin ich aus meiner Mutter Leib gekommen, und nackt werde ich dahin zurückkehren; der Herr hat gegeben, und der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen!“ Und weiter heißt es: „Bei all diesem sündigte Hiob nicht und schrieb Gott nichts Ungereimtes zu“ (Hiob 1,21.22).

Hiob macht damit klar: Alles, was ich habe und besitze, kommt von Gott. Dieser große Gott hat das Recht und die Weisheit, mir alles zu nehmen, bevor ich es im Tod ohnehin loslassen muss. Gott darf nehmen, was Er mir gegeben hat. Das sich im Glauben bewusst zu machen, ist ein wichtiger Schlüssel, um ausharren zu können und vor der Sünde der Auflehnung bewahrt zu bleiben.

Als Hiob danach von dem Satan mit einer schweren Krankheit geschlagen wird, sagt er zu seiner Frau, die ihn anstachelt, sich von Gott abzuwenden: „Du redest, wie eine der Törinnen redet. Wir sollten das Gute von Gott annehmen, und das Böse sollten wir nicht auch annehmen?“ Und hier lesen wir: „Bei all diesem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen“ (Hiob 2,10).

Hiob zeigt damit, dass er nicht nur das Gute, sondern auch das Böse[1] aus der Hand Gottes annehmen will. Gott darf schicken, was mir Not macht. Das sich vor Augen zu führen, ist ein weiterer Schlüssel, um ausharren und an Gott festhalten zu können.

Das Ausharren in unserer Biografie

Hiob hat ausgeharrt und sich nicht von Gott abgewendet. Die Schrift liefert uns viele Beispiele von Menschen, die sich dem Willen Gottes vertrauensvoll untergeordnet haben. Auch die Geschichte der christlichen Kirche legt Zeugnis von dem Ausharren von Glaubensmännern und -frauen ab. Wenn wir davon lesen oder hören, sind wir beeindruckt und reden vielleicht auch gerne darüber. Aber es drängt sich die große Frage auf, wie es in unserer eigenen Lebensbiografie aussieht. Harren wir in Schwierigkeiten aus? Nehmen wir es wirklich aus Gottes Hand an, wenn Er uns etwas Gutes wegnimmt oder wenn Er uns etwas Böses sendet?

Dabei müssen wir uns nicht einfach einem Stärkeren unterordnen, sondern dürfen darauf vertrauen, dass das „Ende des Herrn“ gut sein und seine Barmherzigkeit völlig offenbaren wird. Bis dahin wollen wir – ausharren.

[Aus der Monatszeitschrift Im Glauben leben]


Fußnoten:

  1. „Das Böse“ ist das Schlimme, das Unangenehme bzw. das Unglück (so wird das hebräische Wort in Hiob 2,11 auch übersetzt.)