„Die Kraft der Lastträger sinkt, und es ist viel Schutt da, und so vermögen wir nicht mehr an der Mauer zu bauen.“ (Neh 4,4)
Die Mauer musste unbedingt wieder aufgebaut werden. Doch da, wo ein Werk Gottes beginnt, fährt der Teufel direkt schwere Geschütze auf.
Durch Lästerung, Beleidigungen, Widerstand und offene Attacken versuchte der Feind, die Arbeit zu behindern.
Unser Vers zeigt uns nun eine weitere Gefahr, die das Herz der Arbeiter damals entmutigte: Der ganze Schutt von mehr als 140 Jahren (Zerstörung der Stadt 586 v. Chr. – Ankunft Nehemias in Jerusalem 445 v.Chr.) war im Weg!
Für die Arbeiter waren die Altlasten der Vergangenheit ein Hindernis für das Arbeiten in der Gegenwart. Und darunter leidet das zukünftige Werk.
Auch bei uns heute kann es sein, dass wir die Altlasten der Vergangenheit als so erdrückend wahrnehmen, dass wir lieber gleich das Handtuch werfen. Das können Fehler in der Familie sein (beispielsweise ein Vater, durch dessen harte Erziehung man Schaden genommen hat). Das können Fehler unter den Geschwistern sein (beispielsweise eine harte Trennung, die man hautnah miterlebt hat). Das können Fehler im eigenen Leben sein (beispielsweise Sünden der Jugendzeit oder eine knechtende Sucht). Es muss sich übrigens auch gar nicht um eigenes Versagen handeln – die Arbeiter unter Nehemia lebten noch gar nicht, als der Schutt aufgehäuft wurde –, alleine das Versagen, das man um sich herum sieht, mag genug sein, um das Arbeiten zu behindern.
Wir wollen uns nicht von Altlasten entmutigen lassen, sondern mutig mit anpacken. Es gibt viel zu tun und der Herr möchte uns dazu die Kraft geben. Erlauben wir es der Vergangenheit nicht, die Gegenwart zu verdunkeln. Oft mag man denken: „Dieses oder jenes habe ich zwar vergeben, aber ich kann es nicht vergessen“, und man kann es sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie eine bestimmte Altlast jemals von den Schultern genommen werden kann. Doch vertrauen wir dem Herrn, dass er jede Bitterkeit wegnehmen kann?
Übrigens: Nur wenige Verse später lesen wir: „Und die Lastträger luden auf“ (Neh 4,11). Der Mut kam zurück, die Arbeit wurde aufgenommen – und kurze Zeit später auch erfolgreich beendet!