Christen haben viele Kraftquellen für den Alltag. Eine davon ist es, sich den Herrn Jesus in der Herrlichkeit anzuschauen. Eine weitere ist die, Ihn während seines Lebens auf der Erde zu betrachten. Das möchten wir in einer kurzen Serie tun, und zwar unter dem Gesichtspunkt seiner Körperteile. Was lernen wir bezüglich seiner Augen, Hände und Füße?

  • Ein erbarmungsvoller Blick

    Mt 9,36: „Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und hingestreckt waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.
    Der Herr Jesus  sah nicht nur die Menschen vor sich, sondern blickte tiefer ins Herz. Dort sah Er: nichts. Völlige leere. Menschen auf dem Weg ins Verderben. Diese Situation ließ Ihn nicht gleichgültig, nein, sie schmerzte Ihn in sein Inneres hinein. Niemals war Er teilnahmslos, wenn Er das (geistliche) Elend seiner Mitmenschen sah. Wir können zwei Dinge mitnehmen: Erstens wollen wir dankbar sein, dass Er auch uns mit diesem Blick gesehen und dann gerettet hat. Zweitens möchten auch wir diesen Blick auf unsere verlorenen Mitmenschen haben und dabei nicht gleichgültig sein.
  • Ein tränenüberströmter Blick

    • Lk 19,41: „Und als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er über sie.
      Den Schmerz, den der Herr Jesus bei der vorigen Stelle empfindet, kann man Ihm hier äußerlich ansehen: Er weint. Tränen fließen Ihm die Wangen herunter, weil Er die Ablehnung der Menschen sieht. Es bricht Ihm sozusagen das Herz, über ihren Weg in die Hölle nachzudenken.

    • Joh 11,33–36: „Als nun Jesus sie weinen sah und die Juden weinen, die mit ihr gekommen waren, seufzte er tief im Geist und erschütterte sich und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sagen zu ihm: Herr, komm und sieh! Jesus vergoss Tränen. Da sprachen die Juden: Siehe, wie lieb hat er ihn gehabt!“ 
      Der Herr Jesus steht am Grab seines guten Freundes Lazarus und weint (obwohl Er selbstverständlich weiß, dass dieser in wenigen Minuten wieder unter den Lebenden sein würde). Er steigt somit ein in die Not, die die Trauernden gerade durchmachen. Weil Er (außer der Sünde) jedes vorstellbare Leid auf dieser Erde selber durchlebt hat, kann Er jetzt „Mitleid haben“ mit uns (Heb 4,15). Einfach gesagt: Er weiß, wie du dich fühlst. Seine tränenreichen Augen am Grab zeugen davon.

    • Heb 5,7: „Er hat mit starkem Geschrei und Tränen dargebracht.“
      Der Herr Jesus weint ein drittes Mal. Diesmal fließen Tränen, weil Er das furchtbare Leiden am Kreuz vor sich sieht; dabei geht es weniger um die Folter der Kreuzigung, sondern um das „Bestürztsein“ und „Beängstigtsein“ seiner Seele wegen des Gerichts Gottes. Wir sehen hier, wie schwierig der Weg nach Golgatha war – Er ging diesen  Weg keineswegs innerlich unbeteiligt. Nein, Er ging trotz aller Schwere weiter, und zwar aus Liebe zum Vater und zu uns.

  • Ein „überblickender“ Blick

    Mk 5,38: „Und sie kommen in das Haus des Synagogenvorstehers, und er sieht ein Getümmel und wie sie weinten und laut jammerten.
    Der Herr Jesus ist Herr über jede Lage, Er überblickt alles, nichts entgleitet seiner Kontrolle. Er sieht das tränenreiche Getümmel vor sich. So ähnlich ist es etwas später, wenn Er „seine Jünger beim Rudern Not leiden sieht“ (Mk 6,48). Dabei denken wir auch an 2. Mose 3,7 („Gesehen habe ich das Elend meines Volkes“) und Offenbarung 2,9 („Ich kenne deine Drangsal“). Auch bei dem Gelähmten, der seit 38 Jahren hilflos vor dem Teich lag, lesen wir: „Als Jesus diesen daliegen sah …“ Der Herr sieht auch unsere Not – und hat alles unter Kontrolle.
  • Ein prüfender Blick

    Mt 9,2: „Und siehe, sie brachten einen Gelähmten zu ihm, der auf einem Bett lag; und als Jesus ihren Glauben sah“ 
    Leider ist das Glaubenslauben oft ein Auf und Ab, worin es mehr einer Achterbahn gleicht, anstatt ruhig und konstant zu sein. Der Herr sieht unser „Glaubensniveau“ (dabei geht es keinesfalls um den errettenden Glauben und somit auch nicht um die Frage der Heilssicherheit und -gewissheit, sondern um das tägliche Glaubensvertrauen). In Markus 4,40 fragt der Herr Jesus die ängstlichen Jünger, warum sie „keinen Glauben“ haben; in Matthäus 14,31 nennt Er den zweifelnden Petrus „Kleingläubigen“. Der obige Vers zeigt uns im Gegensatz einen großen Glauben, den der Herr belohnt. Auch Er prüft unser Vertrauen und belohnt es. Und wenn er nicht bei 100 Prozent ist? Dann dürfen wir beten: „Herr, mehre uns den Glauben“ (Lk 17,5).
  • Ein wiederherstellender Blick

    Lk 22,61.62: „Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an; und Petrus erinnerte sich an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.“ 
    Man kann sicherlich mehrere Etappen auf dem Weg zur Wiederherstellung von Petrus finden. Ein wichtiger Schritt dabei war jedoch sicher der Blick des Herrn Jesus. Er war genug, um den untreuen Jünger zur Reue und Buße zu bringen. Wenn wir uns vom Herrn entfernen, lauwarm werden oder gar in Sünde leben, blickt Er uns ebenso an – um uns zurückzuführen in die Gemeinschaft mit Ihm.
  • Ein wertschätzender Blick

    Mk 12,41: „Und Jesus setzte sich dem Schatzkasten gegenüber und sah zu, wie die Volksmenge Geld in den Schatzkasten legt.“ 
    Der Herr Jesus schaut zuallererst nur den Schatzkasten an, doch Er blickt tiefer.  Er sieht die Hingabe des Herzens (die sich sehr oft eben im Geldbeutel zeigt) und wertschätzt sie. Dass die Witwe 100 Prozent ihres Herzens (und Vermögens) an Gott abgab, ist für alle Ewigkeiten im Wort Gottes festgehalten. Auch heute sitzt der Herr unserem Herzen und dem Schatzkasten gegenüber und sieht, wie es um unsere Hingabe steht. Das wertschätzt Er.

Zum Schluss ergänzen wir noch einen belohnenden Blick aus dem Alten Testament, aus 2. Chronika 16,9 („Denn die Augen des HERRN durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist“). Der Herr sucht nach ungeteilten Herzen, wo Er allein den ersten Platz hat. Die Folge ist Lohn.