„Jetzt aber komme ich zu dir; und dieses rede ich in der Welt, damit sie meine Freude völlig in sich haben“ (Joh 17,13).

Jetzt geht es um die Freude der Jünger, und diese völlige Freude haben wir in diesem Zusammenhang dreimal.

Das erste Mal haben wir sie in Johannes 15,9–11: „Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibt in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde“. Hier haben wir also die völlige Freude im Zusammenhang mit dem Halten der Gebote. Wer seine Gebote hält, bleibt in seiner Liebe, und zwar genauso, wie der Herr Jesus die Gebote seines Vaters gehalten hat und in seiner Liebe geblieben ist.

Wir haben hier das Geheimnis wahren Gehorsams. Wahrer Gehorsam hat zu tun mit Liebe. Das Kind gehorcht seinem Vater nicht aus Zwang, nicht weil es muss, nicht weil es die Strafe fürchtet, sondern weil es seinen Vater liebt, und wenn das nicht so ist, dann stimmt etwas nicht und dann ist vielleicht auch noch Erziehungsarbeit zu leisten, denn Kinder müssen lernen. Aber Liebe ist der wahre Hintergrund bei jedem Gehorsam, mindestens wenn es sich um Vater und Sohn handelt.

Nun wissen wir, dass der Herr Jesus allezeit vollkommen war. Er war von Herzen demütig als Mensch hier auf der Erde, und doch hat Er der Erfahrung nach – ich sage „der Erfahrung nach“ und nicht „sittlich“ – an dem, was er litt, den Gehorsam gelernt. Das lesen wir ja in Hebräer 5, weil er in der Herrlichkeit des Vatershauses keine Gelegenheit hatte, damit Bekanntschaft zu machen. Ein sehr bewährter Ausleger der Heiligen Schrift hat einmal gesagt: „Ich muss Gehorsam lernen, weil ich ein ungehorsames Geschöpf bin. Er musste Gehorsam lernen, weil er kein Geschöpf ist“. Das ist der Unterschied!

Aber ich möchte hinweisen auf diesen Punkt der Liebe, denn das ist die Art von Gehorsam, die mit Freude im Herzen getan wird, und das ist, was Gott bei uns sucht: Solche, die nicht aus Zwang, aus Pflichtbewusstsein handeln, sondern als Ausdruck der Liebe. Davon spricht der Herr Jesus in Johannes 15 und sagt, wenn man das so tut, wie Er das getan hat – Er ist in der Liebe seines Vaters geblieben, in diesem wärmenden Sonnenschein der Liebe des Vaters, und da war Gehorsam seine Speise. „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat“. Das war sein Lebensinhalt, das war der Motor, so wie die Speise für unseren Leib die Energiequelle, der Motor ist, der alles in Gang setzt. So war das bei Ihm, und dann sagt Er: „Damit meine Freude in euch sei“ – das ist die Freude, die der Herr Jesus auf Erden genossen hat in der vollkommenen Übereinstimmung mit dem Vater – „und eure Freude völlig werde“.

Das ist nichts Geringes, aber Er zeigt uns noch mehr. Das Nächste haben wir dann in Johannes 16,24: „Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei“. Hier geht es um – vielleicht darf ich das so sagen – die neue Entdeckung, die die Jünger jetzt machen würden: „Jetzt können wir ja direkt zum Vater beten! Wir können zu Ihm gehen und bitten!“ Und so, wie sie das taten, empfanden sie die ganze Liebe des Vaters, und das Herz ging ihnen auf. Das war diese andere, neue Art von Freude, und die sollte völlig werden, sich gänzlich in ihren Herzen ausbreiten und sie erfüllen, indem sie jetzt dieses Verhältnis zum Vater kannten und es vor allen Dingen praktisch erprobten. Wenn wir das nicht tun, was der Herr Jesus hier sagt, nämlich zum Vater zu bitten, dann werden wir das nicht erfahren.

Jetzt kommt die dritte Stelle hier in unserem Kapitel: „Damit sie meine Freunde völlig in sich haben“. Das sagt Er in dem Augenblick, wo Er zum Vater zu gehen im Begriff stand: „Jetzt aber komme ich zu dir; und dieses rede ich in der Welt, auf dass sie meine Freude völlig in sich haben“. Was müssen sie hier tun? Hier müssen sie gar nichts tun. Der Herr Jesus redet zum Vater, damit sie diese seine Freude völlig in sich haben sollten. Hier müssen wir das nur glauben, wir müssen das betrachten, verstehen lernen. Der Herr Jesus ist jetzt beim Vater: „Ich komme zu dir“, und redet das in der Welt gleichsam in dem Augenblick, wo Er im Begriff stand, zum Vater zu gehen, damit sie seine Freude völlig in sich haben sollten.

Wenn wir das bedenken, dass der Herr Jesus jetzt beim Vater ist, und wenn wir es lernen, uns ein wenig mit Ihm zu freuen, dass Er jetzt zur Rechten Gottes ist – denn Er ist in diesem Sinne ja schon verherrlicht! Noch wird seine Herrlichkeit nicht geschaut! Sie wird geschaut werden, wenn Er mit den Seinen erscheint in Macht und Herrlichkeit, aber Er für sich genießt jetzt schon die Verherrlichung dessen, der das Werk erfüllt hat, der zur Rechten Gottes sitzt. „Setze dich zu meiner Rechten, auf den Platz der Ehre als Belohnung für das vollbrachte Werk“. Diese Freude – denken wir daran? Genießen wir sie ein wenig mit?

Wir sind noch nicht verherrlicht, wir sind noch hier auf der Erde und noch in den Kleinkrieg der Umstände verwickelt, aber „damit sie meine Freude völlig in sich haben“. Petrus spricht in seinem ersten Brief im ersten Kapitel davon, dass wir mit unaussprechlicher verherrlichter Freude frohlocken. Das steht nicht im Zusammenhang hiermit, aber bemerkenswert ist es doch, dass wir jetzt, wo wir noch nicht verherrlicht, sondern noch im Leib der Niedrigkeit sind, doch verherrlichte Freude genießen können. Das bedeutet nichts anderes als Freude, deren Ursprung himmlisch ist, Freude, die dort ihre Quelle hat, Freude, die der verherrlichte Herr zur Rechten Gottes jetzt im Herzen hat und von der wir etwas wissen dürfen.

 „Die wir mit ihm teilen“ ist vielleicht zu viel gesagt, aber wir dürfen sie ein wenig mitgenießen, indem wir uns für Ihn freuen. Wir freuen uns viel zu wenig für den Herrn Jesus. Wir freuen uns viel für uns, und das dürfen wir auch, immer wieder. Wir freuen uns über das Werk, das Er für uns vollbracht hat. Aber wenn wir uns für Ihn freuen und sagen: „Herr Jesus, ich freue mich, dass das Werk hinter Dir liegt, dass Du jetzt zur Rechten Gottes bist, dass Du jetzt die Ehre genießt von den himmlischen Mächten und den himmlischen Autoritäten und Heerscharen. Ich freue mich für Dich! Ich sehe zwar hier nichts davon, aber ich weiß das durch die Belehrung deines Wortes, und ich freue mich für Dich, dass du das jetzt genießt“. Vielleicht wird dann auch etwas von dem Wirklichkeit, was der Herr Jesus hier vom Vater erbeten hat – dass sie seine Freude völlig in sich haben.