MARIA: Eine junge Gläubige, die dem Herrn in allen Dingen gefallen möchte.
JOHANNA: Eine junge Gläubige, die keinen Schaden darin sieht, der neuesten Mode zu folgen.
HERR GRIM: Ein älterer Christ, der sehr, sehr entschiedene Ansichten über Kleidung hat.
HERR P.: Ein älterer Christ, der um Rat gefragt wird.
Maria: Guten Abend, Herr P., wir sind hier, um mit Ihnen über eine kleine Angelegenheit zu sprechen, die ich sehr schwierig finde. Ich hoffe, Sie halten sie nicht für zu gering, um Ihre Aufmerksamkeit zu beanspruchen.
Herr P.: Ich glaube nicht, dass ich das werde. In der Tat sind die kleinen Dinge im Leben eines Christen oft von großer Bedeutung. Kleine Füchse können, wie du weißt, die Weinstöcke verderben, denn die Trauben sind zart (Hld 2,15). Wenn wir also, am Weinstock bleibend (Joh 15), Frucht bringen wollen, sollten wir uns vor allem hüten, wie klein es auch sein mag, was unser Zeugnis für Christus in irgendeiner Weise beeinträchtigen könnte.
Maria: Da mich der Herr in seiner Barmherzigkeit zu sich gezogen und mich zu seinem Eigentum gemacht hat, ist es mein aufrichtiger Wunsch, für Ihn zu leben und alles zu tun, um Ihm zu gefallen. Und nun möchte ich Sie fragen, ob es aus Ihrer Sicht einen Unterschied macht, wie ich mich kleide. Johanna ist der Meinung, dass es egal ist; aber Herr Grim sagt, er sei überrascht, dass ein Kind Gottes auch nur einen einzigen Gedanken an ein so weltliches Thema wie „Kleidung“ verschwendet. Ich selbst weiß nicht, wie ich darüber denken soll; aber ich wäre sehr froh, wenn Sie mir anhand der Heiligen Schrift helfen könnten.
Herr P.: Da das Wort Gottes ein Licht für unseren Weg ist, ist es sicherlich der Ort, an den wir uns wenden sollten, und wir wollen uns von ihm leiten lassen. Aber was sagt Johanna dazu?
Johanna: Ich denke, es ist ein ziemlich unbedeutendes Gesprächsthema. Was spielt es für eine Rolle, wie man sich kleidet? Gott schaut auf das Herz, nicht auf die Kleidung. Ich würde gerne mal wissen, ob jemandem sein Platz im Himmel sicherer ist, weil er sich wie ein Spießer kleidet.
Herr P.: Sei dir nicht so sicher, liebe Johanna, dass es nur eine Kleinigkeit ist. Was dir so unbedeutend und unwichtig erscheint, kann bei anderen einen sehr großen Einfluss zum Bösen haben. Angenommen, dein prachtvolles Kleid wäre ein Stolperstein für einen Mitgläubigen oder ein Hindernis für die Bekehrung eines Ungläubigen, wäre es dann eine Kleinigkeit?
Johanna: Wenn die Leute nicht so sehr auf die anderen schauen würden, würden sie auch nicht so oft straucheln. Und überhaupt, es geht niemanden außer mir selbst etwas an, wie ich mich kleide.
Herr P.: Sachte, liebe Johanna, das klingt zu sehr nach dem, was Kain sagte, nachdem er seinen Bruder getötet hatte: „Bin ich meines Bruders Hüter?“ Du oder ich können nicht verhindern, dass andere auf uns schauen; und ob wir es wollen oder nicht, wir haben einen Einfluss auf die Menschen um uns herum, zum Guten oder zum Bösen. Durch die Kraft Gottes sind die Gläubigen in Christus eins geworden, nicht nur Kinder derselben Familie, sondern sogar noch enger miteinander verbunden als Glieder desselben Leibes (1. Kor 12,25–27). Deshalb haben wir die eindringliche Warnung in 1. Korinther 8,9–12: „Gebt aber acht, dass nicht etwa diese eure Freiheit den Schwachen zum Stolperstein wird. Denn wenn jemand dich, der du Erkenntnis hast, in einem Götzentempel zu Tisch liegen sieht, wird nicht sein Gewissen, da er schwach ist, bestärkt werden, die Götzenopfer zu essen? Und durch deine Erkenntnis kommt der Schwache um, der Bruder, um dessentwillen Christus gestorben ist. Wenn ihr aber so gegen die Brüder sündigt und ihr schwaches Gewissen verletzt, so sündigt ihr gegen Christus.“ Nun, bei dieser „Sünde gegen Christus“ ging es um eine „Kleinigkeit“, nämlich darum, ob ein Christ Fleisch essen dürfe oder nicht, das den Götzen geopfert worden war.
Denen, die meinten, dass das Fleisch nicht schlechter war, weil es auf diese Weise angeboten wurde, und dass sie selbst durch den Verzehr weder besser noch schlechter würden (1. Kor 8,8), denen, sage ich, schien es wirklich eine Kleinigkeit zu sein; aber den Schwachen erschien der Verzehr solcher Dinge als eine sehr ernste Angelegenheit – eine höchst abscheuliche Sünde. Der Rat des Apostels ist hier von äußerster Wichtigkeit. Die Starken sollten die Angelegenheit nicht von ihrem eigenen Standpunkt aus betrachten, sondern von dem der Schwachen (Röm 15,1). Das, was an sich so unbedeutend war, wird wegen der schwachen Brüder von größter Bedeutung. Und wenn jemand diese Betrachtungsweise verachtete und so sprach wie du, Johanna, so sagt der Apostel: „Warum verachtest du deinen Bruder? Denn wir werden alle vor den Richterstuhl Christi gestellt werden“ (Röm 14,10). Und daraus lernen wir, dass wir vor Gott Rechenschaft darüber ablegen müssen, ob wir – auch in Kleinigkeiten – Stolpersteine für die Schwachen waren, für die Christus gestorben ist. Wie ernst ist das!
Johanna: Ich sehe durchaus die Wahrheit in manchen Dingen, die Sie sagen, Herr P. Natürlich, ein Christ, der auf Bälle, in Theater und Singspielhallen [1] geht, würde zweifellos viele zu Fall bringen und sie in schreckliche Sünde führen; aber ich kann nicht erkennen, dass ein schönes Kleid irgendjemanden zum Straucheln bringt.
Herr P.: Aber angenommen, Johanna, eine schwache Christin würde dir in deiner Kleiderliebe folgen; und sie wäre zu Hause von solchen umgeben, die Bälle und Theater liebten und versuchten, diese schwache Christin in die Irre zu führen. Satan würde ihr sofort sagen, dass es nicht schädlicher sei, an den Vergnügungen der Welt teilzuhaben, als sich wie die Welt zu kleiden. In einem schwachen Moment gibt sie der Versuchung nach; und dann rutscht sie von kleinen Sünden in große und wird schließlich zu einem moralischen Wrack. Doch wer trägt die Schuld am ersten Schritt?
Nochmal: Selbst, wenn deine Sorge um die Kleidung nicht zwischen deine eigene Seele und Christus geraten sollte (was sie aber sicher wird), könntest du leicht dazu beitragen, die Gemeinschaft eines schwachen Gläubigen zu zerstören. Auf jeden, der sicher am Rande einer steilen Klippe entlanggehen kann, kommen zwanzig oder mehr, denen schwindlig wird und die hinunterfallen. Wer also eiserne Nerven hat, sollte sich um der anderen willen vom Rand der Klippen fernhalten. Christen sollten wie Leuchttürme sein, die vor der Gefahr warnen, und nicht wie Irrlichter, die die Unvorsichtigen in den Sumpf und Morast locken. Siehst du, Johanna, uns wird gesagt, wir sollen „aufeinander Rücksicht nehmen“. Wir sollten uns also bemühen, einander näher zu Christus zu bringen und nicht auch nur ein Haar zwischen die Seele eines anderen und Ihn zu legen.
Maria: Ich fürchte sehr, dass Kleidung ein Fallstrick für mich sein könnte, so wie Sie es beschreiben; denn wenn ich im Begriff bin, etwas Neues zu besorgen, werde ich ganz aufgeregt. Ich liege nachts stundenlang wach und überlege, welche Farbe es haben soll, wie es beschaffen sein soll und so weiter. Ich vergesse, mein Kapitel zu lesen, haste durch meine Gebete, verliere die Beherrschung und alles scheint schiefzugehen. Ich weiß, dass es nicht so sein sollte. Ich erinnere mich, als ich mich bekehrte, da sagte mein Vater, der kein Christ ist, sehr spöttisch, er sei froh, dass ich „fromm“ geworden sei, denn dann müsse er nicht so viele neue Kleider für mich kaufen.
Herr Grim: Das zeigt eben, dass selbst die Welt nicht damit rechnet, dass Christen sich wie Puppen aufmachen. Es ist einfach konsequent, wenn wir der Welt entsagt haben, dies auch in unserer Kleidung sichtbar werden zu lassen. Wir sollten nicht mit Christus im Herzen und der Welt im Gepäck herumlaufen.
Herr P.: Das stimmt, aber die Frage ist, wie wir der Welt zeigen können, dass wir von ihr befreit sind.
Herr Grim: Das ist ganz einfach: Trage andere Sachen als die Welt.
Herr P.: Aber ich fürchte, Herr Grim, dass derjenige, der bemüht ist, sich anders zu kleiden als die Welt, genauso viel über Kleidung nachdenkt wie derjenige, der damit beschäftigt ist, ihren Modetrends zu folgen. Christus muss in beiden Herzen einen zweitrangigen Platz einnehmen, während wir uns sicherlich alle einig sind, dass Er den ersten Platz einnehmen sollte.
Es besteht kein Zweifel daran, dass auffällige und prächtige Kleidung ein Zeichen von Stolz und dem Wunsch ist, bewundernde Blicke der Mitmenschen auf sich zu ziehen. Ein Beispiel dafür finden wir in Jesaja 3,16–26. Dort spricht der HERR sehr streng zu den Töchtern Zions, die mit emporgerecktem Hals und lüsternen Blicken umhergingen, trippelnd liefen und mit ihren Füßen klirrten. Sie wollten, dass man ihre Ketten und Armbänder, ihre Ringe und ihren Nasenschmuck, ihre Kopfbünde und Mäntel, ihre Hüte und Schleier beachtete. All dies zeigte deutlich genug, dass ihre Herzen ebenso leer von der Furcht des HERRN waren wie ihre Köpfe von einem gebührenden Sinn für weiblichen Anstand; und deshalb warnt der HERR sie, dass Er sie mit Sicherheit für ihre weltlichen Wege richten wird. Das ist die eine Seite.
Und so falsch diese Seite auch ist, so falsch sind diejenigen, die sich in das andere Extrem stürzen. Wenn die Pharisäer fasteten, streuten sie Asche auf ihr Haupt, beschmutzten und entstellten ihr Gesicht und schauten unsagbar traurig drein; aber nur, damit sie den Menschen als Fastende erscheinen (Mt 6). Aus einem ähnlichen Grund machten sie ihre Gebetsriemen breit und die Säume an ihren Gewändern groß (Mt 23,5). Heuchler wie sie waren, kleideten sie sich nur für die Augen der Menschen; und trotz der scheinbaren Bescheidenheit ihres Gewandes waren ihre Herzen voller Stolz. Thomas à Becket, der Erzbischof von Canterbury, der ständig schmutzige Sacktücher auf seinem Leib trug, war bekanntlich der stolzeste und anmaßendste Mann seiner Zeit. So können schließlich auch der „Freund“[2] in seinem nüchternen grauen Anzug und das „Heilsarmee-Mädchen“ mit ihrer Haube so stolz sein wie eine „West-End“-Schönheit[3] in ihren Diamanten und Spitzen. Kleidung, das dürfen wir nicht vergessen, ist nur eine äußerliche Sache; und wenn das Herz nicht richtig steht, ist alles andere falsch.
Johanna: Es freut mich, zu sehen, mein lieber Herr P., dass Sie mir zustimmen, dass Kleidung eine Angelegenheit von sehr geringer Bedeutung ist.
Herr P.: Nein, nein, Johanna, das habe ich nicht gesagt; ich denke tatsächlich anders. Mein Anliegen ist es, dass wir das Thema aus dem richtigen Blickwinkel betrachten.
Jeder Christ hat ein Inneres und ein Äußeres sowie ein Äußeres und ein Inneres. Und wir sollten danach streben, dass unser Äußeres (d.h. unsere Worte, Taten und unser Aussehen) mit unserem Inneren (d.h. unseren Herzen und Motiven) übereinstimmt und dass beide dem Willen Gottes entsprechen. Wir können Gott niemals täuschen; aber wir können unsere Mitmenschen täuschen, denn sie beurteilen unser Inneres nach dem, was sie von außen sehen. Nun ist der Gläubige, der Christus im Innern und die Welt im Äußeren hat, gewiss falsch und untreu; derjenige aber, der nach außen hin einen christlichen Anschein erweckt, aber im Innern unheilige Motive hat, ist nichts anderes als ein scheinheiliger Heuchler.
Maria: Oh, Herr P., ich fürchte, ich erscheine oft ganz anders, als ich wirklich bin. Ich hoffe, ich bin nicht das, was Sie sagen.
Herr P.: Ich spreche primär von solchen, deren allgemeine Lebensweise so ist. Der Christ, dessen tiefer Wunsch es ist, Christus zu gefallen, kann nicht als Heuchler bezeichnet werden, auch wenn er zuweilen versagen sollte. Leider wandeln nur sehr wenige von uns würdig der Berufung, zu der wir berufen sind. Dennoch möge jeder danach streben, in Zukunft reiner und konsequenter zu sein.
Wenn wir uns nun dem Wort Gottes zuwenden, werden wir feststellen, dass es kein bloßes Modebuch ist, das uns Vorschriften über den Schnitt unserer Kleider macht; sondern, besser noch, es gibt uns allgemeine und übergreifende Grundsätze, die uns, wenn wir bereit sind zu lernen und zu gehorchen, in der vor uns liegenden Angelegenheit deutlich genug leiten werden. Nehmen wir den äußerst umfassenden Vers (1. Kor 10,31): „Ob ihr nun esst oder trinkt oder irgendetwas tut, tut alles zur Ehre Gottes“; und auch: „Alles, was immer ihr tut, im Wort oder im Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus“ (Kol 3,17). Hier, in der ersten dieser Stellen erfahren wir, was das Ziel jeder Handlung sein soll, nämlich „die Ehre Gottes“; und in der zweiten, was der Charakter jeder Handlung sein soll, nämlich „getan im Namen des Herrn Jesus“.
Maria: Was bedeutet „im Namen des Herrn Jesus“?
Herr P.: Es bedeutet, dass wir uns immer vor Augen halten sollten, dass wir hier auf Erden für den Herrn Jesus handeln; und alles, was wir tun, sollte so getan werden, wie Er es tun würde, wenn Er selbst hier wäre. Als die Jünger im Namen Jesu Teufel austrieben, war es so, als hätte Er es selbst getan. So sollte ein Christ alles tun, als ob Er es selbst tun würde – auch hinsichtlich der Kleidung.
Maria: Wissen wir, welche Art von Kleidung der Herr Jesus trug, als Er auf der Erde war?
Herr Grim: Wir wissen, dass Er nicht in Purpur und Scharlach gekleidet war, außer als die Soldaten dies zum Spott taten.
Johanna: Aber wir wissen, dass Er nicht in Lumpen gekleidet war, sonst hätten sich die vier Soldaten bei der Kreuzigung nicht die Mühe gemacht, seine Kleider unter sich aufzuteilen.
Herr P.: Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass unser gesegneter Herr die übliche Kleidung seiner Zeit trug. Wir können nicht annehmen, dass Er durch irgendeine Eigenart in seiner Kleidung auffallen wollte. Dennoch wird uns nirgends die Art und Weise seiner Kleidung mitgeteilt. Wäre sie bekannt, würde sie wahrscheinlich zur vorherrschenden Mode in der sogenannten religiösen Welt werden, und die Menschen würden in Scharen zu ihren Schneidern strömen, um sich in Jünger des Herrn Jesus verwandeln zu lassen.
Doch zurück: Bevor wir „im Namen des Herrn Jesus“ und „zur Ehre Gottes“ handeln können, müssen wir verstehen, welchen Platz Gott uns in Christus gegeben hat. Sonst könnten wir Gottes Willen missverstehen so wie Saulus von Tarsus, der meinte, Gott einen Dienst zu erweisen, indem er seine Gemeinde verfolgte.
Herr Grim: Wenn Maria nur verstehen würde, dass sie der Heiligen Schrift zufolge tot ist, hätte dieses ganze Gerede ein Ende. Man schmückt keine Leiche.
Herr P.: Kann Herr Grim uns anhand des Wortes zeigen, dass von Christen gesagt wird, dass sie tot seien?
Herr Grim: Es gibt eine Reihe von Stellen: „Wie sollten wir, die wir für die Sünde tot sind, noch in ihr leben?“ (Röm 6,2). „Mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod“ (Röm 6,4). „Unser alter Mensch ist mit ihm gekreuzigt“ (Röm 6,6). „Mit Christus gestorben“ (Röm 6,8). „Für die Sünde tot“ (Röm 6,11). „Mit Christus den Elementen der Welt gestorben“ (Kol 2,20). „Ihr seid gestorben“ (Kol 3,3). „Den Sünden gestorben“ (1. Pet 2,24).„Indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde“ (Phil 3,10). „Ich bin mit Christus gekreuzigt“ (Gal 2,19.20).
Maria: Lehren diese Stellen wirklich, dass ich ein toter Mensch bin?
Herr P.: Sie lehren eine überaus segensreiche Tatsache, nämlich dass, während du als Sünder in deinen Sünden unter dem gerechten Urteil Gottes lebtest, Christus Jesus in wunderbarer Gnade am Kreuz deinen Platz einnahm und das Urteil des Todes, des Fluches und der Verdammnis auf sich nahm. Nun rechnet Gott dir zu, dass du mit Christus gestorben und mit Ihm begraben worden bist, so dass es keine Maria, die Sünderin, mehr gibt. Sie ist tot; und an ihrer Stelle ist Maria, die Heilige, „eine neue Kreatur in Christus Jesus“. Die Wahrheit des Wortes Gottes ist also, dass der „alte Mensch“, der sich früher an den Dingen der Sünde und der Welt erfreute, jetzt aus Gottes Sicht tot ist. Deshalb hat Herr Grim völlig recht, wenn er sagt, dass du tot bist, was die Welt und die Sünde betrifft; aber er hat nicht die ganze Wahrheit gesagt. Wir sollen uns Gott hingeben als Lebende aus den Toten (Röm 6,13). Wir sollen uns zwar als tot gegenüber der Sünde betrachten, aber auch als lebend für Gott durch unseren Herrn Jesus Christus (Röm 6,11). Da wir den Sünden tot sind, sollen wir der Gerechtigkeit leben (1. Pet 2,24). Deshalb sollte ich nicht nur wissen, dass ich tot bin, sondern auch, dass ich aus den Toten auferweckt bin, um „in Neuheit des Lebens“ zu wandeln.
Unsere Frage sollte also nicht so sehr lauten, welche Art von Kleidung zu einem toten Körper passt, sondern welche zu einem passt, der lebendig für Gott ist. Wie es auch in Kolosser 3,1.2 heißt: „Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist.“ Da ich nun einem völlig neuen Zustand angehöre, muss ich alles mit dem Auferstehungsplatz, den ich in Christus einnehme, in Einklang bringen. Ich werde dann von himmlischen Motiven geleitet, die sich völlig von denen unterscheiden, die die Welt beherrschen. Zum Beispiel sollte jedes Kind Gottes sicherlich tot sein für solche eitlen Gedanken, wie sie der Dichter dem Weltmenschen zuschreibt:
Maria: Weil ich also „mit Christus auferstanden“ bin, soll ich alles „im Namen des Herrn Jesus“ und „zur Ehre Gottes“ tun.
Herr P.: Gewiss; Gott hat uns eine himmlische Stellung in Christus gegeben (Eph 1–2), die uns mit Christus verbindet, wo Er jetzt ist (denn „wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt“, 1. Joh 4,17), und uns lehrt, auf eine zukünftige himmlische Herrlichkeit zu hoffen und einen Weg der Verfolgung und Missgunst von der Welt hier unten zu erwarten. Und wenn wir nicht entsprechend dieser Stellung leben, können wir nicht zur „Ehre Gottes“ leben. Wenn unsere Wege nicht himmlisch sind, können sie nicht „im Namen des Herrn Jesus“ sein. Wenn du einen jungen Mann von zwanzig Jahren oder älter siehst, der ständig eine Puppe pflegt und damit spielt, hast du dann nicht das Recht, anzunehmen, dass es ihm an der seinem Alter angemessenen Weisheit mangelt? Und wenn du siehst, dass Christen, die der göttlichen Natur (2. Pet 1,4), der himmlischen Berufung (Heb 3,1) und des unvergänglichen Erbes (1. Pet 1,4) teilhaftig geworden sind, den Torheiten und Moden der Zeit nachjagen, hast du das Recht, sie der größten Inkonsequenz für schuldig zu halten. Sie verzichten auf das gemästete Kalb zugunsten der Spreu, die die Schweine fressen. Wenn wir Kinder um das Schaufenster eines Süßwarengeschäftes geschart sehen, nehmen wir natürlicherweise an, dass Süßigkeiten für sie von außerordentlichem Interesse sind. Und wenn wir sehen, wie Kinder Gottes ihre Zeit und ihr Geld darauf verwenden, sich nach Spitzen, Bändern und Schmuck umzusehen und sie zu erwerben, schließen wir sofort – nicht ohne Grund –, dass diese Dinge einen großen Raum in ihren Herzen einnehmen.
Johanna: Aber wir müssen uns zwangsläufig ein wenig Gedanken über Kleidung und solche Dinge machen.
Herr P.: Das stimmt; aber der Punkt ist – was ist dein Ziel mit der Kleidung? Ist es, dir selbst zu gefallen? Ist es, anderen zu gefallen? Ist es, Christus zu gefallen?
Maria: Ich sehe jetzt, dass unser Motiv darin bestehen sollte, dem Herrn zu gefallen und gemäß dem besonderen Charakter der Stellung zu leben, die wir als welche einnehmen, die nicht mehr von dieser Welt sind. Und ich muss sicherlich lernen, mir die Frage zu stellen: Kleide ich mich, um mir selbst oder meinem Herrn zu gefallen? Ist mein Herz auf die Eitelkeiten eines Lebens wie das der Welt gerichtet, oder bezeuge ich meine himmlische Stellung in Christus? Aber gibt es denn keine Bibelstellen, die uns zu diesem Thema klare Anweisungen geben?
Herr Grim: O ja; nur viele Christen schaffen es, sie zu übersehen. Sie sprechen für die meisten zu deutlich. In 1. Timotheus 2,9.10 heißt es: „Ebenso auch, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung, sondern – was Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen – durch gute Werke.“ Und in 1. Petrus 3,3.4: „Deren Schmuck nicht der äußere sei durch Flechten der Haare und Umhängen von Goldschmuck oder Anziehen von Kleidern, sondern der verborgene Mensch des Herzens in dem unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, der vor Gott sehr kostbar ist.“
Herr P.: Das Prinzip, das in diesen Versen gelehrt wird, ist sowohl sehr schön als auch hilfreich. Frauen sollen sich bescheiden kleiden. Dies steht sicherlich im Gegensatz zu Leichtfertigkeit und Prunk. Die Kleidung des Gläubigen sollte ihn weder durch ihre Merkwürdigkeit noch durch ihre Pracht hervorstechen lassen. Was Gold und Perlen betrifft, so sind sie nur selten notwendige Accessoires, sondern werden meist getragen, um Aufmerksamkeit zu erregen oder die Person hervorzuheben. Kostbare Kleidung lässt vermuten, dass dieselbe Absicht verfolgt wird. Deshalb sollten diese Dinge einen Christen niemals kennzeichnen. Kurz gesagt, Kleidung sollte immer als eine Notwendigkeit und nicht als ein Lebenszweck betrachtet werden. Und genauso wie Völlerei und Trunkenheit ein sündhafter Missbrauch des Essens und Trinkens sind, so ist Eitelkeit in der Kleidung ein sündhafter Missbrauch dessen, was dem Anstand und der Schicklichkeit angemessen ist.
Maria: Lehren uns diese Schriftstellen, dass es falsch ist, die Haare zu flechten?
Herr Grim: Du siehst, was dort steht: „nicht mit Haarflechten“, „nicht durch Flechten der Haare“.
Herr P.: Wenn wir den ganzen Vers lesen, sehen wir, dass er besagt, dass Frauen sich nicht mit geflochtenem Haar schmücken sollen, sondern mit guten Werken. Sie sollen anderen nicht für ihren Schmuck bekannt sein, sondern für ihre Taten des liebevollen Dienstes; nicht für Schönheit von Haar oder Kleidung, sondern für die Schönheit eines sittlichen Charakters. Kurz gesagt, der Vers verurteilt scharf das fantastische Schneiden, Locken, Winden und Flechten um des Schmucks willen. Natürlich gibt es ebenso ein Flechten aus praktischen Gründen wie auch zum Schmuck. Ihr werdet euch erinnern, dass von Absalom ausdrücklich berichtet wird, dass er langes und schönes Haar hatte, auf das er so stolz war, dass er es einmal im Jahr schneiden und wiegen ließ. Aber der Geist Gottes berichtet auch, dass das Haar dieses jungen Mannes sein Verderben war; denn dadurch wurde er in die Zweige einer Terebinthe gehängt. Doch während langes Haar für Absalom eine Schande war, wird uns gesagt, dass es für Frauen eine Ehre ist (1. Kor 11,15). Sicherlich wird diese Stelle von denjenigen übersehen, die ihr Haar nach der Mode der Zeit verschandeln und so ihre Ehre in Schande verwandeln.
Herr Grim: Das spricht nicht gerade für ihre Selbstachtung, geschweige denn für ihre Konsequenz.
Herr P.: Wir wollen über junge Leute nicht zu hart urteilen, Herr Grim. Die Alten, die es besser wissen sollten, verdienen eine strenge Ansprache. Aber lasst uns nicht vergessen, dass die Jungen jung sind. Sie haben nur wenig Erfahrung und verfallen diesen Verhaltensweisen oft ganz unschuldig. Wir können ihnen daher vieles verzeihen. Seien wir also geduldig und behutsam, wenn wir versuchen, ihnen ihre Torheit aufzuzeigen; denn Sie und ich haben vielleicht selbst diese – oder noch schlimmere – Fehler gemacht.
Doch ich möchte Johanna und Maria einfach sagen – so wie ein Vater zu seinen Kindern –: Strebt danach, einen echten, wahren, weiblichen Geist zu pflegen. Die Heilige Schrift hat uns einige seiner Eigenschaften aufgezeigt: Bescheidenheit, Schamhaftigkeit, Sittsamkeit und ein sanfter und stiller Geist. Dies sind Schmuckstücke von unschätzbarem Wert. Leider sind diese schönen Blumen heute sehr selten. Die heiße, staubige, faulige Atmosphäre des geschäftigen Lebens im zwanzigsten Jahrhundert hat einen äußerst verderblichen, verdorrenden Einfluss auf sie. Sie gedeihen am besten in der reinen, milden Brise der Gegenwart Gottes. Aber ihr könnt euch sicher sein, dass sie einem Christen viel besser stehen als alles, was der Hutmacher herstellen kann.
Verlasst euch darauf, die Worte in Timotheus und Petrus sind vom Heiligen Geist in Bezug auf Kleidung und Aussehen zu unserer sorgfältigen Beachtung gegeben, damit wir, in der Freiheit Gottes geliebter Kinder und im Licht seines eigenen Wortes, Ihm dienen und seine Lehre in allen Dingen schmücken mögen.
Johanna: Ich wünschte, mein Bruder Samuel wäre heute Abend hier gewesen. Ich weiß, dass er genauso viel Wert auf Kleidung legt wie ich. Aber Sie scheinen die Vorstellung zu haben, dass es nur die „armen Schwestern“ sind, die darin versagen. Warum, er fragt mich oft, sogar in der Versammlung, ob seine Krawatte gerade sitzt.
Herr P.: Wenn Eitelkeit bei einer Frau unschicklich ist, so ist sie es bei einem Mann erst recht; denn da er von stärkerem Gemüt ist, ist es umso weniger zu erwarten, dass er von solchem Gehabe vereinnahmt ist. Natürlich gilt alles, was wir heute Abend gesagt haben, für deinen Bruder Samuel ebenso sehr wie für dich. Und ich hoffe, du wirst ihm das Gesagte gewissenhaft wiedergeben. Ich muss jedoch auch sagen, dass er ein sehr schlechtes Gespür für die Gegenwart des Herrn in der Versammlung zu haben scheint.
Maria: Ich möchte noch eine Frage stellen, Herr P. Ist es falsch, Sträußchen zu tragen? Mir wurde einmal gesagt, wir dürften das nicht, da sie Dinge der Natur sind?
Herr Grim: Natürlich nicht: Sind wir nicht tot für die Natur?
Herr P.: Ich denke nicht, dass das im Wort irgendwo so steht. Wir sind tot für die Sünde, tot für das Gesetz und tot (gekreuzigt) für die Welt, aber ich kann mich nicht an den Ausdruck „tot für die Natur“ erinnern. Wir können uns an den Werken Gottes um uns herum erfreuen und die Darbietung seines allmächtigen Schöpfungswerkes bewundern, ohne dass unser Herz auf diese Dinge gerichtet ist.
Können wir nicht unser Abendessen genießen, ohne vorher den ganzen Tag darüber nachzudenken? Es ist sicherlich falsch, unsere Gedanken auf die Schöpfung um uns herum zu richten und dabei Christus und jene geistlichen und ewigen Dinge, die nicht zu sehen sind, außer Acht zu lassen; aber es gibt dennoch keinen Grund, unsere Augen zu verschließen und uns zu weigern, die Schönheiten der Schöpfung zu betrachten.
Johanna: Dann halten Sie es nicht für falsch, Blumen im Knopfloch zu tragen, Herr P.?
Herr P.: Ich denke nicht, dass es eine Frage des Schadens ist; aber wie beim Thema Kleidung, das wir betrachtet haben, ist es eine Frage des Motivs und der Konsequenz. Immer wieder die Frage aufzuwerfen: „Ist es richtig oder ist es falsch?“ – auch wenn das gelegentlich nützlich sein mag –, ist so, als wären wir wie die Juden von einst, die immerzu darüber stritten, wie viel sie ihre Hände und Arme vor den Mahlzeiten waschen sollten.
Wir müssen Christus dienen, nicht nach dem Buchstaben, sondern nach dem Geist. Nun fragst du nach dem Tragen von Blumen. Darf ich dich fragen, welchen Unterschied es macht, ob man eine Kohlrose, eine massive Goldkette oder ein Kleid in allen Farben des Regenbogens trägt? Christus sollte im Christen gesehen werden; aber diese Dinge führen dazu, dass die Menschen auf die Person selbst schauen. Wenn du eine Pfingstrose in dein Knopfloch steckst, kannst du sie sicherlich nicht selbst sehen und bewundern, also muss sie dort sein, um die Blicke der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen.
Johanna: Nun, wenn es falsch ist, Blumen zu tragen, muss es auch falsch sein, Blumen zu anzupflanzen, und wir sollten Christen an ihren verwilderten Gärten erkennen können.
Herr P.: Ein Christ, der seine ganze freie Zeit in seinem Garten verbringt, um Blumen zu pflegen, tut sicher nicht den Willen Gottes. Denn ob wir es wollen oder nicht, wir sind Christi Sklaven (1. Kor 7,22); und mit diesem Hobby vergnügt er sich selbst und dient nicht Christus. Was würdest du von einer Dienerin halten, die sich mitten in der Arbeit hinsetzt und Romane liest, und wenn ihre Herrin sie fragt, warum der Boden nicht gefegt und das Geschirr nicht gespült ist, sagt sie, sie habe keine Zeit gehabt; sie sei mit Lesen beschäftigt gewesen, was sie am liebsten macht. Ihre Herrin würde sie wohl kaum als die beste Dienerin empfehlen. Doch viele Christen dienen lieber sich selbst als Gott. Sie widmen ihre ganze Zeit ihren Hobbys und keine dem Dienst an Christus.
Maria: Dann sollten wir keine Blumen anpflanzen?
Herr P.: Wir können uns nicht gegenseitig Regeln auferlegen. Es hängt davon ab, ob man dadurch die Dinge Gottes vernachlässigen muss. Es gibt viele Fälle, in denen die Arbeit im Garten eine angenehme und gesunde Freizeitbeschäftigung ist und vielleicht sogar notwendig für den Körper.
Aber, Johanna, ich denke, du kannst selbst sehen ohne weitere Worte von mir, dass es einen großen Unterschied zwischen Blumen in einem Garten oder auf einem Tisch und Blumen am Leib gibt. Und bevor du wieder eine trägst, frage dich einfach – nicht: „Ist das schlimm?“, sondern –: „Wird das zur Ehre des Herrn sein?“
Maria: Ich muss Ihnen, Herr P., ganz herzlich für Ihre freundliche Hilfe danken. Ich sehe das Thema jetzt in einem ganz anderen Licht.
Herr P.: Bevor wir uns voneinander verabschieden, möchte ich einen Abschnitt aus Gottes Wort lesen, der für sich selbst spricht.
„Seid nicht besorgt … für euren Leib, was ihr anziehen sollt. Ist nicht … der Leib mehr als die Kleidung? … Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, dass selbst nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen. Wenn Gott aber das Gras des Feldes, das heute da ist und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet: dann nicht viel mehr euch, ihr Kleingläubigen? So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen?, oder: Was sollen wir trinken?, oder: Was sollen wir anziehen? Denn nach all diesem trachten die Nationen; denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dies alles nötig habt. Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden“ (Mt 6,25–33, Elb CSV).
[https://www.stempublishing.com/authors/WJ_Hocking/WJH_Dress.html. Übersetzt aus dem Englischen von Simeon Peratoner unter Zuhilfenahme von DeepL.com, translate.google.de, diversen KI-Tools und anderen Ressourcen.]
Übersetzungshinweise:
Die altertümlich/förmlich anmutenden Umgangsformen habe ich in der Übersetzung beibehalten. Die beiden älteren Christen werden daher gesiezt und die beiden jüngeren geduzt.
Bibelverse habe ich nicht konsequent aus einer deutschen Übersetzung zitiert, sondern zum Teil aus Übersetzungen, die dem englischen Text am nächsten kommen. Manche sind auch Kombinationen aus verschiedenen Übersetzungen sowie einer eigenen Übersetzung aus dem Englischen.
Fußnoten:
- „Singspielhallen“, „Varietétheater“ oder „Volkstheater“, bezeichneten im 19. Jahrhundert Orte, die ähnliche Funktionen erfüllten, indem sie eine Mischung aus Musik, Comedy, Tanz und anderen Unterhaltungsformen boten, oft in einer weniger formellen Atmosphäre als traditionelle Theatersäle. Im Gegensatz zu den Konzerthallen, die hauptsächlich für klassische Musik und Orchesterkonzerte genutzt werden, boten Varietétheater und Volkstheater eine breite Palette von Unterhaltungsangeboten, die für eine größere Öffentlichkeit zugänglich waren.
- Meint wahrscheinlich die „Quäker“ (Religiöse Gesellschaft der Freunde / Religious Society of Friends).
- West End: Ein prestigeträchtiger Bereich von London, der für seine gehobenen Geschäfte, Theater und sein Nachtleben bekannt ist.