„Heilige sie durch die Wahrheit: Dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt; und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit“ (Joh 17,17–19).

Es geht bei dieser Heiligung darum, dass wir nun in unserem Wandel, in unserem Verhalten hier auf der Erde, davon etwas wiederspiegeln sollen, dass wir moralisch nicht zur Welt, sondern zum Himmel gehören, dass von dieser neuen Schöpfung, dieser neuen Abstammung auch etwas gesehen wird auf unseren Angesichtern und in unserem Verhalten.

Man kann ein Kind Gottes sein, man kann an den Herrn Jesus glauben, man kann sich seiner Errettung gewiss sein, man kann sich auch des ewigen Lebens erfreuen, das man in ihm besitzt, und man kann doch einen Weg hier auf der Erde gehen, der stark irdisch orientiert ist. Man kann durch seine Bemühungen versuchen, in der Welt Gutes zu tun, und das ist richtig, wenn man das tut, aber man kann es tun, indem man seine himmlische Beziehung aus dem Auge verliert. Man kann sich in guter Absicht, um es für den Herrn zu tun, einmischen in die Bemühungen dieser Welt, ihr Dasein und ihre Zustände zu verbessern. Man kann dahin kommen als Gläubiger, dass man mit der Welt um eine Verbesserung der Zustände in der Welt kämpft. Das ist nicht, was der Herr Jesus hier im Blick hat. Darum spricht Er von dieser Heiligung.

Gläubige, die den Herrn Jesus als ihren Herrn und Heiland kennen, sind Heilige, das heißt sie sind von der Welt abgesondert, beiseitegesetzt für Gott. „Heilige“ ist in Gottes Wort nie ein Ehrentitel für irgendwelche Menschen, die vielleicht einen besonders vorbildlichen Lebenswandel geführt haben. So anerkennenswert das ist, wenn wir in praktischer Heiligung vorangehen, so werden wir doch deshalb niemals „Heilige“ genannt. Wenn wir feststellen, wen Gottes Wort „Heilige“ nennt, dann sind das immer solche, die geheiligt sind durch das Blut Jesu Christi, durch das ein für alle Mal geschehene Opfer.

Aber wenn wir von „Heiligung“ sprechen, wenn wir davon hören, dass sie, die doch ihrer Stellung nach Heilige sind, nun auch geheiligt werden sollen, dann geht es um unser praktisches Verhalten, dann geht es darum, dass wir als Kinder Gottes auch die Wesenszüge unseres himmlischen Vaters tragen.

 „Heiligung“ hier in diesem Zusammenhang bezieht sich auf die Familienbeziehungen der Familie Gottes. Und wenn jetzt der Vater gebeten wird, uns durch die Wahrheit zu heiligen, dann heißt das, dass Er bewirken möge, dass wir hier erkannt werden als Glieder der Familie Gottes. Diese Beziehung ist vorhanden, aber ob sie sichtbar ist oder nicht, das ist eine andere Sache. Kinder sind und bleiben Kinder ihres Vaters, aber ob sie sich ihrem Vater entsprechend und seiner würdig benehmen, ist eine andere Frage. Hier ist die Bitte des Herrn: „Heilige sie durch die Wahrheit“.

Damit wir nicht in unserem Bestreben, Gott wohlzugefallen, in irdische Dinge verwickelt werden, darum sollen wir den Herrn Jesus betrachten. Das haben wir später in Vers 19, den wir im Zusammenhang damit betrachten müssen: „Und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit“. Wenn wir den Herrn Jesus betrachten, nicht wie Er hier auf Erden umherging, wohltuend und heilend – das ist auch ein großes Vorrecht –, sondern als den Sohn Gottes, der jetzt im Vaterhaus zur Rechten Gottes ist, wenn wir ihn betrachten als den Verherrlichten, dann werden wir geheiligt (vgl. 2. Kor 3,18).

Es heißt nicht: „Dein Wort ist die Wahrheit“, obwohl es das auch ist. Die Wahrheit, das ist immer der gesamte Besitz an Glaubensgut, den wir haben durch den Herrn Jesus und durch das Wort Gottes. Aber das meint Er hier nicht, sondern Er sagt: Dein Wort ist Wahrheit, seinem Charakter nach. Wenn der Artikel fehlt, dann kommt immer der Charakter in Betracht. Wer Wahrheit sucht, der findet sie im Wort Gottes. Der Charakter des Wortes Gottes ist Wahrheit, und so erkennen wir das Mittel zu unserer praktischen Heiligung: Sein Wort.

Aber es ist wichtig, dass wir Ihn betrachten in seiner Herrlichkeit. Wir leiden sonst an einem irdischen Christentum. Auf dieser Erde haben wir zwar Pflichten, haben wir die Aufgabe, den Herrn Jesus darzustellen, aber es geht hier darum, dass wir mit unserem Herzen und der ganzen Vorstellungskraft unserer Seele im Himmel weilen, um den verherrlichten Herrn droben zu sehen als die Quelle unserer Kraft. Damit wir das auch könnten, darum sagt Er hier, dass Er sich selbst für uns heiligt. Und das geschieht, indem Er in den Himmel zurückkehrt. Er tut das, um sich selbst von allem Irdischen abzusondern, damit wir im Geist Ihm folgen könnten, um selbst auch geheiligt zu werden. „Ich heilige mich selbst für sie“.

Und wir sollen „Geheiligte durch Wahrheit“ sein, also auf dem Grundsatz der Wahrheit, und das deshalb, weil der Herr Jesus droben ist. Immer, wenn wir daran denken: „Herr Jesus, Du bist im Himmel, im Haus des Vaters, und darum, weil Du dort bist, haben wir einen Platz dort und sind wir auch Geheiligte“, dann hat das einen reinigenden, heiligenden Einfluss auf unser Herz, und dann wird auch das Sehnen in uns lebendig, dort zu sein, wo Er ist, und wenn wir uns nach Ihm sehnen, dann wird das Wirklichkeit, was Johannes in seinem ersten Brief schreibt am Anfang des dritten Kapitels, dass, wer diese Hoffnung zu Ihm hat, nämlich bei Ihm zu sein, sich selbst reinigt, wie Er rein ist. Das ist eine Folge davon! Dieses Denken himmelwärts, dieses Sehnen nach der Stätte, wo der Herr Jesus jetzt ist, das hat diesen heiligenden oder reinigenden Einfluss auf uns, sodass diese Wirkung ganz von selbst zu sehen sein wird.