„Gerechter Vater! – Und die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.“
„Gerechter Vater“ wird hier gesagt, wenn es um die Welt geht. Wenn es um die Gläubigen geht, dann sagt er: „Heiliger Vater“ (Joh 17,11).
Wir könnten uns wundern, dass es hier heißt: „Ich habe dich erkannt“, wenn wir bedenken, dass „erkennen“ ein „Einblicknehmen von außen“ bedeutet. Wir können das nicht anders erklären, als dass wir Ihn hier noch einmal auf der Erde sehen, eine Situation, die ja für ihn neu war, denn er war kein Geschöpf und ist nie ein Geschöpf geworden. Und als dieser auf der Erde Lebende hatte Er Ihn erkannt.
„Und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast“. Er hatte ihnen und damit auch uns den Vater kundgemacht. In Vers 6 haben wir gelesen: „Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast“, und jetzt sagt Er: „Und diese haben das erkannt“.
Auch wir dürfen das sagen! Wenn im Ausmaß auch sicherlich sehr mangelhaft, haben wir doch erkannt, dass er der Sohn Gottes ist, und wir preisen und verherrlichen ihn dafür.
„Aber die Welt“, so sagt Er, „die hat dich nicht erkannt“. Der Welt konnte Er nicht den Vater offenbaren. An die Welt richtet sich heute Gott selbst immer noch mit seinem Angebot, dass jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. Aber Gott, den Vater, zu erkennen, das ist seinen Kindern vorbehalten.
Und wie sehr die Welt Ihn nicht erkannt hat, das sieht man dann im achtzehnten Kapitel, denn jetzt sind die Worte des Herrn Jesus, die Er im Zusammensein mit seinen Jüngern sprach, zu Ende, und wir sehen am Anfang des achtzehnten Kapitels, wie Er hinübergeht über den Bach Kidron, außerhalb von Jerusalem und dem Ort entgegen, wo die Häscher ihre Hände an Ihn legen würden.
„Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan“ – das haben wir jetzt ausführlich gesehen – „und ich werde ihn kundtun“ – das geschieht ständig neu, indem wir in seinem Wort seinen Worten lauschen –, „damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen“. Das ist sein Bemühen vom Himmel her, und wo immer wir mit Einfalt das Wort Gottes aufschlagen und die Bitte im Herzen haben: „Herr Jesus, lass uns mehr erkennen von deiner Herrlichkeit, von der Herrlichkeit des Sohnes Gottes, und lass uns mehr verstehen von der Liebe des Vaters, die Er zu Dir hat, und die dieselbe Liebe ist, mit der Er uns liebt“, dann wird das Wirklichkeit werden, was Er hier dem Vater sagt: „Ich werde ihn kundtun“, den Namen des Vaters, und zwar denen, die sich als sein Eigentum danach sehnen, und dann wird diese selbe Liebe auch in uns immer wieder neu wirksam werden, und Er wird in uns sich neu lebendig erweisen.
Es ist gesagt worden bei einer Gelegenheit, dass dieses Gebet kein „Amen“ hat, und dass das wohl ein Hinweis darauf wäre, dass dieses Gebet eine ewige Gültigkeit hat, dass es nicht zu Ende ist in dem Sinne, dass es nun abgeschlossen sei, sondern dass das, was der Herr Jesus zu dem Vater gesagt hat, stets lebendig und wirksam und wie soeben gesprochen vor dem Herzen Gottes lebendig sei. Das dürfen wir auch so sehen, denn der Inhalt dieses Gebets zeigt uns das ganz deutlich. Wir haben hier den Gedankenaustausch zwischen dem Sohn und dem Vater, und was Er an anderer Stelle sagt: „Ich wusste, dass du mich allezeit erhörst“, das stimmt hier ganz gewiss. Insofern ist dieses Gebet eine Sache, die, wenn man das überhaupt so nennen darf, „hochaktuell wie am ersten Tag“ ist, bis in die Ewigkeit, jedenfalls bis wir alle im Vaterhaus sind. Dieses Gebet beweist seine Wirksamkeit so, als ob es eben erst gesprochen worden wäre. Nur ob man das daran erkennt, dass hier kein „Amen“ am Ende ist, das ist eine Frage.
Vielleicht haben wir hier auch deshalb kein „Amen“, weil wir hier den Vater und den Sohn auf einer Ebene sehen. Der Herr Jesus hat auch den Vater gepriesen, aber als Mensch: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast“, aber da spricht der Mensch Jesus Christus. Doch hier – das haben wir doch wohl gemerkt – spricht Gott, der Sohn, zu Gott, dem Vater. „Ohne allen Widerspruch aber wird das Geringere von dem Besseren gesegnet“, und wir können hier nichts Geringeres und nichts Besseres unterscheiden – der Vater und der Sohn sind eins. Darum haben wir hier keinen Lobpreis, sondern einen ganz intimen Gedankenaustausch, der so erhaben ist, dass wir fürchten müssen, mit unseren Worten und unseren Gedanken etwas daran zu verdunkeln.
Sollte irgendetwas auch an den Ausdrücken, die die menschliche Sprache mit sich bringt in dieser Richtung gewesen sein, dann möge der Herr das aus unseren Herzen wegnehmen. Man muss ja einfach den Mut haben, mal darüber zu reden. Man kann aus lauter Ehrfurcht davor gar nichts darüber sagen, aber dann geht uns doch viel verloren. Deswegen soll es unsere Bitte sein, dass das, was wir schon miteinander in unseren Gedanken erwogen haben, vom Herrn geheiligt werde, dass Er alles, was vielleicht nicht ganz geschickt war, um seine Herrlichkeit und Größe uns deutlich zu machen, aus unserem Gedächtnis tilgt. Und wenn dann das Wort selbst übrigbleibt, dann werden immer noch unsere Herzen überfließen und wir können ein „Amen“ sagen in dem Lobpreis des Sohnes und des Vaters.