Die Versammlung Gottes wird in der Bibel als ein Haus vorgestellt, das gebaut wird. Dabei werden zwei Aspekte unterschieden: Einerseits wird die Versammlung als ein Bauwerk betrachtet, an dem Menschen bauen und wofür sie verantwortlich sind; andererseits wird die Versammlung als ein göttliches Bauwerk gesehen, das von Gott gebaut wird. Um den zweiten Aspekt geht es in diesem Artikel. Dabei wollen wir uns einige Fragen stellen:
Auf welchem Fundament ruht das Haus Gottes?
Nachdem Petrus seinen Herrn und Meister als den Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, bekannt hatte (Mt 16,16), sprach der Herr Jesus zum ersten Mal von seiner Versammlung: „Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus; und auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Mit den Worten „auf diesen Felsen“ meinte der Herr nicht etwa Petrus, sondern sich selbst, von dem Petrus soeben gesprochen und den er „Sohn des lebendigen Gottes“ genannt hatte. Auf diesen (und keinen anderen) Felsen würde Er seine Versammlung bauen. Petrus war nur ein Stein (griech. petros: Stein), ein Stück eines Felsens, aber Christus selbst war der Fels (griech. petra: Fels).
Die Versammlung Gottes ruht also auf einem Fundament, das sicher und unerschütterlich ist, weil es göttlich, ewig und himmlisch ist. Doch der Herr Jesus ist nicht nur die Grundlage, auf der die Versammlung erbaut ist, sondern Er ist auch der von Gott selbst gelegte Eckstein, der dem gesamten Bauwerk Ausrichtung und Stabilität gibt (Eph 2,20). Er ist in allem maßgebend in seinem Haus.
Wie wurde das Fundament gelegt?
Aus Epheser 2,19–21 lernen wir, dass die Gläubigen in Christus durch den Geist auf der Grundlage der Apostel und Propheten zu einer Behausung oder einem Wohnort Gottes aufgebaut werden. Wir haben bereits gesehen, dass der Herr Jesus als der ewige Sohn Gottes der feste und sichere Grund des Hauses Gottes ist. Aber dieses Fundament haben die Apostel und Propheten des Neuen Testaments gelegt, indem sie, inspiriert durch den Geist Gottes, die Wahrheit von der Versammlung aufgeschrieben und in den ersten Jahren des Christentums auch verkündigt haben. Sie waren vom Herrn berufen, die Offenbarung des bis dahin verborgenen Geheimnisses über Christus und seine Versammlung zu empfangen und in „Worten, gelehrt durch den Geist“, die neutestamentliche Wahrheit niederzuschreiben und zu verkünden. Auf diese Weise haben sie in ihrem Dienst den Grund des Hauses Gottes gelegt, der Jesus Christus selbst ist (1. Kor 3,11).
Wer baut das Haus Gottes?
Gott hat sich die Versammlung erworben durch das Blut seines Eigenen und Er selbst ist auch ihr Erbauer (Apg 20,28). Die Versammlung gehört Ihm und wird auch von Ihm gebaut (1. Kor 1,2; 1. Tim 3,15). Der Herr Jesus ist Gott (Röm 9,5; 1. Joh 5,20). Daher ist es kein Widerspruch, wenn wir in Matthäus 16,18 lesen, dass Er die Versammlung baut und auch ihr Eigentümer ist. Das wird auch an einigen Stellen in der Apostelgeschichte deutlich. So heißt es in Apostelgeschichte 2,47: „Der Herr aber fügte täglich hinzu, die gerettet werden sollten.“ Auch hier steht das Tun des Herrn im Vordergrund. Er selbst war es, der der Versammlung täglich Menschen, das heißt lebendige Steine, hinzufügte. Einen ähnlichen Gedanken finden wir in Apostelgeschichte 9,31: „So hatte denn die Versammlung durch ganz Judäa und Galiläa und Samaria hin Frieden und wurde erbaut.“ Die Versammlung wurde in zweierlei Hinsicht erbaut: Zum einen dadurch, dass die Gläubigen geistlicherweise auferbaut wurden und im Glauben und in der Erkenntnis des Herrn wuchsen (1. Kor 14,4.17), und zum anderen dadurch, dass Menschen zum Gauben kamen und als lebendige Steine dem Haus Gottes hinzugefügt wurden. Interessanterweise benutzt der Heilige Geist hier das gleiche Wort wie der Herr in Matthäus 16,18 für das Bauen seiner Versammlung.
Mit welchen Materialien wird das Haus Gottes gebaut?
Gott wohnt heute „nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind“ (Apg 17,24), sondern in einem geistlichen Haus, das aus „lebendigen Steinen“ besteht. Petrus schreibt in seinem ersten Brief: „Zu welchem kommend als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus“ (1. Pet 2,4.5). Der Herr Jesus wird hier als ein „lebendiger Stein“ (griech. lithos: Stein) vorgestellt. Als der „lebendige Stein“ wird Er hier jedoch nicht als die Grundlage der Versammlung betrachtet, sondern als derjenige, der sein eigenes Leben denen mitteilt, die an Ihn glauben. Sie werden dadurch zu „lebendigen Steinen“ und bilden gemeinsam ein geistliches Haus und eine heilige Priesterschaft. Nicht nur Petrus, sondern jeder, der zum Herrn Jesus kommt und an Ihn glaubt, wird zu einem „lebendigen Stein“ und so in das geistliche Haus eingefügt.
Was kennzeichnet das Bauen Gottes?
Alles, was Gott tut, ist vollkommen. Auch das Bauen seines Hauses. Als ein unfehlbarer Baumeister benutzt Er nur vollkommenes Baumaterial. Bloße Bekenner ohne Leben aus Gott haben darin keinen Platz. Gott kennt alle, die sein sind, und fügt seiner Versammlung ausschließlich „lebendige Steine“ – wahre Gläubige – hinzu (2. Tim 2,19). Die vollkommene Bauweise Gottes wird auch darin deutlich, dass der ganze Bau „wohl zusammengefügt“ ist (Eph 2,21). Jeder Stein passt genau auf den anderen und fügt sich in das Gesamtbild des Hauses. Außer an dieser Stelle kommt der Ausdruck nur noch in Epheser 4,16 vor, und zwar in Verbindung mit der Versammlung als dem Leib Christi. Das Haus, das Gott baut, zeichnet sich zudem durch Sicherheit und Stabilität aus. Nichts und niemand vermag die Versammlung anzutasten. „Die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Die Sicherheit der Versammlung gründet sich auf den ewigen Sohn Gottes.
Wann und wie lange wird das Haus Gottes gebaut?
Der Bau des Hauses Gottes – der Versammlung – begann mit dem Herabkommen des Heiligen Geistes an Pfingsten (Apg 2) und endet mit der Entrückung der Versammlung (1. Thes 4,16.17). Seit der Gründung der Versammlung wächst dieses Haus zu einem heiligen Tempel im Herrn. Jeder Mensch, der zum Glauben an Jesus Christus kommt, wird diesem Tempel als lebendiger Stein hinzugefügt. Auf diese Weise wächst der Tempel. Er wird erst vollendet sein, wenn der letzte Gläubige der Gnadenzeit hinzugefügt ist. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet umfasst das Haus Gottes – dieser „heilige Tempel“ – alle Gläubigen von Pfingsten bis zur Entrückung der Versammlung. Wenn der Herr Jesus einmal all die Seinen zu sich in die himmlische Herrlichkeit entrückt haben wird, dann wird das Haus Gottes vollendet und für immer der Wohnplatz Gottes sein. Aber schon heute ist die Versammlung – bestehend aus allen heute auf der Erde lebenden Gläubigen – die „Behausung Gottes im Geist“, der Wohnort Gottes auf der Erde.
(Aus der Monatszeitschrift Im Glauben leben)