„Und als er sie beim Rudern Not leiden sah – denn der Wind war ihnen entgegen –, kommt er um die vierte Nachtwache zu ihnen, wandelnd auf dem See; und er wollte an ihnen vorübergehen.“ (Mk 6,48)

Die Jünger überquerten den See Genezareth bei der oben erwähnten Begebenheit von Westen nach Osten, denn Bethsaida, ihr Zielort, lag am jenseitigen Ufer des Sees Genezareth (im Nordwesten) (Mk 6,45). Dabei hatten sie normalerweise den Wind im Rücken, denn nördlich des Äquators kommt der Wind für gewöhnlich von Westen. Doch bei dieser Begebenheit zog ein Sturm auf, und der Wind war ihnen entgegen – er kam also von Osten. So litten sie große Not von den Wellen und kamen kaum vom Fleck (Mt 14,24). Obwohl sie erfahrene Fischer waren, hatten sie damit sicherlich nicht gerechnet (Joh 6,19).

In der Bibel steht der Ostwind – ein warmer Wind aus der Wüste – oft in Verbindung mit Schwierigkeiten und Nöten, zuweilen sogar mit Gericht (Hes 17,10; Hos 13,15). Dazu einige Beispiele:

  • Im Traum Pharaos waren die sieben mageren Ähren vom Ostwind versengt (1. Mo 41,6).
  • Bei der achten Plage über das Land Ägypten trieb ein Ostwind die Heuschrecken herbei (2. Mo 10,13).
  • Die Tarsis-Schiffe wurden durch einen Ostwind zertrümmert (Ps 48,8).
  • Gott bestellte einen schwülen Ostwind, um Jona eine Lektion zu erteilen (Jona 4,8).

Als die Jünger damals auf dem See Genezareth von dem Sturm überrascht wurden, hätten sie sich auch spontan zur Umkehr entscheiden können. Doch das taten sie nicht. Sie wussten, dass sie sich auf einem Weg befanden, den der Herr sie gewiesen hatte (Mk 6,45). Und so harrten sie aus und ruderten weiter, bis schließlich der Herr am frühen Morgen zu ihnen kam.

Davon können wir lernen: Auch wir sollen auf einem Weg, den der Herr uns gewiesen hat, nicht umkehren – auch wenn Schwierigkeiten kommen und die Umstände widrig sind. In einem Lied heißt es: „Niemals zurück, niemals zurück“. Das sollte auch unsere Devise sein. Der Herr hat uns keine ruhige Überfahrt verheißen, aber Er hat verheißen, uns ans Ziel zu bringen. Daran dürfen wir festhalten. Und oftmals sind gerade widrige Umstände die Bestätigung dafür, dass wir uns auf einem richtigen Weg befinden.