In Matthäus 22,1–14 erzählt der Herr Jesus ein Gleichnis vom Reich der Himmel, in dem ein König für seinen Sohn eine Hochzeit ausrichtet, zu der er viele Menschen einlädt. Dieses Gleichnis zeigt prophetisch, wie sich das Reich der Himmel entwickeln und was es kennzeichnen würde. Außerdem können wir daraus als Jünger im Reich der Himmel viele praktische Lektionen lernen.
Die prophetische Lektion
Drei Phasen des Reiches der Himmel werden in diesem Gleichnis unterschieden, wobei die kommende Herrschaft des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit nicht thematisiert wird.
Die erste Phase des Reiches
Knechte gehen aus, um die Geladenen zum königlichen Hochzeitsfest zu rufen; doch die Geladenen wollen nicht kommen (Mt 22,3).
Als der Herr Jesus auf der Erde lebte, war der König des Reiches hier. Er sandte seine Knechte aus, damit das Evangelium des Reiches durch sie gepredigt würde. Doch die Jünger machten die traurige Erfahrung, dass ihre Landsleute die großzügige Einladung Gottes nicht annehmen wollten. Feindseligkeit erlebten sie zu dieser Zeit jedoch kaum. Der Hass traf gebündelt und massiv ihren Herrn, der schließlich vor den Toren Jerusalems gekreuzigt wurde.
Die zweite Phase des Reiches
Andere Knechte werden gesandt, um die Geladenen nochmals zur Hochzeit zu rufen. Die Knechte sprechen jetzt davon, dass Tiere fürs Fest geschlachtet worden sind und alles bereit ist. Doch die Boten werden verachtet und verworfen. Der König erzürnt und schickt seine Heere, um die böse Stadt zu bestrafen (Mt 22,4–7).
Nach dem Kreuzestod Christi gingen die Jünger wieder mit einer guten Botschaft zu den Juden. Sie verkündigten nun das Evangelium in einer vorher nicht gekannten Fülle: Alle Segnungen stehen für die Glaubenden aufgrund des Sühnungswerkes Christi bereit. Niemand muss eigene Leistungen erbringen. Doch die Juden reagierten auf diese wunderbare Botschaft mit Verachtung und Verfolgung. Gott setzte dem Zeugnis an sein irdisches Volk ein Ende, indem Er durch die Römer die schuldige Stadt Jerusalem zerstören ließ. Wer die Gnade verachtet, wird gerichtet.
Die dritte Phase des Reiches
Der König entsendet seine Knechte, um auf den Landstraßen alle möglichen Leute zu dem Hochzeitsfest einzuladen. Viele kommen und der Hochzeitssaal füllt sich (Mt 22,8–10).
Nach der Zerstörung Jerusalems und der Zerstreuung der Juden begann in großem Stil die Missionierung der Heiden. Von den großartigen Segnungen des Evangeliums angezogen, wenden sich bis heute noch viele Menschen – unabhängig davon, ob sie eine hohe oder niedrige Moral haben – aus allen Nationen dem christlichen Glauben zu.
Der Tag der Entlarvung
Als der König den Hochzeitssaal betritt, bemerkt er, dass ein Gast die Hochzeitskleidung nicht trägt (die der König allen Gästen zur Verfügung gestellt hat). Der König spricht den Eindringling an und lässt ihn durch seine Diener binden und in die äußerste Finsternis werfen (Mt 22,11–13).
Es kommt der Tag, an dem Gott offenbar machen wird, wer nur äußerlich Christ ist. Er entlarvt diejenigen, die nicht mit den Kleidern des Heils und dem Mantel der Gerechtigkeit bekleidet sind, sondern mit dem unflätigen Kleid der eigenen Gerechtigkeit (vgl. Jes 61,10; 64,5). Wer seine eigene Gerechtigkeit aufrichten will und sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterordnet (vgl. Röm 10,3), wird von allen göttlichen Segnungen ausgeschlossen und in die ewige Nacht geworfen werden, wo das Weinen und das Zähneknirschen sind. Viele sind zwar zum Segen berufen, aber nur wenige bekommen ihn. Diejenigen, die glauben und ewig gesegnet werden, sind die, die Gott auserwählt hat (Mt 22,14).
Die praktische Lektion
Auch wenn wir heute in der dritten Phase des Reiches der Himmel leben, können wir doch von dem Verhalten der Knechte generell etwas lernen. Nachfolgend dazu einige Denkanstöße.
- Die Knechte arbeiten zur Ehre des Sohnes (Mt 22,3). – Auch wenn Sünder durchs Evangelium errettet werden, geht es immer zuerst um den Herrn und seine Ehre. Wer sich bekehrt, trägt zur Verherrlichung des Herrn Jesus bei (vgl. Eph 1,12). Das darf uns im Dienst ein Ansporn sein.
- Die Knechte laden zu etwas Großartigem ein (Mt 22,2). – Wir bringen den Menschen eine wunderbare Botschaft und zielen auf ihr höchstes Glück ab (?). Darum brauchen wir uns des Evangeliums nicht zu schämen (vgl. Röm 1,16).
- Die Knechte werden vom König gesandt (Mt 22,3) – Wir gehen hinaus aufgrund göttlicher Autorität und nicht aus eigenem Antrieb (vgl. Joh 20,21). Das gibt uns Festigkeit und Mut.
- Die Knechte erfahren, wie unwillig die Eingeladenen sind (Mt 22,3). – Wir erleben, dass Menschen nicht zu Gott kommen wollen, auch wenn ihnen das Evangelium noch so herzerwärmend vorgestellt wird. Damit müssen wir ganz nüchtern rechnen, ohne die Flinte ins Korn zu werfen (vgl. 2. Tim 4,3–5).
- Die Knechte arbeiten nicht allein, sondern zusammen mit anderen (Mt 22,3.4.10). – Wenn in der Schrift von gläubigen Arbeitern zu lesen ist, dann ist in aller Regel von „Mitarbeitern“ die Rede (vgl. Kol 4,11). Es ist schön, dass wir nicht auf uns allein gestellt sind, sondern im Dienst den Schulterschluss mit anderen suchen dürfen.
- Die Knechte bringen die Botschaft, die ihnen der König in den Mund legt (Mt 22,4). – Wir verbreiten nicht das, was wir uns selbst ausgedacht haben, sondern stellen das „Evangelium Gottes“ vor (vgl. 1. Thes 2,2.8.9.13). Das adelt unsere Arbeit.
- Die Knechte betonen, dass alles bereit ist und Tiere geschlachtet worden sind (Mt 22,4). – Wir kennen das vollbrachte Erlösungswerk des Herrn Jesus und die daraus hervorgehenden Segnungen. Es ist eine Freude, so eine gewaltige Gnaden-Botschaft bringen und den Leuten jeden Gedanken an eigene Bemühungen nehmen zu dürfen (vgl. Tit 3,4–7).
- Die Knechte werden verachtet (Mt 22,5). – Wir müssen damit rechnen, dass Menschen uns wie Luft behandeln und alles für wichtiger halten als das Evangelium. Diese Erfahrung ist keineswegs neu und sollte uns nicht entmutigen (vgl. Joh 15,18–21).
- Die Knechte werden misshandelt und verfolgt (Mt 22,6). – „Alle aber“, schreibt der Apostel Paulus, „die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2. Tim 3,12). Das ist alles andere als angenehm, und doch preist der Herr diejenigen glückselig, die verfolgt werden (Mt 5,11.12).
- Die Knechte erleben, dass die Feinde durch den König gerichtet werden (Mt 22,7). – Wir wissen, dass die Ablehnung der Gnade schlimme Konsequenzen hat (vgl. Heb 10,26–31). Das motiviert uns, Sünder zum Retter zu führen, bevor sich bald der „kommende Zorn“ über die Erde ergießen wird.
- Die Knechte gehen ohne Widerrede dahin, wohin der König sie sendet (Mt 22,8–10). – Das Evangelium gilt der ganzen Schöpfung; und wir sollten allen alles werden, um auf alle Weise einige zu erretten (vgl. Mk 16,15; 1. Kor 9,22).
- Die Knechte erfahren, dass unterschiedliche Menschen kommen (Mt 22,10). – Hier sehen wir die große Freude für einen Christen, die es auch in den „letzten Tagen“ noch gibt: Menschen folgen der Einladung und werden zu Jüngern Jesu (vgl. Mt 28,18–20).
- Die Knechte sehen, dass der König alle durchschaut und diejenigen hinauswirft, die sich nicht an die Bedingungen für sein Fest halten (Mt 22,11–13). – Wir wissen, dass Gott die richten wird, die sich in die Mitte der Gläubigen einschleichen und die Gnade Gottes verdrehen sowie die Autorität des Herrn Jesus verleugnen (Jud 4). Darum sind wir wachsam und betonen immer wieder, wie wichtig es ist, sich dem Wort Gottes unterzuordnen.
Schlussgedanken
Wir sind Knechte im Reich der Himmel. Eine unserer Aufgaben ist es, das Evangelium weiterzugeben. Wir haben vielleicht schon viele Menschen getroffen, die sich um diese Botschaft nicht geschert oder sogar aggressiv darauf reagiert haben. Doch wir wollen nicht mutlos werden, sondern weiterarbeiten und uns dadurch als treue Knechte erweisen, denen die Ehre des Sohnes Gottes etwas bedeutet.
[Aus: www.imglaubenleben.de]