„… hinschauend auf Jesus, … der … das Kreuz erduldete …“ (Heb 12,2).
Neun Mal lesen wir in der Schrift, dass Gott langsam zum Zorn und groß an Güte ist (2. Mo 34,6; 4. Mo 14,18; Neh 9,17; Ps 86,15; 103,8; 145,8; Joel 2,13; Jona 4,2; Nah 1,3). Dass Gott langsam zum Zorn ist, wird erkennbar an seinem Handeln mit uns Menschen. Drei Beispiele möchte ich nennen: Gott brachte die Sintflut erst über die Erde, nachdem Noah 120 Jahre lang „gepredigt“ hatte (1. Mo 6,3; 2. Pet 2,5). Auch in Bezug auf die Bewohner Kanaans war Gott langsam zum Zorn: Er brachte das Gericht erst über sie, nachdem sie ihre Sünden derart aufgehäuft hatten, dass Gott nicht mehr anders konnte, als sie zu richten. Auch den Bewohnern Ninives gegenüber war Gott langsam zum Zorn: Nachdem sie Buße getan hatten, ließ Er sich des Übels gereuen, wovon Er geredet hatte, und kehrte um von der Glut seines Zorns (Jona 3,9.10). Aber was sehen wir in den drei Stunden der Finsternis, als sein eigener Sohn mit unseren Sünden beladen am Kreuz hing? Da erkennen wir keinerlei Zögern oder Zaudern vonseiten Gottes. Da ergossen sich seine Zorngluten ungebremst und unvermindert über Ihn (Ps 88,17). Wer kann sich ausdenken, was das für Ihn gewesen sein muss!
Der Herr Jesus ist Gott und Mensch in einer Person. Er ist der Allmächtige (Off 1,8). Er hat die Himmel und die Erde gemacht durch seine große Kraft und durch seinen ausgestreckten Arm: Kein Ding ist Ihm unmöglich (Jer 32,17). Alle Gewalt im Himmel und auf der Erde ist Ihm gegeben (Mt 28,18). Als Er am Kreuz hing und von den Menschen verhöhnt und verspottet wurde, hätte Er augenblicklich herabsteigen und alle seine Feinde mit dem Hauch seines Mundes vernichten können, aber stattdessen wurde Er in Schwachheit gekreuzigt (2. Kor 13,4). Er ließ alles mit sich geschehen und ertrug still die widerwärtigen Bosheiten und unzähligen Gehässigkeiten der Menschen. So gab Er am Kreuz ein Bild größter Schwachheit ab. Die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ältesten spotteten über Ihn, indem sie sagten: „Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten (Mt 27,41.42). Und wie recht hatten sie doch mit ihrer Aussage: Sich selbst konnte Er nicht retten, weil Er andere – dich und mich – retten wollte. Aber gerade dort, wo Er das Bild größter Schwachheit abgab und wo alles nach einer großen Niederlage aussah, hat Er in Wirklichkeit den größten und mächtigsten Sieg errungen. Was für ein Wunder der Weisheit Gottes!