Wir stellen uns eine giftige Schlange vor, die ihr Opfer beißt. Das Gift strömt in die Wunde – doch es bleibt nicht dort. Es verbreitet sich immer weiter, bis irgendwann der gesamte Organismus befallen ist und stirbt. Gift ist dynamisch. Unbehandelt breitet es sich immer weiter aus …

Neid ist ein solches Gift. Dem anderen etwas nicht gönnen oder das Gleiche haben wollen. Eigentlich ein sehr unangenehmes Thema, denn wer würde sich schon eingestehen wollen, dass das ein Problembereich im eigenen Leben ist?

Bevor wir uns also ein paar Gedanken dazu machen, wollen wir uns zunächst daran erinnern, dass „das Herz arglistig ist, mehr als alles, und verdorben ist es; wer mag es kennen?“ (Jer 17,9). Auch unser Herz. Ja, wir alle sind leider fähig zu Neid. Zweitens wollen wir den Herrn mit Davids Worten bitten: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich“ (Ps 139,23). Mit dem einen Ziel: zur Ehre Gottes zu leben.

Unsere Spurensuche dem Neid hinterher führt uns direkt zu den ersten Menschen. Es ist erstaunlich, dass Neid die zweite Sünde ist, die uns direkt berichtet wird (nach Ungehorsam und direkt vor Kains Mord, letztlich sogar seine Triebfeder; 1. Mo 4,5).

Neid ist in den Augen Gottes keine kleine Lappalie, keine menschliche Schwäche, sondern eine ernste Angelegenheit: Römer 1,29 stellt Neid mitten in einer Liste von Verhaltensweisen wie Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht, Schlechtigkeit, Mord, Streit, List, Tücke. Galater 5,21 verbindet Neid mit Totschlag, Trunkenheit und Gelagen; Philipper 1,15 mit Streit; 1. Petrus 2,1 mit Heuchelei und üblem Nachreden.

Jakobus wird jetzt ganz praktisch und zeigt uns, warum Neid wie ein Gift wirkt: „Wenn ihr aber bitteren Neid und Streitsucht in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit … Denn wo Neid und Streitsucht ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat“ (Jak 3,14.16). Er zeigt uns hier Folgendes:

  1. Neid fängt im Herzen an, wo er lange unentdeckt vor sich hin schwelen kann.
  2. Neid ist „bitter“. Bitterkeit wächst unkontrolliert weiter. Sie nimmt einem die Freude. Sie belastet Beziehungen.
  3. Neid kann zu jeder schlechten Tat führen. Und tatsächlich: Kain ermordet seinen Bruder; Josephs Brüder verkaufen ihn als Sklaven; die Pharisäer überliefern den Herrn Jesus.

Neid und Mitfreude – unmöglich!

Wenn wir neidisch sind, ist es eine Unmöglichkeit für uns, Römer 12,15 zu beherzigen: „Freut euch mit den sich Freuenden!“ Wie könnte ich aufrichtige (nicht geheuchelte) Freude mit meinem Bruder / meiner Schwester haben, wenn ich neidisch bin auf den Grund der Freude? Hier wird es ganz praktisch – Neid kann sich beziehen auf:

  • körperliche Vorzüge (jemand anderes ist hübscher oder muskulöser als ich)
  • beruflichen Erfolg (jemand anderes hat einen besseren Beruf mit günstigeren Arbeitszeiten)
  • Geld und Besitz (jemand anderes muss nicht am Monatsende jeden Cent zweimal herumdrehen)
  • geistliche Gaben (jemand anderes kann besser predigen als ich)
  • Charaktereigenschaften (jemand anderes ist extrovertierter als ich und findet deshalb schneller Anschluss)
  • familiäre Bedingungen (jemand anderes hat mehr Kinder als ich)
  • gesundheitliche Umstände (jemand anderes ist weniger krank als ich)

Diese Punkte können eine große Herausforderung im Miteinander darstellen. Wenn wir unsere Geschwister also darum beneiden, können wir uns unmöglich mit ihnen mitfreuen. Dann beachten wir nicht, dass die Liebe nach 1. Korinther 13,4nicht neidet“. Sie gönnt den anderen das, was sie selbst vielleicht nicht hat.

Warum überhaupt Neid?

Wie entsteht nun Neid? Wahrscheinlich lässt sich jeder Neid zunächst auf eine Sache zurückführen: sich zu vergleichen. Jemand sagte einmal: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ Und tatsächlich: Wenn ich beim Vergleichen gar nicht so schlecht wegkomme, werde ich hochmütig; wenn ich jedoch beim Vergleichen merke, was mir fehlt, werde ich neidisch. Wie kann ich mich davor also bewahren lassen?

Hilfsmittel!

Wie kann ich Neid vorbeugen? Das Hilfsmittel der Schrift ist das folgende: „Und seid dankbar“ (Kol 3,15). Das geht noch weiter als „Danksagt in allem“ (1. Thes 3,18), wo es mehr eine Sache des Mundes ist. Hier geht es um Dankbarkeit im Herzen. Vergleichen und die Erkenntnis, dass mir etwas fehlt, führt zu Unzufriedenheit. Neid mit meinem Bruder / mit meiner Schwester ist letztlich eine Botschaft an Gott, dass Er mir etwas vorenthalten würde. Wenn ich es jedoch lerne, alles aus seiner Hand entgegenzunehmen – und zu wissen, dass Er es gut mit mir meint –, kann ich hier bewahrt bleiben.

Wir möchten uns den guten Rat von Salomo zu Herzen nehmen: „Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist“ (Spr 4,23). So können wir dem Gift des Neids, sobald es uns befällt, direkt mit der Hilfe des Herrn bekämpfen. Wir möchten ein Leben führen, in dem wir unsere Geschwister von Herzen lieb haben und unsere Beziehung zum Herrn genießen. Möge Er uns davor bewahren, dass Neid das zerstören kann.