„Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern. Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Schiff und ging auf den Wassern und kam zu Jesus. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich! Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ (Mt 14,28–31).
Petrus geht auf dem Wasser – das ist eines der vielen Wunder, die der Herr Jesus zu Lebzeiten tat. Es ist äußerst lehrreich und hat auch uns viel zu sagen.
Hinweis auf den Überrest
Bevor der Herr seine Jünger nötigte, in das Schiff zu steigen und an das jenseitige Ufer nach Bethsaida vorauszufahren, entließ Er die Volksmengen (Mk 6,45). Darin können wir das Volk Israel in seiner Gesamtheit sehen. Dann folgt die stürmische Überfahrt, die uns prophetisch die große Not zeigt, in der sich der treue jüdische Überrest während der großen Drangsalszeit befinden wird.
Doch wenn die Not am größten ist, wird der Herr Jesus aus dem Himmel erscheinen und seinem bedrängten Volk zu Hilfe kommen, indem Er ihre Bedränger vertilgen wird (Sach 14,3; Mt 24,30). Der Herr wird sein Volk aus der großen Not erretten und in die ersehnte Ruhe des tausendjährigen Reiches führen.
Hinweis auf die Versammlung
In Petrus, der aus dem Schiff stieg und auf dem Wasser zu Jesus ging, dürfen wir ein Bild der Versammlung sehen. Die gläubigen Juden bildeten nach dem Herabkommen des Heiligen Geistes die Versammlung und sind zu Beginn der Apostelgeschichte aus dem „Schiff“ des jüdischen Systems gestiegen (Heb 13,13). Aber so wie es leider nicht lange dauerte, bis Petrus im Wasser versank, dauerte es auch in der Kirchengeschichte nicht lange, bis Abweichen und Versagen in die Versammlung eindrang.
Schließlich kehrt der Herr zusammen mit Petrus zum Schiff zurück. So wird es auch in der Zukunft einmal sein: Der Herr wird zusammen mit seiner Versammlung vom Himmel auf diese Erde zurückkommen und den treuen Überrest der Juden aus der Drangsal befreien (1. Thes 3,13).
Der Auftrag des Herrn
Nachdem der Herr sich seinen Jüngern zu erkennen gegeben hatte, verspürte Petrus das starke Verlangen zu Ihm zu kommen (Mt 14,27). Wenn es der Herr war (der „Ich bin“, der ewig Seiende), der zu ihnen sprach, dann würde Er ihm auch die Kraft geben können, auf dem Wasser zu Ihm zu kommen (Mt 14,28). Petrus verstand, dass alles von der Person seines Herrn abhing. Doch ohne Auftrag wollte er nichts tun.
Auch wir müssen uns so weit wie möglich sicher sein, dass der Herr hinter dem steht, was wir für Ihn tun wollen. Das gilt nicht nur für die Beiträge eines Bruders in den Zusammenkünften. Auch im Berufsleben, im Haushalt, bei der Erziehung der Kinder oder ihrer Begleitung in der Schule ist das so – egal ob Mann oder Frau, Eltern oder Kinder. In jeder Lebenslage ist es wichtig, zuerst nach dem Willen des Herrn zu fragen und auf seinen Auftrag zu warten.
Sobald Petrus den klaren Auftrag seines Herrn vernahm, stieg er aus dem Schiff, denn nun galt es, diesem Auftrag auch zu gehorchen. Und tatsächlich: Petrus ging auf den Wassern und kam zu Jesus (Mt 14,29). Dabei spielte es keine Rolle, ob das Wasser aufgepeitscht oder ruhig war. So oder so wäre es ohne die Kraft des Herrn nicht möglich gewesen. Das gilt auch für die Umstände des Lebens, in denen wir uns befinden. Mögen sie schwierig oder angenehm sein – immer brauchen wir die Kraft und Hilfe des Herrn, um sie im Glauben bestehen zu können.
Der Blick auf Christus
Der Herr gab Petrus die Kraft, auf dem Wasser zu gehen. Auch wir brauchen die Kraft des Herrn, um uns im Glauben über die Einflüsse der Umstände erheben zu können und nicht darin zu versinken. Aber das geht nur, wenn unser Blick unverwandt auf Christus (in der Herrlichkeit) gerichtet ist (Apg 7,55; Heb 12,2). Gehorsam dem Auftrag des Herrn gegenüber ist das eine, aber gelebte Abhängigkeit von Ihm das andere. Ersteres verleiht uns die Autorität, einen Auftrag in Angriff zu nehmen, Letzteres die Kraft, den Auftrag auch bis zu Ende auszuführen.
Solange Petrus’ Blick auf den Herrn gerichtet war, ging er auf den Wassern. Doch sobald er seinen Blick vom Herrn abwandte und auf den starken Wind sah, fürchtete er sich und begann zu sinken (Mt 14,30). Das hat auch uns etwas zu sagen: Solange unser Blick auf Christus gerichtet ist, werden wir in der Lage sein, uns im Glauben über die Umstände zu erheben und unseren Dienst in Abhängigkeit vom Herrn auszuführen. Aber sobald wir unseren Blick auf die Umstände richten, werden wir uns fürchten und schließlich „untergehen“.
Dem Herrn ähnlich
Ein weiterer Punkt scheint mir in diesem Zusammenhang bemerkenswert: Solange Petrus auf seinen Herrn blickte, war er Ihm sehr ähnlich. Wie sein Meister ging auch er auf den Wassern. Doch diese „Ähnlichkeit“ fand ein abruptes Ende, als er auf den Wind und die Wellen blickte.
Das wird auch bei uns nicht anders sein: Wir werden unserem Herrn nur in dem Maß ähnlich sein, wie wir auf Ihn blicken. Und je mehr wir das tun, desto ähnlicher werden wir Ihm werden. Das zeigt uns 2. Korinther 3,18: „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit als durch den Herrn, den Geist.“ Darum: Lasst uns mehr und intensiver auf Ihn blicken und seine Herrlichkeiten anschauen! Dann werden wir Ihm immer ähnlicher werden.
(Aus der Monatszeitschrift Bleibt in mir)