In der noch jungen Gemeinde/Versammlung in Philippi gibt es Stress. Zwei Streithähne – Evodia und Syntyche – liegen sich in den Haaren.
Der Seelsorger Paulus schreibt einen Brief, in dem er sich auch um diese Situation kümmert. Wie geht er vor? Er spricht ganz klar den Grund des Konflikts an, hört beide Seiten an, wägt die Argumente ab und schlägt eine pragmatische und für alle annehmbare Lösung vor, richtig? Nein, keineswegs. Überraschenderweise nichts davon.
Er gibt zunächst einige Hinweise, wie das Zusammmenleben als Geschwister allgemein gestaltet sein soll: „Wenn es nun irgendeine Ermunterung gibt in Christus, wenn irgendeinen Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn irgend innerliche Gefühle und Erbarmungen, so erfüllt meine Freude, dass ihr gleich gesinnt seid, dieselbe Liebe habend, einmütig, eines Sinnes, nichts aus Streitsucht oder eitlem Ruhm tuend, sondern in der Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst; ein jeder nicht auf das Seine sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen“ (Phil 2,1–4).
Und dann das Geheimnis, wie das möglich sein kann: Der Höhepunkt von Paulus’ Brief an die Philipper dürften die anschließenden Verse sein: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war …“ (Phil 2,5), woraufhin Paulus die unendlich tiefe Demut des Herrn Jesus vorstellt.
Möchte Paulus möglicherweise Folgendes mitgeben? Dieses hier: Welchen Konflikt auch immer es gibt, welche Streitfälle auch immer aufkommen, welche Bitterkeit auch immer sich in die Gemeinschaft frisst, die einzige Lösung ist: Demut. Wenn beide Konfliktparteien den unteren Weg gehen und den jeweils anderen höher achten, nimmt das jedem Streit „den Wind aus den Segeln“.
Eine sehr interessante Vorgehensweise von Paulus. Doch wenn wir ernsthaft darüber nachdenken, müssen wir feststellen: Ohne diese Herzenshaltung können Konflikte niemals gelöst werden. Ob nun Evodia und Syntyche vor fast 2000 Jahren oder wir heute – wir brauchen die Demut Christi, um untereinander in Frieden und Lieben sein zu können und um (möglicherweise alte) Streitfälle auszuräumen.