„Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Auflegen der Hände der Ältestenschaft“ (1. Tim 4,14).

„Aus diesem Grund erinnere ich dich daran, die Gnadengabe Gottes anzufachen, die in dir ist durch das Auflegen meiner Hände“ (2. Tim 1,6).

Der erste Timotheusbrief zeigt, wie die Ordnung im Haus Gottes sein sollte. Der zweite Timotheusbrief stellt vor, wie man sich verhalten soll, wenn Unordnung eingetreten ist.[1]

In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass der erste Brief davon spricht, dass Timotheus seine Gnadengabe nicht vernachlässigen soll. Ist es nicht, dass man dann, wenn man die Ordnung Gottes vor Augen hat und diese auch gelebt wird, in Gefahr steht, sich nicht um die Gnadengabe zu kümmern? Man lässt die mit der Gabe verbundenen Aufgaben einfach liegen, weil man nicht die dringende Notwendigkeit sieht. Es geht ja doch alles seinen gewohnten und guten Gang. Dennoch gilt: Wir sollen die Gnadengabe nicht vernachlässigen.

Der zweite Brief spricht davon, dass Timotheus seine Gnadengabe anfachen soll. Ist es nicht so, dass dann, wenn Versagen und Unordnung sich zeigen, man in Gefahr steht, die Gnadengabe bewusst inaktiv werden zu lassen? Man lässt die mit der Gabe verbundenen Aufgaben einfach liegen, weil man denkt, dass alles ohnehin keinen Wert mehr habe. Ob man seinen Dienst tut oder nicht, scheint keinen Unterschied zu machen. Dennoch gilt: Wir sollen die Gnadengabe anfachen.


Fußnoten:

  1. Zwischen den beiden Briefen liegen jedoch nur rund drei Jahre. In dieser Zeit hatte sich nicht die ganze Christenheit verändert. Dennoch gab es eine Abwärtsentwicklung, die sich darin zeigte, dass die Christen sich vielerorts von Paulus abgewandt hatten. Und so ist es nicht verwunderlich, dass im zweiten Brief besonders das Thema Unordnung behandelt wird. Dennoch behalten die Hinweise aus dem ersten Timotheusbrief natürlich ihre Relevanz für uns heute, denn wir sollen ja immer noch die göttliche Ordnung verwirklichen.