Geistliches Wachstum in der Erkenntnis der Gedanken Gottes und der Segnungen, die Er für seine Kinder hat, benötigt vor allem eins: Nähe zu Gott in der Gemeinschaft mit Ihm. Was wir bei uns oft feststellen, ist aber Folgendes: Wir finden die größte Freude und Ermutigung darin, zu wissen, dass der Herr bei uns ist und dass wir einen Vater haben, der uns liebt und der sich um uns kümmert. Und das allein ist ja auch eine unendliche Gnade. Der Herr Jesus streckt uns seine Hand entgegen, Ihm liegt an uns, Er will uns Schutz und Schirm sein, Er tröstet und hilft uns nach unseren Bedürfnissen. Er ist uns nahe.

Aber so wertvoll das alles ist, das allein ist noch keine Gemeinschaft. Der Geist Gottes wirkt in uns, aber Er ist im Wesentlichen mit uns beschäftigt, weil unsere Sorgen und unsere Beschäftigung mit den irdischen Dingen und manchmal auch unsere Sünden das nötig machen. Und sein Trost und seine Wiederherstellung machen uns seine Gnade groß. Aber das ist, wie gesagt, noch keine Gemeinschaft. Denn Gemeinschaft bedeutet, dass Gott sich nicht nur für das interessiert, was uns betrifft, sondern dass wir uns auch für das interessieren, was sein Herz bewegt. Dafür muss unser Herz zubereitet sein. Der Geist muss die Freiheit haben, in uns zu wirken, indem Er nicht immer nur mit uns beschäftigt ist, sondern indem Er uns mit Christus beschäftigen kann, dem großen Gegenstand der Freude und des Interesses Gottes. Wenn Ihm das gelingt, dann haben wir die Nähe zu Gott in der Gemeinschaft mit Ihm, die geistliches Wachstum bewirkt im Genuss der Segnungen, die Gott seinen Kindern geschenkt hat. Und darauf wartet Er!

Stell dir einen Ehemann vor, der seiner Frau abends sein ganzes Herz ausschüttet und sie teilhaben lässt an den vielen schwierigen Situationen, die er tagsüber im Beruf zu meistern hatte. Seine Frau weiß seit heute, dass sie ihr erstes Kind erwartet, aber sie hört ihrem Mann geduldig zu, nimmt ihn dann in den Arm und ermutigt ihn. Würde er nicht sagen, wir hatten einen schönen Abend? Aber würde seine Frau dasselbe sagen? Den ganzen Abend wartet sie auf die Gelegenheit, einmal ihrem Herzen Luft zu machen, aber dafür ist keine Gelegenheit. Zu sehr ist ihr Mann vereinnahmt von dem, was ihn beschäftigt. Er hatte Freude daran, dass sie so an seinen Dingen Anteil nahm. Aber wie groß wird erst die Freude sein, wenn er einmal die Ruhe hat, ihr zuzuhören, um dann das große Geheimnis zu erfahren, das sie beschäftigt.

Im Epheserbrief, wo der Geist Gottes uns ja gerade mit dem beschäftigen will, was im Herzen Gottes ist, wird uns „Gnade und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus“ gewünscht (Eph 1,2). Gnade ist die Zuwendung Gottes, die wir benötigen, weil wir noch in dieser Welt sind. Gnade macht uns groß, dass Gott, unser Vater, an unseren Umständen teilnimmt und sich für uns interessiert. Friede ist der Herzenszustand, den wir benötigen, um uns in Ruhe mit dem zu beschäftigen, was Gott interessiert; wenn das Gewissen nicht mehr unruhig ist, wenn auch nicht mehr unsere Bedürfnisse im Vordergrund stehen, sondern Gott uns an dem teilhaben lassen kann, was in seinem Herzen ist. Das ist der Beginn des Wachstums und des Genusses an den Dingen Gottes.

Wir sind nicht mehr Knechte, die nicht wissen, was ihr Herr tut (vgl. Joh 15,15), sondern Söhne, denen Gott seine Gedanken mitteilen will. Er hat uns „zuvorbestimmt zur Sohnschaft“  (Eph 1,5) und uns dann „kundgetan das Geheimnis seines Willens“ (Eph 1,9). Und das Zentrum dieses Geheimnisses ist Christus, die Wonne Gottes. Wenn das auch unsere Herzen erfüllen kann, dann wissen wir nicht nur, dass Er uns nahe ist (kostbares Wissen!), sondern auch, dass wir Ihm nahe sind. Erst dann genießen wir im vollen Sinn Gemeinschaft.