„Die samaritische Frau spricht nun zu ihm: Wie bittest du, der du ein Jude bist, von mir zu trinken, die ich eine samaritische Frau bin?“ (Joh 4,9).

„Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Dieser ist doch nicht etwa der Christus?“ (Joh 4,29).

Ermüdet von der Reise setzte sich der Herr Jesus an der Quelle Jakobs nieder, um einer in Sünde lebenden samaritischen Frau zu begegnen (Joh 4,6). Diese Frau kannte den Herrn Jesus nicht und wunderte sich darüber, dass ein Jude mit ihr sprach und sie um etwas Wasser bat. Im weiteren Verlauf der Unterhaltung sorgte der Herr dann dafür, dass die Frau Ihn immer besser kennenlernte und mehr und mehr von seiner Größe und Herrlichkeit erfasste. In dem Maß, wie sie das tat, lernte sie auch sich selbst immer besser kennen und wurde im Glauben weitergeführt.

Zunächst sah die Samariterin in dem Herrn Jesus lediglich einen Juden (Joh 4,9). Dann stellte sie Ihm die Frage, ob Er denn größer sei als Jakob (Joh 4,12). Nachdem der Herr ihr sündiges Leben aufgedeckt hatte, sah sie in Ihm einen Propheten (Joh 4,19). Daraufhin führte der Herr sie dazu, in Ihm den Messias zu erkennen (Joh 4,29). Schließlich wurde Er von den Bewohnern der Stadt, aus der die Frau kam, als der Heiland der Welt bezeichnet (Joh 4,42).

Die Unterhaltung, die der Herr mit dieser Frau führte, macht deutlich, wie Er im Herzen dieser Frau wirkte und ihr Leben grundlegend veränderte. Zunächst sprach Er zu ihrem Herzen und rief in ihr das Verlangen nach dem lebendigen Wasser hervor, das Er ihr geben wollte (Joh 4,7–14). Als Er ihr Herz schließlich erreicht hatte und sie Ihn um das lebendige Wasser bat, richtete Er Worte an ihr Gewissen und stellte ihr Leben ins Licht Gottes (Joh 4,15–18.29). Bevor der Herr ihr das lebendige Wasser geben konnte, musste Er zunächst Dinge in ihrem Leben aufdecken, die mit dem Licht der Heiligkeit Gottes nicht vereinbar waren.

Die Art und Weise, wie der Herr vorging, zeigt, dass Er das Gewissen der Frau über ihr Herz erreichte und nicht – wie wir es vielleicht manchmal versuchen – das Herz über das Gewissen. Außerdem handelte Er in Übereinstimmung mit der Anweisung aus Kolosser 4,6: „Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, so dass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.“ So sprach Er zunächst in Gnade zu ihrem Herzen, bevor Er Worte, gewürzt mit Salz der Wahrheit, an ihr Gewissen richtete.

Nachdem die samaritische Frau ihre Sünden im Licht Gottes erkannt (und sicher auch bekannt) hatte, kam sie auf die Anbetung zu sprechen. Es ist bemerkenswert, dass der Herr dieses Thema aufgreift, um die Frau weiter in die Wahrheit der christlichen Anbetung einzuführen. Dabei zeigte Er ihr, wie sie – eine ehemals verlorene Sünderin – zu einer wahrhaftigen Anbeterin werden konnte, die den Vater in Geist und Wahrheit anbetete (Joh 4,20–24). Doch damit nicht genug: Das Herz dieser Frau war schließlich so von seiner Person ergriffen, dass sie nicht mehr schweigen konnte. So wurde sie zu einer unerschrockenen Zeugin, die allen mutig erzählte, was der Herr an ihr getan hatte (Joh 4,28–30). Hier bestätigte sich das Wort des Herrn aus Matthäus 12,34: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund.“ Den Wasserkrug, mit dem sie eigentlich Wasser aus dem Brunnen holen wollte, ließ sie einfach stehen (Joh 4.28). Sie hatte nun etwas weitaus Besseres gefunden: das lebendige Wasser in der Person des Herrn Jesus (Joh 4,10).

Am Schluss noch eine letzte Bemerkung: Verwundert es uns nicht, dass der Herr mit Nikodemus, dem Lehrer Israels, über die relativ einfache Wahrheit der Neugeburt sprach, während Er mit der Samariterin, einer großen Sünderin, über das erhabene Thema der Anbetung sprach (Joh 3,1–12)? Wir hätten es gewiss umgekehrt gemacht: Mit der Samariterin hätten wir über die Neugeburt und über die Notwendigkeit der Bekehrung geredet und mit Nikodemus, dem Obersten der Juden, über das erhabene Thema der Anbetung, aber der Herr machte es genau umgekehrt. Hat uns das nicht auch etwas zu sagen?