In Psalm 25 bekennen die Frommen jener Tage ihre Sünden; und wie heißt das große Wort, das sie über sich selbst sagen? „Um deines Namens willen, HERR, wirst du ja vergeben meine Ungerechtigkeit.“ Warum? „Denn sie ist groß“ (Ps 25,11). Wie wunderbar, das zu Gott zu sagen. Zu Menschen konnten sie so nicht sprechen. Wenn ein Angeklagter den Richter, der ihn verhört, bitten würde, ihm seine Ungerechtigkeit zu vergeben, weil sie groß sei, dann wäre gewiss der ganze Gerichtshof starr vor Staunen über die Vermessenheit dieses Mannes. Aber was vor der Welt und den Menschen als Anmaßung erscheint, ist nichts anderes als Vertrauen und Glauben.
Und das ist genau das, was Gott in einer wiedergeborenen Seele bewirkt: Lauterkeit des Herzens, indem sie ihre Sünden anerkennt und bekennt. Das bedeutet dann nicht nur ein Gereinigtwerden von Sünden, sondern auch von aller Ungerechtigkeit. Denn das ist etwas anderes. Es ist ganz klar ein Werk, das in der Seele geschieht. Alle Schuld wird von ihr weggenommen. Da ist kein Verbergen von Sünde, sondern Lauterkeit, aber eine Lauterkeit, hervorgerufen durch das Vertrauen auf Gottes Gnade.
Und was hatte in Psalm 25 Vertrauen in diese Gnade geweckt? Was war denn vorangegangen? Psalm 22. Es gibt eine Ordnung in diesen Dingen. Wir dürfen nicht glauben, die Psalmen seien einfach so an ihre Stelle gepurzelt. Gott hat ihnen ebenso gut ihren Platz gegeben, wie sie durch Ihn inspiriert sind. Sie mögen in noch so ferner Zeit geschrieben worden sein, und ich glaube ganz und gar nicht, dass sie in der Reihenfolge geschrieben wurden, in der sie jetzt vorliegen. Sie sind in ebenso göttlicher Weise angeordnet, wie die Worte göttlich sind, aus denen sie bestehen. Man kann nicht die Stellung eines einzigen Psalms ändern, ohne zugleich die Wahrheit zu zerstören. Es würde sein, als ob man ein Blatt von einer überaus schönen Pflanze risse, so dass für jeden, der eine Vorstellung von der eigentlichen Gestalt der Pflanze hat oder davon, wie sie nach Gottes Gedanken sein sollte, eine empfindliche Lücke zurückbliebe.
Nun, das sehen wir hier. Die Gnade Gottes, die Christus gab, um für Sünder am Kreuz zu leiden, öffnet ihnen das Herz, so dass sie ihre Sünden bekennen. Und sie können sagen: „Um deines Namens willen, HERR, wirst du ja vergeben meine Ungerechtigkeit; denn sie ist groß“ (Ps 25,11). Ja, das ist wirklich der Grund. Weil die Ungerechtigkeit so groß ist, ist solch ein Opfer notwendig; und im Blick auf solch ein Opfer kann man nicht um Nachsicht bitten, weil die Sünde gering war, sondern im Gegenteil um Vergebung, weil sie so groß war. In Psalm 26 dann stellt derselbe Geist Christi, der dazu bringt, die Sünde zu bekennen, sich auf den Boden absoluter Lauterkeit: „Ich habe die Versammlung der Übeltäter gehasst, und bei Gesetzlosen saß ich nicht. Ich wasche in Unschuld mein Hände und umgehe deinen Altar, HERR“ (Ps 26,5.6). Diese Dinge gehören zusammen.