„Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes; wenn jemand dient, so sei es als aus der Kraft, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit ist und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen“ (1. Pet 4,11).
Weissagung bedeutet nicht, zuerst predigen oder lehren, sondern bedeutet zu dienen. Voraussetzung für diesen Dienst an Kindern Gottes ist die Liebe zu ihnen. Dabei gilt der Grundsatz: Je mehr Liebe für die Gläubigen vorhanden ist, desto mehr wird man sich im Dienst für sie einsetzen.
Manche Menschen reden viel und sagen doch nichts dabei. Andere reden nur von sich, um sich vor anderen darzustellen. Ein Christ sollte hingegen durch seine Liebe für die Kinder Gottes auffallen; ein Liebe, die sich in Taten ausdrückt, ihnen dient und dadurch Gott verherrlicht. Der Dienst der Weissagung steht dabei (grundsätzlich) jedem offen: jungen und alten Gläubige, Brüdern und Schwestern. Ja, manchmal kann sich eine Frau sogar wirksamer und segensreicher in diesem privaten Dienst gebrauchen lassen, als es bei einem Mann der Fall wäre.
Kennzeichen des Dieners
Fragen wir uns: Kennen wir Männer und Frauen, zu denen Gläubige in ihren Sorgen und Nöten gehen und denen sie sich anvertrauen können, weil diese mitfühlen, in den Prüfungen beistehen, trösten und helfen? Hoffentlich kennen wir solche Diener Gottes! Solche Diener sind gekennzeichnet durch mehrere Merkmale. Diese Diener
- erkennen, wenn die Seele eines Gläubigen belastet ist;
- reden durch das Wort Gottes von ihrem Herrn;
- helfen, indem sie aus Erfahrung die Barmherzigkeit und Gnade des Herrn vorstellen;
- trösten mit dem Trost, mit dem sie selbst getröstet wurden;
- richten den Blick auf den Herrn Jesus, unseren großen Hohenpriesters, der fähig ist, denen beizustehen, die versucht werden (Heb 2,17.18).
Solche Diener sind in der Versammlung von unschätzbarem Wert. Und da dieser Dienst allen offensteht, dürfen wir uns alle ausstrecken, uns von dem Herrn dafür gebrauchen zu lassen. Aber denken wir daran, dass dieser Dienst aus der aufrichtigen Liebe zu den Seinen hervorkommen muss. […]
Wenn jemand dienen will, muss er verstehen, und zwar mit seinem Herzen. Ein solcher Diener darf kein Kritiker, kein herzloser, tadelnder oder hochmütiger Mensch sein, sondern einer, der sich an die Seite dessen stellen kann, dem er helfen will. Nur so wird er die Gnade und den Trost, den er selbst empfangen hat, in der richtigen Art und Weise mitteilen können.
Der Herr, unser Vorbild und Maßstab
Aber wie kann jemand wirklich mitfühlen und verstehen, was in der Seele des Gegenübers vor sich geht? Wir sind oft so blind und so ignorant; wir haben oft so wenig Herz für andere, viel weniger als für uns selbst. Deshalb müssen wir zu Dienern werden, die aufrichtig lieben, mitfühlen und verstehen können und so in der Lage sind, anderen zu dienen.
Wir müssen von dem besten Lehrer und Vorbild lernen, von unserem Herrn. Er sagt selbst: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir“ (Mt 11,29). Ist es nicht wunderbar, dass diese Worte an uns gerichtet sind, nachdem Er sich gerade noch an eine Welt in Sündennot gewandt hatte? „Kommt her zu mir“, hatte Er gerufen, „alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben.“ Ja, Er kam „nicht, um bedient zu werden, sondern um zu dienen“ (Mk 10,45). Und von Ihm müssen wir lernen, müssen Ihm ähnlicher werden, wenn wir andere in ihren Sorgen und Nöten verstehen und ihnen helfen möchten. Denken wir an das Wort des Propheten Jesaja: „Der Herr, HERR, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden“ (Jes 50,4).
Das Ergebnis des Dienstes
Die Ergebnisse eines Dienstes entsprechen immer dem Dienst selbst. Die Gnade und die Kraft für den Dienst kommen allein von Gott, und das Ergebnis verherrlicht Ihn.
Nehmen wir zum Beispiel einen belasteten Gläubigen, der vom Teufel versucht wird und unter seinen Prüfungen zusammenzusinken droht. Nun, wenn dieser Christ nachgibt, stolpert und murrt, dann wird Gott entehrt und der Teufel freut sich. Wenn aber einer dieser Diener Gottes, der zu den Füßen Jesu gesessen und von Ihm gelernt hat, im Augenblick der Prüfung kommt und in der Lage ist, das geprüfte Herz zu trösten, die erschlafften Hände aufzurichten und die gelähmten Knie zu stärken (s. Heb 12,12), so dass der Christ nicht aufgibt, sondern zu Freude und Lob zurückkehrt, dann wird die drohende Niederlage in einen Sieg verwandelt: Gott wird verherrlicht, denn „wer Lob opfert, verherrlicht Gott“ (Ps 50,23).
Der Charakter und die Notwendigkeit des Dienstes
Sicher ist es so, dass nicht alle berufen sind, das Sprachrohr Gottes zu sein. Aber einander in Liebe zu dienen, sollte für alle möglich sein. Gerade den Dienst der Weissagung brauchen wir so sehr in der heutigen Zeit! Zwar ist es ein stiller und oft verborgener Dienst (schließlich beschäftigt er sich häufig mit den persönlichen Sorgen der Gläubigen), und weder in der Welt noch in der Versammlung wird man dadurch zu Ruhm und Ehre kommen, aber wir brauchen diesen Dienst im Volk Gottes.
Die Belohnung für den Dienst
Und auch wenn dieser Dienst im Hintergrund stattfindet: Meinen wir, dass der Herr jemals einen Dienst an den Seinen vergessen würde? Wird der Herr Jesus diejenigen vergessen, die aus Liebe zu Ihm ihre eigene Bequemlichkeit aufgegeben und sich für die verwendet haben, die Er so sehr liebt? Niemals!
Jeder noch so unscheinbare Dienst wird im Himmel aufgezeichnet und eines Tages wird alles offenbar werden: Auf der Erde wird dieser stille, unauffällige Dienst wenig beachtet. Doch bei Ihm in der Ewigkeit wird der Dienst wirklich gewürdigt werden. Hier mögen die Namen dieser verborgenen Diener unbekannt sein, aber dort, vor dem Angesicht des Herrn, werden sie aufleuchten und belohnt werden.
Jede menschliche Ehre ist nur für die Erde und damit nichts wert. Es kommt aber der Tag, an dem die Diener, die hier keine Kronen trugen, unvergängliche Kronen der Herrlichkeit tragen werden. Heute läuft noch die Zeit des Dienstes, der durch Hingabe geprägt ist und im Verborgenen stattfindet. Die Liebe Christi drängt uns auch zum Dienst an den Seinen. Und auch wenn der Tag näher und näher kommt, an dem dieser Dienst belohnt werden wird, so brauchen wir heute noch die Ermutigung im Dienst nicht nachzulassen: „Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn“ (1. Kor 15,58). So werden der Dienst, der Diener und das Ergebnis des Dienstes zur Ehre unseres Herrn ausschlagen: „damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit ist und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Original: If anyone minister (stempublishing.com)