„Betrübt euch nicht, denn die Freude an dem HERRN ist eure Stärke“ (Nehemia 8,10).

Ermutigung in Zeiten des Niedergangs

Als Nehemia diese Worte an das Volk, das aus der Gefangenschaft zurückgekehrt war, auf dem großen Platz in Jerusalem richtete, war die Mauer gerade wieder aufgebaut worden. Nun hatte sich das Volk versammelt, um das Gesetz zu hören, das Esra und die Leviten ihnen erklärten. Als das Volk das Ausmaß des Niedergangs seines Zeugnisses erkannte, begann es zu trauern und zu weinen. Diese Demütigung war absolut angemessen vor Gott und erinnert uns an Esra und Daniel, die ebenso den traurigen Zustand des Volks bekannten. Doch Nehemia tröstet und ermutigt das Volk mit den Worten: „Betrübt euch nicht, denn die Freude an dem HERRN ist eure Stärke.“

Auch wir leben in einer Zeit des Niedergangs. Vor mehr als zweihundert Jahren ist das Licht des Zeugnisses der Versammlung wiederhergestellt worden. Doch nun scheint es kurz davor zu sein, zu erlöschen. Wir sehen das Böse, wie es sich immer mehr ausbreitet, und haben dabei nur wenig Kraft. Wie kostbar sind da die Ermutigungen aus dem Wort Gottes! Das Wort Gottes kräftigt uns „mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit, zu allem Ausharren und aller Langmut mit Freuden“ (Kol 1,11).

Christus die Quelle der Freude

Welch ein Glück, den zu kennen, in dem die Kraft liegt und dessen Liebe heute noch genauso groß ist wie damals, als Er sich am Kreuz für uns hingab, um uns zu erretten. Alle, die zu Ihm kommen und ihre Sünden bekennen, empfangen Vergebung und Befreiung. Dann können sie in der Freude des Heils ausrufen: „Meine Wehklage hast du mir in einen Reigen verwandelt, mein Sacktuch hast du gelöst und mich mit Freude umgürtet“ (Ps 30,12).

Während unseres ganzen Lebenslaufs sind wir die Gegenstände der liebevollen Fürsorge des guten Hirten. Die Segnungen, mit denen Gott uns überschüttet hat, sind unzählbar! Indem wir Frieden mit Gott haben durch unseren Herrn Jesus Christus, haben wir auch Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes (Röm 5,1–3). Und wenn wir Leid erleben, dann dürfen wir uns ebenso rühmen, wie es der Psalmist tat: „Du hast Freude in mein Herz gegeben, mehr als zur Zeit, als es viel Korn und Most gab“ (Ps 4,8).

Doch so groß all das auch ist, was Gott uns in seiner Liebe und Gnade geschenkt hat – was unsere Herzen mit Freude erfüllt, ist die Person des Gebers selbst. Allezeit dürfen und sollen wir uns in unserem Herrn freuen (Phil 4,4). Auch in Zeiten des Verfalls dürfen wir die „Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu“ suchen (Phil 3,8). Von unserem Herrn lesen wir: „Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht“ (Ps 16,11). Das galt für die Vergangenheit (s. Ps 21,7) und wird auch in der Zukunft so sein (s. Apg 2,28).

Als Kinder Gottes, die seine Natur besitzen und mit Christus vereint sind, „haben wir Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“ (1. Joh 1,3). Wir rühmen uns in Gott durch unseren Herrn Jesus Christus. In der Gemeinschaft mit Ihm wird unsere Freude vollkommen. Wir dürfen in die Gedanken Gottes eintreten und seine Ratschlüsse der Gnade für uns und für die Herrlichkeit Christi erkennen. Diese Gemeinschaft, diese Beschäftigung mit Christus und allem, was uns in Ihm geschenkt ist, muss unser Herz zur Anbetung bringen.

So ist die Freude am Herrn – diese tiefe Freude, die Gott selbst in unsere Herzen legt – die Quelle der Kraft, die wir für unser Zeugnis und unseren Dienst brauchen, den jeder von uns persönlich und wir alle gemeinsam zu erfüllen haben.

Original: La joie de l’Éternel est votre force, ME 1973, S. 309–311, bibliquest.org