Paulus spricht in Galater 1 von den Anfängen seines Glaubenslebens. Dabei erwähnt er unter anderem, dass es Gott „wohlgefiel, seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich ihn unter den Nationen verkündige“ (Gal 1,16). Die Offenbarung des Sohnes Gottes in Paulus sollte also seinen Dienst unter den Nationen prägen. Es fällt auf, dass Paulus nicht davon spricht, dass der Sohn Gottes ihm offenbart wurde, sondern dass Er in ihm offenbart wurde.

Paulus war der Einzige, der in dem Licht, das ihn vor Damaskus zu Boden warf, eine Person erkannte. Er sah „Jesus, unseren Herrn“, während es von seinen Begleitern heißt, dass sie „niemand“ sahen (1. Kor 9,1; Apg 9,7). Das Licht „umstrahlte“ ihn nicht nur (äußerlich) wie seine Begleiter (Apg 26,13), sondern es drang ihm ins Herz. Zutiefst erschüttert erkannte er in der herrlichen Person, die sich ihm vorstellte mit den Worten „Ich bin Jesus, der Nazaräer“ (Apg 22,8), den Sohn Gottes. Diese Person hinterließ in seinem Inneren einen tiefen Eindruck und gewann einen immer größeren Einfluss auf seine Seele. Jesus, der Sohn Gottes, verherrlicht im Himmel, wurde mehr und mehr sein Lebensinhalt. Diesen Namen sollte und wollte Paulus fortan „vor Nationen, Könige und Söhne Israels“ tragen (Apg 9,15).

Paulus nennt die Botschaft, die er verkündigte, in Römer 1,1–4 das „Evangelium Gottes über seinen Sohn“. Er hatte den Sohn verherrlicht im Himmel gesehen und konnte bezeugen, dass Er der „Sohn Gottes in Kraft dem Geist der Heiligkeit nach durch Toten-Auferstehung“ ist. Er hatte verstanden, dass Gott möchte, dass im Evangelium über seinen Sohn gesprochen wird, der durch die Auferstehung aus den Toten bewiesen hat, dass Er der Sohn Gottes ist. Sein Evangelium war das „Evangelium der Herrlichkeit des Christus“ (2. Kor 4,4). Es war geprägt dadurch, die Menschen mit dem verherrlichten Christus im Himmel zu verbinden. So scheint er der Erste gewesen zu sein, der verkündigte, „dass dieser der Sohn Gottes ist“ (Apg 9,20). Auch die anderen Apostel kannten den Herrn Jesus so (vgl. Mt 16,16), aber es war offensichtlich nicht ihre Aufgabe, Ihn so zu verkündigen.

Der Anspruch des Herrn Jesus, Gott zu sein, der in dem Titel „Sohn Gottes“ zum Ausdruck kommt, hatte dem Herrn Jesus seinerzeit die Verurteilung zum Tod eingebracht. Doch Paulus nahm keine Rücksicht darauf, wie gefährlich für ihn selbst diese Botschaft war. Zu groß war der Eindruck, den die Offenbarung des Sohnes Gottes in ihm hinterlassen hatte.

Gleichzeitig beinhaltet die Aussage, dass Gott seinen Sohn in ihm offenbarte, auch den Gedanken der engen Verbindung des Herrn Jesus zu seiner Versammlung. Der „Sohn des lebendigen Gottes“ ist der Fels, auf dem die Versammlung gebaut wird. Und auch diese Wahrheit zu offenbaren, war ganz besonders dem Apostel Paulus anvertraut. So stellte Gott, als er seinen Sohn in Paulus offenbarte, schon ganz zu Beginn die Weichen für sein späteres Leben – ein Leben, wie er selbst sagt, „durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20).

Und auch wenn in uns nicht der Sohn Gottes offenbart wurde wie bei Paulus, stellt sich doch die Frage: Wohnt Christus, der Sohn Gottes, in meinem Herzen und prägt seine wunderbare Person mein Leben und meinen Dienst?