In 2. Mose 21 bis 23 werden die zehn Gebote aus 2. Mose 20 weiter ausgeführt.

In 2. Mose 21,28–29 lesen wir:  Und wenn ein Ochse einen Mann oder eine Frau stößt, dass sie sterben, so soll der Ochse gewiss gesteinigt und sein Fleisch nicht gegessen werden; aber der Besitzer des Ochsen soll schuldlos sein. Wenn aber der Ochse vorher stößig war, und sein Besitzer ist gewarnt worden, und er hat ihn nicht verwahrt, und er tötet einen Mann oder eine Frau, so soll der Ochse gesteinigt und auch sein Besitzer soll getötet werden.

In diesen Versen werden zwei Fälle beschrieben, die unterschiedlich schwer wogen.

In Vers 28 wird davon gesprochen, dass ein Ochse einen Mann oder Frau stößt, sodass sie sterben. Der Ochse war bisher nicht dafür bekannt, stößig zu sein, das heißt, es hatte vorher noch keinen Fall gegeben, dass jemand durch diesen Ochsen angegriffen worden war. Der Ochse musste nach dem Vorfall gesteinigt werden. Weil der Besitzer mit dem Ochsen bisher keine derartigen Erfahrungen gemacht hatte, es also nicht wusste, durfte er am Leben bleiben.

In Vers 29 wird der schlimmere Fall geschildert. Dort stößt ein Ochse ebenfalls jemand zu Tode, allerdings war vorher bekannt, dass er stößig war, das heißt, es war vorher schon einmal etwas passiert und der Besitzer des Ochsen war gewarnt worden. Allerdings hatte er den Ochsen nicht richtig verwahrt, hatte also nichts zum Schutz der Menschen getan. In dem Fall mussten sowohl Ochse als auch Besitzer getötet werden.

Der Ochse war früher ein Arbeitsmittel, das beim Ackerbau verwendet wurde. In 1. Könige 19,19 sehen wir beispielsweise, wie Elisa mit zwölf Joch Rindern bzw. Ochsen vor sich her pflügt. Auch Menschen können Arbeitsmittel sein, und in dieser Hinsicht spricht man dann davon, dass sich jemand vor den Karren eines anderen spannen lässt.

Die stößigen Ochsen und das Sterben Jesu

In Apostelgeschichte 10,38 heißt es von dem Herrn Jesus, dass er umherging, wohltuend und alle heilend, die von dem Teufel überwältigt waren, denn Gott war mit ihm. In Lukas 4,18.19 sagt der Herr selbst, dass er Armen gute Botschaft verkündigte, Gefangenen Befreiung ausrief etc. Der Geist des Herrn war auf ihm und Worte der Gnade gingen aus seinem Mund hervor. Wie konnten Menschen ihm feindlich gesinnt sein? Sie aber wandten sich von ihm ab und stießen ihn auch körperlich. Diese Menschen ließen sich sozusagen wie einen Ochsen vor den Karren Satans spannen, um Christus zu stoßen. Als er die Worte der Gnade in Lukas 4 ausgesprochen und vorgestellt hatte, wie Gnade zu den Nationen gelangt war, wurden sie von Wut erfüllt und stießen den Herrn zur Stadt hinaus (Lk 4,29).

Es wäre die Aufgabe der Obersten des Volkes gewesen, diesem Verhalten dem Herrn gegenüber Einhalt zu gebieten. Doch das taten sie nicht. Sie ließen gewissermaßen die stößigen Ochsen weiter frei herumlaufen.[1]

Wie verhielt sich unser Herr jetzt? Wich er ihnen aus? Nein, denn er sagt in Markus 14,49 selbst: „Täglich war ich bei euch, im Tempel lehrend.“ Der Herr Jesus wusste, was über ihn kommen würde (Joh 18,4) und ging doch standhaft weiter bis ans Kreuz. Er kannte diese Menschen, die sich in den Dienst Satans stellten. Er wusste, dass sie „stößig“ waren! In Johannes 8,41–47 sagt er: „Ihr tut die Werke eures Vaters. Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben. Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Er war ein Menschenmörder von Anfang an.“

Und in seinen letzten Stunden sehen wir wieder diese stößigen Ochsen, denn wir lesen in Psalm 22,13: „Viele Stiere haben mich umgeben, gewaltige Stiere von Basan mich umringt.“ In Psalm 22,22 ruft er aus: „Rette mich aus dem Rachen des Löwen (ein Bild des Teufels)! – Ja, du hast mich erhört von den Hörnern der Büffel.“ Wenn wir die Anmerkungen dazu nehmen, sehen wir, dass das Wort für Büffel auch mit Wildochsen wiedergegeben werden kann. Der Herr Jesus wurde von diesen Wildochsen, von denen er wusste, dass sie stößig waren, in den Tod gebracht. Beachten wir, dass es nicht heißt: „Du hast mich vor den Hörnern der Wildochsen bewahrt“, sondern: „Du hast mich von den Hörnern erhört.“ Die Erhörung bestand nicht darin, dass er vor dem Tod bewahrt wurde, sondern, dass aus den Toten auferweckt wurde.

Die im Gesetz festgelegte Strafe wird Gott aber einmal ausüben, wenn sowohl Satan als auch die, die ihm geglaubt haben, in den Feuersee geworfen werden und den zweiten Tod erdulden (Off 20,10–15; Mt 25,41).


Fußnoten:

  1. Und sie wurden selbst zu solchen, die in der Verwerfung des Herrn anderen vorangingen.