In Matthäus 24,13 sagt der Herr zu seinen Jüngern: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.“ Diese und ähnliche Stellen in den Evangelien (Mt 10,22; Lk 21,19) haben manche verunsichert, ob nicht doch manche Christen das Ziel verfehlen werden.

Zunächst ist zu sagen, dass sich diese Aufforderung gar nicht an Christen richtet.[1] Es ist sehr hilfreich, zu sehen, dass sich die große prophetische Rede des Herrn in Matthäus 24 und 25 in drei Teile aufteilt:

  1. Zuerst geht es um die Zukunft des jüdischen Volkes (Mt 24,4–44). Es ist von Sabbat, Galiläa, Jerusalem etc. die Rede. Die Jünger, gläubige Juden, werden in Drangsale kommen. Wer dann ausharrt, wird errettet werden, wird in das Reich auf der Erde eingehen.[2] Der Glaube zeigt sich vorrangig im Ausharren in den Drangsalen.

  2. Dann wird in drei Gleichnissen die Zeit der Christenheit vorgestellt (Mt 24,45–25,30). Es ist sehr passend, dass wir gerade hier die Gleichnisse finden. Denn es geht in dieser Epoche um geistliche Grundsätze und nicht um Zeiten und Zeitpunkte. Es geht darum, wer herrschen und wer Belohnung bekommen und mit dem Bräutigam zusammen sein wird. Es ist der, der den Herrn Jesus kennt und ihn erwartet. Der Glaube zeigt sich vorrangig im Warten und im Dienen.

  3. Abschließend geht es um die Nationen in der Drangsalszeit (Mt 25,31–46). Wer kann von denen aus den Nationen lebend ins Reich eingehen? Es sind diejenigen, die die jüdischen Sendboten (mit ihrer Botschaft des Evangeliums) aufgenommen haben. Der Glaube zeigt sich vorrangig im Aufnehmen.[3]

Die Aufforderung zum Ausharren steht also in dem Abschnitt, der die Zeit der Drangsal nach der Entrückung der Gläubigen beschreibt und in dem es um den gläubigen Überrest geht. Diejenigen, die in der Drangsal ausharren, sind treue Juden, die durch Ausharren beweisen, dass sie von Gott auserwählt sind und dass sie den allmächtigen Gott kennen.

Auch wenn uns diese Ermahnung aus Matthäus 24 also gar nicht direkt gilt, können wir dieses Prinzip dennoch auch auf uns anwenden. Denn wir kennen ebenfalls Drangsale, auch wenn wir nicht die unvergleichliche Drangsalszeit erleben. Wir sollen ausharren! Und dieses Ausharren beweist, dass ein Werk Gottes in der Seele stattgefunden hat. Dieses Ausharren mag sehr schwach und unvollständig sein, aber es ist doch da – weil Gott treu ist und weil unser Glauben durch die Fürsprache Jesu nicht aufhören wird (2. Tim 2,12.13; Lk 22,32). Man spricht manches Mal von dem „Ausharren der Heiligen“. Aber ist es nicht eigentlich das Ausharren Gottes? Er ist es, der den inneren Menschen täglich erneuert und uns Kraft zum Ausharren nach der Macht seiner Herrlichkeit schenkt (2. Kor 4,16; Kol 1,11).

Das Ausharren an sich bringt uns nicht in den Himmel, aber das Ausharren zeigt, dass wir den Glauben haben, der uns in den Himmel bringt. [4]


Fußnoten:

  1. Es ist immer wichtig, den Kontext zu beachten und keine Stellen aus dem Zusammenhang zu reißen, gerade auch bei der Frage nach der Heilssicherheit.
  2. Es werden auch viele in dieser Zeit als Märtyrer sterben. Diese werden die himmlische Seite des Reiches erleben und werden nicht verkürzt sein. Doch das wird hier nicht weiter thematisiert.
  3. Die, die das nicht getan haben, das sind die „Böcke“, die ins ewige Verderben gehen.
  4. Dasselbe gilt für das Dienen und Erwarten sowie für das Aufnehmen von Gottes Boten. Der Glaube erweist sich in Werken.