Othniel war der erste Richter Israels und damit eine Art Modell für alle weiteren Richter. Die kurze Beschreibung seines Dienstes ist sehr lehrreich.

Othniel rettet

Israel war wegen Eigenwillen und Sünde in große Bedrängnis durch Feinde aus Mesopotamien gekommen. Acht Jahre mussten ins Land gehen, bevor sie unter dem Druck der Umstände zu Gott schrien. Gott ist nicht träge wie das Volk. Er hörte ihr Schreien und erweckte Othniel – einen Retter. Othniel war ein gottesfürchtiger Mann, das wissen wir aus seiner früheren Geschichte. Er musste die acht Jahre der Drangsal mit durchmachen, obwohl er selbst daran sicher keinen Anteil hatte. Dann kam er in der Gesinnung eines Retters, nicht eines Richters. Er kam nicht von oben herab oder mit erhobenem Zeigefinger, als ob ihn das alles nicht beträfe. Er kam nicht mit dem Anspruch von Führerschaft und Vorrangstellung. Er beugte sich unter die Hand Gottes und hatte ein Herz für die Not des Volkes. Sein Wunsch war, Israel aus der Umklammerung des Feindes zu befreien. Gebe Gott auch heute Retter mit einer solchen Gesinnung!

Othniel lässt sich leiten

Aus eigener Kraft ist nichts geschafft! Othniel läuft nicht einfach los, sondern lässt sich durch den Geist Gottes führen, der auf ihn kam. Es wird ausdrücklich erwähnt, dass er der „jüngere Bruder Kalebs“ war. Das Jüngere steht oft für das Schwache. Othniel hatte in sich keine Kraft, aber Gott stattete ihn durch seinen Geist mit einer Kraft aus, die Israel zum Sieg und zu vierzig Jahren Ruhe verhalf. Wenn wir nach eigenen Ideen und unabhängig von Gott handeln, werden wir versagen. Das Fleisch ist der große Gegenspieler des Geistes. Wenn es tätig ist, sind wir kraftlos und versagen (obwohl wir uns vielleicht stark fühlen). Wenn der Geist Freiheit in uns hat, dann sind wir stark in dem Herrn.

Othniel richtet

Unter der Leitung des Geistes richtete sich die Aufmerksamkeit Othniels zuerst auf den Zustand des Volkes. Er richtete, bevor er auszog. Zuerst musste das Volk seinen bösen Zustand erkennen, bevor es mit Kraft in den Kampf ausziehen konnte. Die Niederlage von Ai war eine große Warnung, gegen den Feind in den Kampf zu ziehen, wenn noch ungerichtetes Böses vorhanden ist. 5. Mose 23,10 geht genau in diese Richtung: „Wenn du gegen deine Feinde ins Lager ausziehst, so solltest du dich vor allem Bösen hüten.“ Fehlt uns vielleicht oft die Kraft zum Kampf, weil wir das Selbstgericht vernachlässigt haben?

Othniel zieht aus

Einer muss dann mit Entschiedenheit vorangehen. Und das kostet etwas: Zeit, Verzicht, Kraft und manchmal auch Ansehen. Ohne Kampf geht es nicht. Wenn man sich nur treiben lässt, hat der Feind leichtes Spiel. Othniel vertraute auf die Kraft Gottes und ging mutig voran. Für ihn stand zu viel auf dem Spiel, als dass er sich mit der Bedrückung durch den Feind einfach abfinden konnte. Und damit befand er sich genau auf der Linie Gottes (vgl. auch Ri 3,2).

Othniel siegt

Er kämpfte nicht wie einer, der die Luft schlägt, sondern wie einer, der den Sieg erringen will (1. Kor 9,24–27). Sein Ziel war, den Feind zu besiegen und die Bedrückung für das Volk zu beenden. Diese Entschlossenheit sucht Gott auch heute. Und dann schenkt Er den Sieg. Er gab die Feinde in die Hand Othniels. Unsere Verantwortung ist, uns in Abhängigkeit von Gott unter Gebet dem Herrn zur Verfügung zu stellen. Die Ergebnisse können und sollen wir Ihm überlassen. Wenn Er einen Sieg schenkt, gebührt Ihm dafür die Ehre.

Othniel erstarkt

Othniel gab sich nicht mit halben Sachen zufrieden. Er ruhte erst, als von dem fremden König keine Gefahr mehr ausging. Der Sieg war gründlich und endgültig. Wenn wir in unserem Leben ein Stück Weltförmigkeit erkannt haben, dann lasst uns das Übel mit der Wurzel ausreißen. Wenn noch eine bisschen zurückbleibt, wenn wir noch eine Hintertür offen lassen, dann wird die Welt bald wieder die Oberhand gewinnen. Glaube nicht, dass du später noch Zeit hast, dich darum zu kümmern. Sei konsequent. Und bleibe in der Abhängigkeit vom Herrn. Denn gerade nach einem Glaubenssieg ist die Gefahr für einen Fall groß. Lasst uns die Waffenrüstung anbehalten, damit wir, nachdem wir alles ausgerichtet haben, weiter stehen bleiben (Eph 6,13).

Othniel genießt Ruhe

Vierzig Jahre Ruhe. Was für ein Segen. Wie dankbar konnte das Volk seinem Gott sein, dass Er ihnen in seiner Liebe einen Retter erweckt hatte, der durch Treue, Abhängigkeit, Entschiedenheit und Konsequenz den Feind besiegte. Mit diesen Tugenden wird der Herr auch uns Zeiten der Ruhe schenken, in denen wir ohne Kampf die Gemeinschaft mit unserem Gott und Vater und unserem Herrn Jesus Christus genießen können. Vierzig ist vier mal zehn. Vier ist die Zahl der Himmelsrichtungen – ein Hinweis auf den vollständigen, universellen Sieg, wenn zunächst von keiner Seite mehr Angriffe kommen. Zehn ist die Zahl der Erprobung des Menschen. Und so sollten die vierzig Jahre der Ruhe das Volk prüfen, ob sie jetzt bei dem Herrn bleiben würden. Der folgende Vers zeigt, dass das leider nicht der Fall war. Lasst uns auf der Hut sein und Ruhezeiten zur echten geistlichen Erholung und Stärkung im Glauben nutzen. Die nächste Gefahr kommt bestimmt. Endgültige Ruhe gibt es erst bei Christus in der Herrlichkeit.

Othniel stirbt

Vielleicht war der Tod Othniels der Grund, warum das Volk wieder in Ungehorsam verfiel. Häufig stand und fiel der Zustand des Volkes mit dem Zustand derer, die ihm vorstanden. Das ist bis heute so und legt auf solche, die geistlich vorangehen, eine große Verantwortung. Den Übrigen gilt die Aufforderung, sich nicht hinter der Kraft und Entschiedenheit geistlicher Führer zu verstecken oder nur tätig zu werden, um anderen zu gefallen. Jeder ist aufgefordert: „Sei stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“ (Eph 6,10). Es braucht solche Othniels, die im Glauben Siege erringen. Für sich und andere. Vielleicht will Er auch dich zum Nutzen für sein Volk gebrauchen. Bist du bereit?