Wenn man sich mit dem Dienst des Apostels Paulus beschäftigt, seine Reiseberichte durchliest, seine Gebete studiert und von seinen Erfahrungen hört, fragt man sich erstaunt, wann er denn überhaupt geschlafen hat. Sein Leben war dermaßen ausgefüllt mit Dienst für seinen Herrn, dass – so hat man jedenfalls den Eindruck – nicht mehr viel Zeit für Ruhe und Schlaf geblieben sein kann. Dass ihm die Stunden am Tag für seinen Dienst nicht mehr ausreichten und er die Stunden der Nacht hinzunahm, erkennen wir an dem Ausdruck „Nacht und Tag“, den er in seinen Briefen einige Male benutzt. Besonders beeindruckend dabei ist, dass er die Nacht immer vor dem Tag erwähnt.[1] Das mag die Intensität andeuten, mit der er seine Aufgaben im Dienst für den Herrn ausführte.
„Darum wacht, und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden mit Tränen zu ermahnen“ (Apg 20,31).
In seiner Abschiedsrede an die Ältesten von Ephesus erinnerte Paulus sie daran, dass er, als er bei ihnen war, drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört hatte, einen jeden mit Tränen zu ermahnen. Nein, er hatte sie nicht nur ein- oder zweimal ermahnt und dann wieder aufgehört, sondern drei Jahre lang, und zwar Nacht und Tag. Und das tat er auch nicht desinteressiert und gefühllos, sondern mit Tränen. Sein Herz brannte derart für seinen Herrn und für die Seinen, dass ihm jeder einzelne Gläubige in Ephesus am Herzen lag. Unablässig hatte dieser treue Arbeiter unter den Gläubigen in Ephesus gedient.
„Denn ihr erinnert euch, Brüder, an unsere Mühe und Beschwerde: Während wir Nacht und Tag arbeiteten, um niemand von euch beschwerlich zu fallen, haben wir euch das Evangelium Gottes gepredigt“ (1. Thes 2,9; 2. Thes 3,8).
Neben seinen vielen Aufgaben im Werk des Herrn arbeitete Paulus noch als Zeltmacher, um seinen eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten und niemand auf der Tasche zu liegen (Apg 18,3). Dadurch, dass er mit seinen Händen Nacht und Tag arbeitete und sich abmühte, war er in der Lage, das Evangelium Gottes „kostenfrei“ zu predigen (1. Kor 4,12; 9,18). Auf diese Weise diente er auch anderen als Vorbild, indem er in allem zeigte, „dass man, so arbeitend, sich der Schwachen annehmen und der Worte des Herrn Jesus gedenken müsse, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als Nehmen“ (Apg 20,35).
„… indem wir Nacht und Tag über die Maßen flehen, dass wir euer Angesicht sehen und vollenden mögen, was an eurem Glauben mangelt?“ (1. Thes 3,10).
Paulus flehte Nacht und Tag um ein Wiedersehen mit seinen geliebten Thessalonichern. Bereits ein- oder zweimal zuvor hatte er versucht, zu ihnen zu kommen, aber Satan hatte es verhindert (1. Thes 2,17.18). Aber obwohl ihn sehr danach verlangte, die Thessalonicher wiederzusehen, vertraute er darin völlig seinem Gott und Vater, der ihm den rechten Zeitpunkt zeigen würde (1. Thes 3,11). Dann würde er zu ihnen kommen und ihnen helfen, die christlichen Glaubenswahrheiten besser zu verstehen und zu vollenden, was an ihrem Glauben mangelte.
„Ich danke Gott, dem ich von meinen Voreltern her mit reinem Gewissen diene, wie unablässig ich deiner gedenke in meinen Gebeten Nacht und Tag“ (2. Tim 1,3).
Die Gebete des Paulus bestanden nicht nur aus Bitten, sondern daneben vor allem aus Danksagung. Das Wort „Dank“ unterscheidet sich an dieser Stelle allerdings von dem, was wir zu Beginn anderer Briefe finden, und bedeutet so viel wie „Gnade haben“. Paulus empfand es offenbar als eine besondere Gnade, im Gebet an Timotheus zu denken. Er betete unablässig für ihn, und zwar Nacht und Tag. Das bedeutet nicht, dass er nichts anderes tat, als zu beten, sondern meint vielmehr, dass er es regelmäßig und intensiv tat.
Fußnoten:
