„Als er nun hinausgegangen war, spricht Jesus: Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm. Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, wird auch Gott ihn verherrlichen in sich selbst, und sogleich wird er ihn verherrlichen“ (V. 31.32).
In diesem bemerkenswerten Übergang von Vers 30 zu Vers 31 sehen wir also, dass Judas Iskariot in die ewige Nacht gegangen und der Herr mit den elf Jüngern auf dem Obersaal zurückgeblieben war. Es scheint, als sei eine dunkle Wolke gewichen, und der Herr ist jetzt wie befreit, sich seinen Jüngern zuzuwenden und ihnen sein Herz zu öffnen.
Das Erste, worüber Er spricht, ist nicht die Verlegenheit und Unsicherheit der Jünger, sondern Er spricht über göttliche Herrlichkeiten am Kreuz. Diese beiden Verse bilden einen besonderen Höhepunkt in diesem Evangelium und überhaupt in den Worten, die der Herr gesprochen hat. Es sind Worte des Herrn, die wir nicht nur verstehen, sondern vor allen Dingen mit unseren Herzen erfassen müssen. Sie werden unsere Liebe zu Ihm und die Wertschätzung seiner Person anfachen. Wir wollen uns ihnen mit größtem Respekt und Vorsicht nähern, weil sie uns ganz erhabene Gedanken eröffnen.
Fünfmal kommt in diesen Versen der Ausdruck verherrlichen vor, es ist der prägende Gedanke dieser Worte des Herrn, deshalb müssen wir verstehen lernen, was damit gemeint ist. Verherrlichen bedeutet, dass die Schönheit, Größe und Perfektion einer Sache oder wie hier einer Person in vollem Licht dargestellt werden. Es geht dabei um eine dreifache Verherrlichung, von der der Herr Jesus hier spricht: zuerst von der Verherrlichung des Sohnes des Menschen, dann von der Verherrlichung Gottes in Ihm, dem Sohn des Menschen, und drittens von der Verherrlichung des Sohnes des Menschen durch Gott in sich selbst.
Der Sohn des Menschen verherrlicht – das Räucherwerk
Die ersten beiden Gesichtspunkte der Verherrlichung werden durch den Herrn mit einem jetzt eingeleitet. Dieses jetzt bezieht sich auf das Kreuz. Es hat nicht die gleiche Bedeutung wie das jetzt, das wir in Johannes 12,27 betrachtet haben: „Jetzt ist meine Seele bestürzt, und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde!“ Dort stand der Herr in seinem Vorempfinden unmittelbar vor dem Kreuz. Es hat auch nicht die gleiche Bedeutung, wie das nun[1] in Johannes 17,5: „Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“ Diese Bitte bezieht sich auf die Zeit nach dem Kreuz. Aber das jetzt hier in Vers 31 bezieht sich auf das Kreuz.
Der Herr betrachtet die Dinge so, als seien sie schon geschehen. Bezugnehmend auf das Kreuz stellt der Herr die Dinge als bereits verwirklicht dar. Dieser Bezug auf das Kreuz wird durch den Zusammenhang mit den vorangegangenen Versen deutlich, wo der Herr Judas aufgefordert hatte, schnell zu tun, was er zu tun beabsichtigte. Daraufhin war Judas hinausgegangen, und in diesem Zusammenhang spricht der Herr jetzt von der Verherrlichung des Sohnes des Menschen.
Die Worte: „Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht“, sagen aus, dass am Kreuz wie nirgendwo sonst sichtbar wurde, welche moralische und persönliche Vollkommenheit der Herr Jesus als Mensch besaß. Die Vollkommenheit des Menschen Jesus Christus erstrahlte am Kreuz im hellsten Licht. Das ist doch ein bewegender Zusammenhang: Der Herr spricht von Verherrlichung, und Er hat dabei nicht eine Szene besonderer Würdigung oder Ehrerweisung vor seinem Herzen, sondern einen Ort abgrundtiefer Schande, Verachtung und Erniedrigung. Im Blick auf die Erfahrungen, die Er dort durchkosten würde, spricht Er von seiner Verherrlichung als Sohn des Menschen!
Sohn des Menschen ist hier nicht wie in Johannes 12,23 die kommende Herrlichkeit des Sohnes des Menschen, sein Titel und die amtliche Würde, mit der Er einmal die Regierung über alle Werke der Hände Gottes antreten wird, sondern es meint hier einfach den vollkommenen Menschen Jesus Christus. Wenn wir je eine Vorstellung davon bekommen möchten, wie Gott es sich vorgestellt hatte, dass ein Mensch sein sollte, dann müssen wir zum Kreuz gehen. Dort sehen wir die Herrlichkeit des Herrn Jesus als vollkommener Mensch; seine Liebe, seine Hingabe, seinen Gehorsam, seine Gerechtigkeit, sein Vertrauen – alle Eigenschaften des Herrn Jesus, die Er als Mensch aufzuweisen hatte, werden an keiner anderen Stelle so deutlich sichtbar wie am Kreuz! Alles das wurde auch schon in seinem Leben gesehen. Aber das Besondere ist, dass es jetzt in einer ganz schwierigen Situation zur vollkommenen Darstellung kommt. Von Menschen gehasst und an das Kreuz geschlagen, der Macht des Teufels begegnend, im Gericht Gottes stehend, sind diese Herrlichkeiten in ihrer Vollkommenheit ans Licht getreten. Denken wir an seinen Gehorsam, so war der Herr in seinem ganzen Leben seinem Gott gehorsam; aber wir lesen in Philipper 2,8, dass Er „gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“. Am Kreuz hat sich sein Gehorsam völlig gezeigt.
Eine Andeutung dieser Herrlichkeiten des Menschen Jesus Christus am Kreuz finden wir in dem Räucherwerk, dessen Bestandteile in völlig harmonischem Gleichgewicht standen und dessen Wohlgeruch zu Gott aufstieg, das aber vorher zu Pulver zerstoßen werden musste (s. 2. Mo 30,34–36). Der Herr Jesus würde Gott begegnen in dem, was den Menschen von Gott trennte, und Er würde gerade darin selbst als der vollkommene Mensch verherrlicht werden und darin auch Gott verherrlichen. Wurde der Herr nicht auch selbst durch die Ergebnisse seines Werkes verherrlicht? Er hat durch sein Werk den zunichtegemacht, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel (s. Heb 2,14) – welche Herrlichkeit erstrahlt gerade in diesem Ergebnis! Auch wird einmal als Ergebnis seines Werkes die Sünde der Welt vollständig weggenommen werden.
Obwohl der Herr Jesus in Johannes 17 auch viel von seiner Verherrlichung spricht, besteht doch ein großer Unterschied zu dem, was Er hier ausdrückt. In Johannes 17 finden wir Ihn mehr unter dem Aspekt des Sohnes des Vaters, der sich so an den Vater wendet. Es klingt ähnlich, was Er dort in den Versen 4 und 5 zum Ausdruck bringt, aber es ist doch ein etwas anderer Gesichtspunkt. Es ist erstaunlich, dass der Herr Jesus gerade im Johannesevangelium, wo Er uns als der offenbarte Sohn des Vaters vorgestellt wird, von sich selbst sehr häufig als dem Sohn des Menschen spricht; so auch hier. Das sind die beiden Gesichtspunkte, unter denen der Herr sich hier auf der Erde gezeigt hat. Er ist und bleibt der ewige Sohn des Vaters – und Er wurde Sohn des Menschen. Wir tun gut daran, diese beiden unterschiedlichen Gesichtspunkte zu beachten. Wir können sie nicht voneinander trennen, aber unterscheiden müssen wir sie sehr wohl, zeigen sie uns doch anbetungswürdige Wahrheiten über die wunderbare Person unseres Herrn.
Im Alten Testament gibt es eine sehr bedeutsame Stelle, die über diesen Sohn des Menschen etwas ausdrückt, nämlich Psalm 8. Dort wird zwar nicht über seine Verherrlichung auf der Erde gesprochen, sondern im Himmel (s. V. 6.7) als Antwort Gottes, des Vaters, auf das, was der Sohn des Menschen auf der Erde und ganz besonders am Kreuz für Ihn getan hat. Der Herr Jesus war Sohn des Menschen; Er war in gewisser Hinsicht mehr Mensch als Adam, denn Adam war nicht Sohn des Menschen. Der Herr Jesus war der Same der Frau (s. 1. Mo 3,15), der in Niedrigkeit von einer Frau auf diese Erde geboren (s. Gal 4,4) und in eine Krippe gelegt wurde, weil in der Herberge kein Raum für Ihn war (s. Lk 2,7). Und das war nur der Anfang seiner Erniedrigung. In Philipper 2 – wo uns ja nicht sein Sühnungswerk, sondern sein Handeln als Mensch auf dieser Erde als Vorbild für die Gesinnung unseres Verhaltens vorgestellt wird – wird uns dann weiter seine Erniedrigung beschrieben (s. Phil 2,7.8). Er war sogar unter die Engel erniedrigt (s. Ps 8,6; Heb 2,7.9). Die Engel sind auch Geschöpfe, viel höhere Geschöpfe als wir Menschen, weil sie nicht sterben können, und unter diese war Er am Kreuz erniedrigt, weil Er freiwillig in den Tod ging.[2] Schon als der Herr Mensch wurde, war Er unter die Engel erniedrigt, aber die tiefste Erniedrigung war die Erniedrigung des Leidens und Todes (s. Heb 2,9). Der Tod des Herrn als Sohn des Menschen ist der Tiefpunkt seiner Erniedrigung, das Ende des irdischen Lebens als Lohn der Sünde. Und in allen diesen Schritten hat der Herr seinem Gott in einer Vollkommenheit, die wir nicht erfassen können, gedient und Ihn verherrlicht. Er kannte keinen unabhängigen Eigenwillen, der Wille Gottes sollte geschehen – welch freiwillige und hingebungsvolle Erniedrigung bis in den Tod – „jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht“!
Gerade diese Erniedrigung ist gewissermaßen das edelste Kennzeichen des Sohnes des Menschen. Adam war ja Mensch, und anstatt sich unter die Autorität seines Schöpfers und Gottes zu beugen, tat er das genaue Gegenteil, wie wir es in der bereits angeführten Stelle in Philipper 2 angedeutet finden. Adam und Eva waren im Zustand ihrer Sündlosigkeit in dem besten Lebensumfeld, das Gott im Garten Eden für sie bereitet hatte. Unser Herr, der es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, weil Er Gott ist, erniedrigte sich selbst. Und dabei befand Er sich eben nicht in den besten, sondern in den widrigsten, schlimmsten und prüfendsten Lebensumständen, und das ganz allein. Gerade in diesen Umständen, in diesen unsagbar tiefen Leiden, hat Er in jeder Hinsicht Gott verherrlicht. In der schwersten Probe hat Er seine absolute Vollkommenheit als der Sohn des Menschen gezeigt! Von Anfang seiner Erniedrigung, seiner Entäußerung, seiner Entleerung an, wo Er alles aufgegeben hatte, was seine Herrlichkeit und Größe ausmachte – und das fing an in der Krippe der Herberge in Bethlehem – bis zu dem Kreuz von Golgatha, dem Ort größter Schwachheit (s. 2. Kor 13,4), hat Er die Herrlichkeiten des Sohnes des Menschen erstrahlen lassen! Anbetend betrachten wir Ihn, wie Er sich dort als Mensch von Gott in die tiefste Grube hat legen lassen (s. Ps 88,7) – „jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht“! Welch ein Gegensatz zu Adam und allen seinen Nachfahren – nicht einer von ihnen war so, wie dieser Sohn des Menschen gewesen ist!
Gott verherrlicht in dem Sohn des Menschen – das Brandopfer
Und zugleich ist Gott verherrlicht in Ihm. Hier geht es nicht um die Verherrlichung des Vaters, sondern darum, dass Gott verherrlicht wird. Wenn wir je sehen wollen, wie herrlich, wie großartig, wie vollkommen Gott ist, dann müssen wir auch nach Golgatha gehen. Gott ist Licht (s. 1. Joh 1,5) und Gott ist Liebe (s. 1. Joh 4,8.16), und nirgendwo sonst werden diese beiden Wesenszüge oder Herrlichkeiten Gottes deutlicher sichtbar in einer solch vollkommenen Ausgewogenheit als am Kreuz von Golgatha. Der Herr spricht hier nicht von seinen Leiden am Kreuz. Natürlich hat Ihn das zutiefst innerlich berührt, dass Er zur Sünde gemacht werden musste, aber davon spricht Er hier nicht. Hier spricht Er in Verbindung mit dem Kreuz von göttlichen Herrlichkeiten. Der Herr Jesus hat am Kreuz auch den Weg dafür bereitet, dass Gott dem Sünder gegenüber in völliger Übereinstimmung mit seiner Herrlichkeit, mit seinem Wesen handeln und ihm Gnade erweisen kann.
Als der Herr Jesus dort am Kreuz litt und starb, wurde in höchstem Maß gezeigt, dass Gott Licht ist und dass Gott Liebe ist. Die Sünde, die in die Welt gekommen war, war der Anlass dafür, dass Gott in dem Herrn Jesus am Kreuz verherrlicht worden ist. In seinem Tod ist sichtbar geworden, dass Gott Licht ist und Sünde bestrafen muss. Aber es ist auch sichtbar geworden, dass Gott Liebe ist und seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn hingegeben hat (s. Röm 8,32). Als der Herr Jesus am Kreuz litt und starb, wurde sichtbar, wer Gott ist! Diesen Gedanken können wir mit dem Brandopfer verbinden (s. 3. Mo 1), wo die Sünde der Anlass war, dass der Herr Jesus die Erfüllung dieses Opfers wurde, um Gott in seiner ganzen Herrlichkeit ans Licht zu stellen. Gott konnte dort seine Majestät entfalten, konnte dort seine Gerechtigkeit und auch seine Liebe, seine Weisheit zeigen. Wie zeigt doch dieser Heilsplan, den Gott ersonnen und in dem Herrn Jesus ausgeführt hat, besonders auch seine Weisheit. Auch die Treue Gottes, dass Er zu dem steht, was Er gesagt hat, wurde am Kreuz entfaltet. Alle vielfältigen Wesenszüge Gottes wurden sichtbar – dort, wo der Herr Jesus am Kreuz hing, litt und starb. Wir können sogar sagen, dass dort Gott im Blick auf die Sünde in jeder Hinsicht verherrlicht worden ist. Mit Bewunderung und mit Ehrfurcht betrachten wir diesen Ort.
Adam, der Mensch von Natur aus, hatte sich unter der Einflüsterung Satans dagegen aufgelehnt, Gott über sich zu haben, er wollte sein wie Gott (s. 1. Mo 3,5; Phil 2,6) und auf einer Ebene mit Ihm stehen. Das Gegenteil hat der Herr getan. Auch gerade dadurch wurde Gott verherrlicht. Der Herr hat in seinem Leben und ganz besonders am Kreuz von Golgatha offenbar gemacht, wie das wahre Verhältnis zwischen Gott und Menschen ist.
Gott wird den Sohn des Menschen sogleich in sich selbst verherrlichen
Eine wunderbare Antwort Gottes! Weil Gott in dem Sohn des Menschen so außerordentlich verherrlicht worden ist, wird auch Gott den Sohn des Menschen in sich selbst verherrlichen, und sogleich wird Er das tun. Das bezieht sich auf die Herrlichkeit des Herrn Jesus als Sohn des Menschen zur Rechten Gottes. Es ist nicht seine Herrlichkeit im Tausendjährigen Reich, die auch einmal für die Menschen sichtbar werden wird. Hier geht es darum, dass der Herr Jesus als Sohn des Menschen nach dem vollbrachten Werk von Gott im Himmel verherrlicht worden ist. Jetzt ist das noch nicht sichtbar für die Welt, Gott verherrlicht Ihn jetzt in sich selbst, und es ist eine himmlische Herrlichkeit für den Sohn des Menschen, denn Er ist als solcher nach seiner Auferweckung in den Himmel zurückgekehrt.
Diese Antwort Gottes finden wir auch in Philipper 2,9. Weil unser Herr sich so tief erniedrigt hat, hat Gott Ihn so hoch erhöht. So, wie der Sohn des Menschen mit allem, was Er tun konnte und war, Gott verherrlicht hat, so hat Gott nichts ausgelassen an den vielfältigen Aspekten der Verherrlichung dieses Sohnes des Menschen durch Ihn selbst. Und Er hat auch nicht einen Moment gezögert, das zu tun, sondern Ihn sogleich verherrlicht. Dieses sogleich bezieht sich also auf die Aufnahme des Herrn in den Himmel, nachdem Er nach seiner Auferweckung während vierzig Tagen glaubenden Menschen als der Auferstandene erschienen ist.
Der Herr wird nicht erst von Gott verherrlicht, wenn Er sichtbar erscheinen und hier auf der Erde seinen Thron in dem Reich einnehmen wird, wenn es vor allen sichtbar werden wird, dass Er der Verherrlichte ist. Nein, Gott hat nicht lange gewartet, sondern Ihn, umgeben von Herrlichkeit (s. 1. Tim 3,16; Apg 1,9), zu sich emporgehoben und zu seiner Rechten gesetzt, Ihn sogleich auf seinen Thron gesetzt. Das einsichtige Handeln dieses vollkommenen Knechtes hatte sogleich diese Antwort Gottes zur Folge: Er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein (s. Jes 52,13)! Die feste Zuversicht und Gewissheit bei dem Herrn Jesus, dass Gott das tun würde, gab Ihm die Kraft, diesen Weg zu gehen.
Die Herrlichkeit des Sohnes des Menschen in Bezug auf Gott besteht in seiner totalen Erniedrigung; und jetzt hat Gott diesen Sohn des Menschen verherrlicht, indem Er Ihn als Mensch zu seiner Rechten gesetzt hat! Diesen Platz hatte Er vorher nicht, denn Gott sitzt nicht zur Rechten Gottes. Als Sohn des Vaters war und ist Er immer in seinem Schoß (s. Joh 1,18), aber jetzt sitzt Er als Mensch zur Rechten Gottes. Schon jetzt ist alles seinen Füßen unterworfen (s. Ps 8,6.7), auch wenn es noch nicht sichtbar vor allen ist.
Das ist übrigens typisch christlich. Die Welt wird einmal etwas sehen von der Herrlichkeit des Herrn Jesus, wenn Er offenbart werden wird und wir mit Ihm erscheinen werden. Aber als Christen sehen wir das heute schon! Wir wissen heute schon, dass der Herr Jesus verherrlicht ist; wir kennen den Mann zur Rechten Gottes, der jetzt schon in der Herrlichkeit ist.
Gibt uns dieses Wissen nicht auch Ruhe und Sicherheit? Diese vollkommene Person hat ein vollkommenes Werk vollbracht, und Gott hat dieses Werk vollständig angenommen. Ist diese Gewissheit nicht sogar Voraussetzung dafür, dass wir Gott anbeten können? Wir sind nicht nur beeindruckt von der Herrlichkeit seiner Person und der Vollkommenheit seines Werkes, sondern wir stehen auch vollkommen fest auf der Tatsache, dass gerade dieses Werk und diese Person vollkommen genügend ist für unseren Frieden und unser Glück!
Herr, Dein Kreuz, die schwerste Probe, machte völlig offenbar,
einzigartig, Gott zum Lobe, was in Deinem Herzen war:
Dein Entschluss, des Vaters Willen bis zum Letzten zu erfüllen,
Deine Liebe, Dich im Tod ganz zu geben Deinem Gott!
Er, nur Er kann voll ermessen Deines Opfers Wert und Preis.
Niemals wird Sein Herz vergessen, was Er hoch zu schätzen weiß:
Wie Dein Opfer sich verzehrte, Ihn verherrlichte und ehrte.
Tief befriedigt kann Er nun, Herr, in Deinem Opfer ruhn![3]
Ruhm, Anbetung, Preis und Ehre bringen wir, Herr Jesus, Dir!
Unerforschte Höh’n und Tiefen sieht erfreut der Glaube hier.
Göttlich große Herrlichkeiten leuchten jetzt vom Kreuzesstamm.
Sei erhoben und gepriesen, Du, Herr Jesus, Gottes Lamm![4]
Gott, Dich Heil’gen und Gerechten hat geehrt Dein eigner Sohn,
und, erhöht zu Deiner Rechten, sitzt Er jetzt auf Deinem Thron,
bis Du Ihm, dem Sohn des Menschen, Macht und Segnung gibst zum Lohn.
Gott und Vater, wir erheben Deinen wunderbaren Rat,
der den Sohn dahinzugeben vor der Zeit beschlossen hat;
Lob und Dank und Ruhm gebühren Dir, der Ihn verherrlicht hat.[5]
Ehre, Lob, Anbetung steigen auf mit Dank zu Gottes Thron.
Alle sich vor Jesus beugen, ehren freudig Gottes Sohn.
Dem, der hier als Sohn auf Erden hat den Vater offenbart,
wird dann alle Ehre werden, wie es war nach Gottes Rat.
Durch den Geist geführt zum Sohne, blicken Ungezählte hin
auf das Lamm dort auf dem Throne, auf den ewigen „Ich bin“.[6]
O Vater! Einer ist’s vor allen, auf Ihn blickst Du mit Wohlgefallen, auf den geliebten, eignen Sohn.
Wie in dem Schoß der Ewigkeiten, so war Er’s in der Füll der Zeiten, und jetzt als Mensch auf Deinem Thron.
In Ihm sind Deine Wesenheiten, Dein Abdruck ist Er und Dein Bild,
der Abglanz Deiner Herrlichkeiten; Er ist’s, der Dein Verlangen stillt.
Eh diese Schöpfung noch geboren, hast Du zum Opfer Ihn erkoren als reines, makelloses Lamm.
Für uns ward Er zur Sünd, zum Fluche, für Dich zum lieblichen Geruche am martervollen Kreuzesstamm.
Er hat vollendet Deinen Willen, Dein göttlich großes Werk vollbracht;
Er kam, um alles zu erfüllen, was Deine Lieb zuvor bedacht.
Zu Deiner Rechten hoch erhoben, thront Er als Gott und Mensch jetzt droben, o wunderbarer Gottesrat!
Bald wird Er noch zu sich erheben die Braut, um dort mit Ihr zu leben, die Er so teu’r erkaufet hat.
Auch sie ist dann zu Deiner Ehre, o Gott, zu Deiner Herrlichkeit,
damit sie Deinen Ruhm vermehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.[7]
Fußnoten:
- Im griechischen Text das gleiche Wort, das in Johannes 12,27 und 13,31 mit jetzt übersetzt ist (Anmerkung des Verfassers).
- Vgl. die Ausführungen mit der Fußnote zu Johannes 1,50.51 in der Konferenz-Zusammenfassung Hückeswagen 2017 (Johannes 1,35–2,25).
- „Geistliche Lieder“; Nr. 183 Strophe 2.3.
- „Geistliche Lieder“; Nr. 151 Strophe 3.
- „Geistliche Lieder“; Nr. 149 Strophe 3.4.
- „Geistliche Lieder“; Nr. 189 Strophe 3–5.
- „Geistliche Lieder“; Nr. 148.
