Wie stille Zeit praktisch gelingen kann

David, der Mann nach dem Herzen Gottes, gibt uns in den Psalmen vielfältige Einblicke in sein persönliches Glaubensleben. Vier Aspekte können uns dabei helfen, unsere eigene stille Zeit bewusster zu gestalten:

1. Beschäftigung mit Gott

„Es ist gut, den HERRN zu preisen und Psalmen zu singen deinem Namen, o Höchster – am Morgen zu verkünden deine Güte, und deine Treue in den Nächten“ (Psalm 92,2.3). 

Davids Glaubens- und Gebetsleben war geprägt davon, dass er Gott für dessen Tun und Wesen pries. Er lobte Gott morgens für seine Güte und nachts für seine Treue, pries seine Stärke und Gnade. Seine stille Zeit war durchzogen von der Suche nach mehr Gotteserkenntnis, von der Erinnerung an Gottes Eingreifen und von persönlicher Anbetung über das, was er erkannt hatte. Er kannte Gott nicht nur theoretisch, sondern aus Erfahrung (vgl. auch Ps 59,17.18; 138,1).

Auch wir dürfen in der Stille vor den Herrn treten, um uns an sein Tun zu erinnern, Ihn besser zu erkennen und für das Erkannte zu loben: zuallererst für sein Erlösungswerk von Golgatha; für jede Segnung, die damit in Verbindung steht; aber auch für seine Hilfe, seine Treue, seine Güte in unserem täglichen Leben. Anbetung ist dann nicht lästige Pflicht, sondern Antwort eines lebendigen Glaubenslebens.

→ Die stille Zeit ist eine Zeit der Beschäftigung mit Gott, um das Feuer unseres Lobes neu zu entfachen.

2. Wegweisung durch Gott

„Lass mich früh hören deine Güte, denn auf dich vertraue ich; tu mir kund den Weg, den ich gehen soll, denn zu dir erhebe ich meine Seele“ (Psalm 143,8). 

David suchte in der Stille nicht nur Trost, sondern auch Leitung. Er berief sich dabei auf Gottes Güte; auf die Tatsache, dass Gott gut ist – immer, in allem, was Er tut (vgl. Ps 119,68), auch in der Übernahme unseres Lebens. David ist sich sicher: Dieser gütige Gott zeigt gute, gesegnete Wege. Seine Bereitschaft zur Unterwerfung unter Gottes Führung ist gleichzeitig Ausdruck seiner Demut und seines Vertrauens.

Eine gute Haltung auch für uns, in unserer persönlichen Andacht in Erwartung, Achtung und Zutrauen vor unserem Herrn zu sein, um Weisung für unser Leben – für den Tag, aber auch darüber hinaus – zu erhalten.

→ Die stille Zeit ist die Wegweisung durch Gott, um unser Leben bewusst an seinem Willen auszurichten. 

3. Reden zu Gott

„Früh wirst du, HERR, meine Stimme hören, früh werde ich dir mein Anliegen vorstellen und harren“ (Psalm 5,4). 

„Früh“ bedeutet eigentlich „am Morgen“. Wie wichtig ist der morgendliche Blick zu Gott! Jemand prägte einmal den Satz: Bevor du am Morgen das Angesicht eines Menschen siehst, schau zuerst in das Angesicht deines Gottes. David verstand das – und betete persönlich („meine Stimme“), konkret („mein Anliegen“) und erwartungsvoll („ich werde ausschauen“). Seine stille Zeit war keine Einbahnstraße. Er sprach mit Gott, aber er wartete auch auf Antwort. Diese Haltung des Ausschauens – sicher auch tagsüber – ist Ausdruck tiefen Vertrauens.

Unsere Gebete dürfen persönlich, benennend (vgl. Lk 11,5–9) und hoffnungsvoll sein (vgl. Mich 7,7). Die stille Zeit ist der Moment, in dem wir nicht nur vertrauensvoll sprechen, sondern auch lernen, zu erwarten. Indem wir Ihm in demütiger Haltung alles überlassen, dürfen wir – im Vertrauen auf sein mächtiges Handeln – seine beruhigende Fürsorge erfahren (vgl. 1. Pet 5,6.7).

→ Die stille Zeit ist das Reden mit Gott, um innerlich zur Ruhe zu kommen.

4. Hören auf Gott

„Ich komme der Dämmerung zuvor und schreie; auf dein Wort habe ich geharrt. Meine Augen kommen den Nachtwachen zuvor, um nachzusinnen über dein Wort“ (Psalm 119,147.148). 

David wartet auf das Wort Gottes. Es ist dabei keine Pflichtlektüre, sondern ersehnte Nahrung für seine Seele. Er ist früher wach als der Morgen – weil er Gottes Stimme hören will. Nicht nur das; es war ihm bedeutsam, über das Gehörte auch nachzudenken. Gleichzeitig zeigt sich in den obigen Versen eine enge Verbindung zwischen aktivem Gebet („schreie“) und der Beschäftigung mit dem Wort („geharrt“ / „nachzusinnen“). Beides gehört zusammen.

Auch unsere persönliche Andacht sollte eine gute Balance aus Reden (Gebet) und Hören (Bibellese) haben. Wer nur betet, ohne zu hören, droht, subjektiv zu werden. Wer nur liest, ohne zu beten, steht in der Gefahr, sein Leben kühl und theoretisch zu führen.

→ Die stille Zeit ist das aktive Hören auf Gott, um den Tag geistlich zu beleben.