Der Herr Jesus – unser Vorbild
„Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus; und er ging hin an einen öden Ort und betete dort“ (Markus 1,35).
Wenn der vollkommene Sohn Gottes sich regelmäßig zurückzieht, um in der Stille mit seinem Vater zu sprechen, sagt das viel über die Bedeutung der stillen Zeit aus. Unser Herr beginnt seinen Tag nicht mit Aktivität, sondern mit Beziehung. Er sucht keinen bequemen Platz, sondern einen „öden Ort“ – einen Ort der Absonderung, der geistlichen Konzentration. Er wartet nicht auf ideale Bedingungen, sondern steht frühmorgens, noch in der Dunkelheit, auf – ganz gleich, welche Aufgaben oder Verpflichtungen auf Ihn warten.
Das Muster zeigt sich immer wieder:
- Markus 1,35: Nach einem ereignisreichen Tag in Kapernaum, an dem Er gelehrt, geheilt und Dämonen ausgetrieben hat, sucht unser Herr die Stille. Obwohl alle Menschen Ihn suchen (Mk 1,37), sucht Er zuerst den Vater.
- Matthäus 14,13.23: Als die Nachricht vom Tod Johannes’ des Täufers den Herrn erreicht, zieht Er sich an einen öden Ort zurück (Mt 14,13). Später, nach der Speisung der Fünftausend, entlässt Er die Volksmenge und steigt allein auf einen Berg, um zu beten (Mt 14,23).
- Lukas 5,15.16: Obwohl der Andrang der Menschen nach der Heilung eines Aussätzigen immer mehr zunimmt, heißt es: „Er aber zog sich zurück und war in den Wüsteneien und betete.“
Diese Beispiele zeigen: Der Herr Jesus lebte in und aus der Beziehung mit dem Vater. Er ließ sich durch äußere Erwartungen nicht von seiner inneren Priorität abbringen. Die stille Zeit war kein zusätzlicher Luxus, sondern Ausgangspunkt seines Handelns.
Jesaja 50,4.5 beschreibt prophetisch die Haltung des Herrn:
„Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden. Der Herr, HERR, hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht widerspenstig gewesen, bin nicht zurückgewichen.“
Der Herr Jesus lebte in einer hörenden, gehorsamen Abhängigkeit. Seine stille Zeit war nicht nur Reden, sondern auch Hören. Nicht nur Planen, sondern auch Empfangen. Und das regelmäßig – jeden Morgen.
Für uns bedeutet das:
- Stille Zeit braucht Entschlossenheit: Der Herr Jesus stand früh auf, obwohl Er müde war.
- Stille Zeit braucht Ort und Zeit: Der Herr Jesus suchte gezielt Orte ohne Ablenkung.
- Stille Zeit braucht Zielrichtung: Der Herr Jesus nahm die Ruhe nicht um ihrer selbst willen wahr, sondern als Gelegenheit zur Gemeinschaft mit seinem Vater.
Der Herr Jesus ist nicht nur unser Erlöser, sondern in vielerlei Hinsicht auch unser Vorbild. Wer Ihm nachfolgen will, wird die Stille mit Ihm nicht als Last empfinden, sondern als unverzichtbare Lebensquelle.
Wie viel mehr als Er brauchen wir – mit all unserer Schwachheit – Zeiten, in denen wir bewusst Abstand nehmen, um auf Gott zu hören, Ihm unser Herz auszuschütten und neue Ausrichtung zu empfangen?
Fazit
Der „öde Ort“ ist in Wahrheit ein Ort der Fülle: ein Ort der Begegnung mit Gott, der Erneuerung, der Ausrichtung. Wir brauchen solche Orte. In einer Zeit voller Ablenkung, Leistungsdruck und geistlicher Verwirrung ist stille Zeit kein Luxus, sondern Notwendigkeit.
Nochmal die Frage: Was soll ich an einem öden Ort?
Ich komme zur Ruhe. Ich begegne meinem Herrn. Ich erkenne Ihn neu. Ich rede zu Ihm. Ich höre seine Stimme. Ich finde Wegweisung. Ich gehe neu gestärkt in meinen Tag.
Lass uns gemeinsam diesen öden Ort suchen und regelmäßig aufsuchen – nicht als lästige Pflicht, sondern als großes Vorrecht.
