„Wahrlich, ich sage dir, dass du heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, mich dreimal verleugnen wirst“ (Mk 14,30). Mit diesen Worten kündigt der Herr dem Petrus seinen tiefen Fall an. Dabei kann uns das Krähen des Hahns manches lehren.
Der Herr Jesus ist der große Prophet. Er wusste nicht nur, wie sich alles zutragen wird, sondern offenbarte es auch. Achte darauf, wie detailliert die Vorhersage ist. Es wird „heute“ noch sein. Aber nicht irgendwann heute, sondern „in dieser Nacht“, also zwischen sechs Uhr abends und sechs Uhr morgens. Aber nicht irgendwann in dieser Nacht, sondern ehe der Hahn kräht, das heißt in der dritten Nachtwache, zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens (vgl. Mk 13,35). Und auch nicht sofort um Mitternacht, sondern wenn der Hahn bereits zum zweiten Mal gekräht haben würde. Außerdem wird Petrus seinen Herrn bis dahin dreimal verleugnet haben.
Der Hahnenschrei zeigt daher auch, dass der Herr Jesus nicht nur der große Prophet, sondern auch der Mann der Schmerzen war, mit Leiden vertraut. Die Tatsache, dass Er so detailliert alles kannte, was auf Ihn zukam, muss Ihm viele innere Schmerzen verursacht haben.
Das Krähen des Hahns zeigt auch die Wertlosigkeit der Beteuerung des Petrus. Dem stark betonten „Ich werde dich nicht (o. keineswegs) verleugnen“, setzt der Herr sein ebenso stark betontes „Der Hahn wird nicht (o. keineswegs) krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast“ entgegen (Joh 13,38). In nur ein paar Stunden, noch vor der Morgendämmerung, wird das Handeln des Petrus seine Worte Lügen strafen. Der Hahn muss ihn lehren, was er von seinem Meister nicht annehmen wollte.
Aber das Krähen des Hahns spricht auch von der Hirtenliebe des Herrn Jesus, der seinen Jünger warnen und wiederherstellen will. Der Hahn hatte bereits nach der ersten Verleugnung gekräht (Mk 14,68). Das hätte Petrus von zwei weiteren Malen abhalten können. Der erste Hahnenschrei diente also der Warnung des Jüngers. Petrus überhört die Warnung. Dann, beim zweiten Krähen, erinnert er sich plötzlich an die Worte des Herrn. Bitterlich weinend verlässt er den Hof des Hohenpriesters (Mt 26,75). Der Schrei des Hahns war sozusagen die Klingel an der Tür zu seinem Gewissen. Der große Hirte kann in seiner grenzenlosen Liebe die ungewöhnlichsten Dinge benutzen, um die Seinen von einem falschen Weg zurückzubringen.
