Wenn wir diese Worte hören, dann teilt sich die Zuhörerschaft schnell in zwei Gruppen. Eine, die sagt: „Überlieferungen und Gewohnheiten sind wichtig, Traditionen sind wichtig. Wir müssen Dinge bewahren, die wir bis jetzt so gemacht haben“, und eine andere, die es genau umgekehrt sieht und sagt „Das ist bloß eine Form. Wir müssen es neu denken. Wir müssen die Dinge anders machen. Hauptsache anders, als wir es bis jetzt gemacht haben.“

Aber die Frage ist, was sagt Gottes Wort dazu? Nun, in dieser Grundaussage sind beide Einstellungen falsch. Aber schauen wir uns einmal anhand von ein paar Beispielen an, was Gottes Wort dazu sagt.

Wenn es um Überlieferungen geht, dann spricht der Herr zum Beispiel in Markus 7,3 über die Pharisäer: „sie ... halten so die Überlieferung der Ältesten.“ Und dann in Vers 7: „Vergeblich aber verehren sie mich, indem sie als Lehren Menschengebote lehren. Das Gebot Gottes habt ihr aufgegeben, und die Überlieferung der Menschen haltet ihr.“ Vers 9: „Geschickt hebt ihr das Gebot Gottes auf, um eure Überlieferung zu halten.“ Vers 13: „Indem ihr das Wort Gottes ungültig macht durch eure Überlieferung, die ihr überliefert habt, und vieles dergleichen.“ Sie hatten das Wort Gottes aufgegeben, sie haben es sogar für ungültig erklärt, weil sie ihre eigenen Überlieferungen darüber stellten. Und die entsprachen durchaus nicht den Gedanken Gottes. Sie waren ihnen entgegengesetzt. Wir haben hier ein absolut negatives Beispiel und in diesem Sinne sind Überlieferungen absolut abzulehnen.

Aber bei Überlieferung ist es eben entscheidend, was die Quelle ist, von wem die Information, die Aussage, die Belehrung kommt. Und ein positives Beispiel haben wir in 2. Thessalonicher 2,15, wo Paulus die Thessalonicher auffordert: „Also nun, Brüder, steht fest und haltet die Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch Wort oder durch unseren Brief.“ Hier ging es um den Dienst des Apostels und seiner Mitarbeiter unter ihnen, sowie seine beiden Briefe und damit das inspirierte Wort Gottes. Es kam aus einer absolut zuverlässigen Quelle. Ähnlich schreibt Paulus an die Korinther in 1. Korinther 11, wenn es um das Brotbrechen geht: „Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe.“ Er hatte es so weitergegeben – das meint Überlieferung hier – wie er es vom Herrn empfangen hatte. Auch hier ist es göttlich inspiriertes Wort und damit eine absolut zuverlässige, verbindliche Quelle mit Autorität.

Ähnlich verhält es sich bei Gewohnheiten. Gerade bei dem Herrn Jesus lesen wir von Gewohnheiten. Schon am Anfang seines öffentlichen Dienstes, wenn er in Lukas 4 nach Nazareth kam, wo er auferzogen worden war, heißt es: „Er ging nach seiner Gewohnheit am Tag des Sabbats in die Synagoge.“ Und später finden wir auch, dass er der Gewohnheit nach hinaus an den Ölberg ging, wo er oft im Gebet zu seinem Gott war. Also absolut gute Gewohnheiten. Und so soll es in unserem Leben auch sein. Bloße Gewohnheiten, bloße Formen, bloß äußerlich etwas tun, ist nicht tragfähig. Ja, es ist hohl, und es hat die große Gefahr der Heuchelei. Aber es gibt gute Gewohnheiten, zum Beispiel den Tag mit Gebet und Bibellesen zu beginnen oder vor dem Essen zu beten oder den Kalender zu lesen, abends eine Familienandacht zu machen. Das ist nicht nur eine Gewohnheit, aber eben auch eine Gewohnheit. Aber es hat geistlichen Wert, und wenn es mit freudigen, aufrichtigen Herzen getan wird, segnet Gott das absolut.

Also, wir halten fest: Es gibt gute Gewohnheiten und es gibt göttliche Überlieferungen. Und genauso gibt es Gefahren, wenn wir eine bloße Form zum Dogma erklären, oder wenn wir menschliche Vorstellungen und Aussagen an die Stelle des Wortes Gottes setzen.