Für Christen ist es wichtig, sich nahe beim Herrn Jesus – in seiner Gegenwart – aufzuhalten. Im Gegensatz zu den Zeiten des Alten Testaments, in denen die Gegenwart Gottes in der Stiftshütte bzw. im Tempel geografisch fixiert war, ist es heute anders: Die Gegenwart des Herrn steht nicht mehr in Verbindung mit einem geografischen Ort, sondern ist an geistliche Bedingungen geknüpft. Der Herr hat selbst gesagt: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Mt 18,20). Da, wo Gläubige also im Namen des Herrn Jesus zusammenkommen, ist Er persönlich gegenwärtig. Unerlässliche Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie in Übereinstimmung mit seinen Gedanken versammelt sind.

Wenn es um den richtigen kirchlichen Weg geht, müssen wir uns also fragen, an welchem Ort der Herr seine Gegenwart verheißen hat. Die Bibel gibt uns keine konkrete Adresse, aber doch einige nützliche Hinweise zu dieser berechtigten Frage. Wir finden mindestens drei Stellen, wo die Frage nach der Gegenwart des Herrn gestellt wird. Obwohl es an diesen Stellen nicht direkt um das Zusammenkommen der örtlichen Versammlung geht, geben sie uns doch Hilfestellung bei der Frage, wo wir uns versammeln sollen.

„Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und spricht zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sagten zu ihm: Rabbi (was übersetzt heißt: Lehrer), wo hältst du dich auf? Er spricht zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen nun und sahen, wo er sich aufhielt, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde“ (Joh 1,37–39). 

Auf die Frage des Herrn Jesus „Was sucht ihr?“ antworteten Andreas und Johannes mit einer Gegenfrage: „Wo hältst du dich auf?“ Das Zeugnis von Johannes dem Täufer im Blick auf das Lamm Gottes hatte die beiden so gepackt, dass sie bei Jesus sein wollten. Da, wo ihr Herr und Meister sich aufhielt, wollten auch sie sein: in seiner Gegenwart. Das zeigt, dass es ihnen nicht um eine Sache, sondern allein um seine Person ging.

Auch unser Wunsch sollte es sein, dort zu sein, wo unser Herr ist. Dabei sollte es uns nicht um uns und unsere Ideen und Vorstellungen gehen, sondern allein um seine Person, denn der biblische Ort des Zusammenkommens ist durch seine Person geprägt. Er ist der zentrale Mittelpunkt des Zusammenkommens. Er ist auch derjenige, an dem sich alles ausrichtet und um den sich alles dreht, wenn die Seinen versammelt sind.

„Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo weidest du, wo lässt du lagern am Mittag? Denn warum sollte ich wie eine Verschleierte sein bei den Herden deiner Genossen? Wenn du es nicht weißt, du Schönste unter den Frauen, so geh hinaus, den Spuren der Herde nach, und weide deine Zicklein bei den Wohnungen der Hirten“ (Hld 1,7.8). 

In Hohelied 1 stellt die Braut dem Bräutigam die Frage: „Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo weidest du, wo lässt du lagern am Mittag?“ Wenn wir unseren Herrn lieben, dann haben auch wir die Frage, wo Er lagern lässt. Die Antwort des Bräutigams lautet: „Wenn du es nicht weißt, du Schönste unter den Frauen, so geh hinaus, den Spuren der Herde nach, und weide deine Zicklein bei den Wohnungen der Hirten.“

Wenn wir heute den Ort finden wollen, wo der Herr „lagern“ lässt, dann ist es nötig, hinauszugehen und den Spuren der Herde zu folgen. Es gilt, sich von allem zu trennen, was den Gedanken des Herrn widerspricht, und den Weg zu gehen, den die Herde gegangen ist. Dieser Weg wird uns primär in den Schriften des Neuen Testaments beschrieben. Es geht bei dieser wichtigen Frage also nicht um unseren Weg, sondern um den Weg, den die Schrift vorstellt.

„Und an dem ersten Tag der ungesäuerten Brote, da man das Passah schlachtete, sagen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und bereiten, damit du das Passah essen kannst? Und er sendet zwei seiner Jünger und spricht zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der einen Krug Wasser trägt; folgt ihm, und wo irgend er hineingeht, sprecht zu dem Hausherrn: Der Lehrer sagt: Wo ist mein Gastzimmer, wo ich mit meinen Jüngern das Passah essen kann?“ (Mk 14,12–14). 

Als es um die Frage ging, wo der Herr mit seinen Jüngern das Passah essen wollte, legten die Jünger ein vorbildliches Verhalten an den Tag: Sie zogen nicht einfach los, um einen geeigneten Ort zu finden, sondern fragten ihren Herrn und folgten seinen Anweisungen. Der Herr wies sie an, dem Mann mit dem Wasserkrug zu folgen, der sie zu dem Gastzimmer führen würde, in dem Er das Passah mit ihnen essen wollte.

Der Mann mit dem Wasserkrug ist ein treffendes Bild von dem Heiligen Geist, der uns das Wort Gottes erklärt. Wenn wir heute das „Gastzimmer des Herrn“ – ein schöner Hinweis auf den Ort des Zusammenkommens – finden wollen, dann müssen wir den Anweisungen des Wortes Gottes unter der Leitung des Heiligen Geistes folgen. Dabei ist nicht unser Wille maßgebend, sondern allein der Wille des Herrn.