Frage: In Titus 3, Vers 5, kommen zwei Ausdrücke vor, die ich beide nicht verstehe: >Waschung der Wiedergeburt und > Erneuerung des Heiligen Geistes <. Kann sich der erste auf die Taufe beziehen? Und kann man den Heiligen Geist verlieren (Ps 51,11), so daß Er erneuert werden muß?

Antwort: Die angegebene Stelle in Titus 3 redet davon, daß Gott uns errettet hat; und es wird ausdrücklich hinzugefügt, daß dies nicht aus Werken geschah, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hatten, sondern nach Seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und die Erneuerung des Heiligen Geistes. Die Taufe mit Wasser ist allenfalls ein Zeichen dieser Errettung; sie selbst kann jedoch weder einen Sünder für den Himmel erretten, noch kann sie ihm neues Leben vermitteln. Tatsächlich wird nirgends in Gottes Wort die Taufe mit der neuen Geburt in Verbindung gebracht. Gerade davon aber ist an dieser Stelle die Rede. Und noch ein Hinweis nebenbei: Das Empfangen der neuen Natur wird in der Schrift nie als Errettung bezeichnet. Doch schauen wir uns die beiden Ausdrücke etwas näher an.Offenbar beschreiben sie ein inneres Werk des Heiligen Geistes in dem Gläubigen. Das ist sehr beachtenswert, denn im allgemeinen redet die Schrift in Verbindung mit der Errettung stets von dem Werk Christi für uns – einem Werk, das gänzlich außerhalb von uns am Kreuz von Golgatha vollbracht wurde. Aber wenn wir bedenken, wer wir waren (siehe Vers 3), so ist es offenkundig, daß auch ein Werk Gottes in uns geschehen mußte. Davon wird hier gesprochen.

Das erste Mittel, das Gott zu unserer inneren Umgestaltung benutzt, ist die Waschung (oder: das Bad) der Wiedergeburt. Schon zu Nikodemus sprach der Herr Jesus von der absoluten Notwendigkeit einer neuen Geburt, und Er nannte die Mittel: Wasser und Geist. Wer nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann nicht in das Reich Gottes eingehen (Joh 3,3–6). Dabei bezeichnet >Wasser< – wie so oft in der Heiligen Schrift – das Wort Gottes, das der Heilige Geist auf den Glaubenden anwendet, um ihn in praktischer Weise zu waschen, zu reinigen; das heißt, ihm neue Gedanken, Gewohnheiten und Wünsche zu schenken. Auch anläßlich der Fußwaschung wies der Herr auf dieses grundsätzliche Gebadet-Sein hin und fügte hinzu: „und ihr seid rein“ (Kap. 13,10). Diese Waschung zu wiederholen war – im Gegensatz zur Fußwaschung – unnötig und unmöglich.Der Begriff >Wiedergeburt< ist allerdings nicht direkt mit der neuen Geburt gleichzusetzen, obwohl er damit verbunden ist. Außer in Titus 3 kommt er nur noch in Matthäus 19, Vers 28, vor: „Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auch ihr werdet in der Wiedergeburt ... auf zwölf Thronen sitzen.“ Mit >Wiedergeburt deutet der Herr Jesus also den neuen Zustand der Dinge auf der Erde an, wie er im Tausendjährigen Reich erreicht sein wird. Nun, dieser neue Zustand, diese wunderbare Zeit ist noch nicht gekommen Was wir aber schon haben, ist die >Waschung«, die sittliche Reinigung und Erneuerung, die jene Zeit kennzeichnen werden. Schon heute gehören wir der neuen Schöpfung an (2. Kor 5,17).

Damit kommen wir zum zweiten Begriff, > Erneuerung des Heiligen Geistes<. Zugegeben, daß man ihn zweifach verstehen kann: der Heilige Geist selbst wird erneuert, oder: der Heilige Geist erneuert, das heißt, Er bewirkt in anderen die Erneuerung. Zweifellos ist das Letzte gemeint. Gott hat den Heiligen Geist „reichlich über uns ausgegossen durch Jesus Christus“, und Er bewirkt das göttliche Werk sittlicher Erneuerung in uns. Diese Erneuerung beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Mitteilung neuen Lebens, sondern sie schreitet fort, solange wir auf der Erde sind. Da nun Gottes Geist in dem Gläubigen wohnt (Röm 8,9), so ist Er auch die Kraft und die Garantie dafür, daß der innere Mensch Tag für Tag erneuert wird (2. Kor 4,16).

Seitdem diese Person der Gottheit zu Pfingsten als Siegel einer vollbrachten Erlösung auf die Erde gekommen ist und jetzt sowohl in den einzelnen Gläubigen als auch in deren Gesamtheit, der Versammlung, Wohnung genommen hat (1. Kor 6,19; 3,16), bleibt Er auch dort (Joh 14,17). David und mit ihm die alttestamentlichen Heiligen besaßen dieses Vorrecht nicht, denn noch war das Erlösungswerk nicht vollbracht. Deswegen könnte das Gebet Davids in Psalm 51,11 nie das Gebet eines wahren Christen sein. Wohl wirkte der Heilige Geist in ihnen, aber Er wohnte nicht in ihnen als in einem Tempel. Dieses Vorrecht ist allein den Gläubigen der jetzigen Zeit, der Zeit der Gnade, vorbehalten.

[Vor einigen Jahren erschienen in der Monatszeitschrift „Ermunterung und Ermahnung“. Die Fragenbeantwortungen dieses Autors sind in einem Buch zusammengefasst worden – „Antworten auf Fragen zu biblischen Themen“ –, das bei der Christlichen Schriftenverbreitung erschienen ist, www.csv-verlag.de]