Wenn man die Reden des Herrn, die er an seine Jünger richtete, liest, muss man sich oft zunächst folgende grundlegende Frage stellen: Was für eine Personengruppe repräsentieren die Jünger in dieser Situation?
Klingt vielleicht etwas merkwürdig; ich hoffe aber, dass das sogleich etwas klarer wird ... Wenn wir z.B. Markus 13 lesen, so wird deutlich, dass der Herr sich an die Jünger gesehen als gläubige Juden richtet. Sie stellen auch den kommenden Überrest dar, der die Drangsalszeit erleben wird. Als Beleg, dass es um diesen Überrest geht, möchte ich nur Vers 14 anführen, wo die genannt werden, die in Judäa leben. – Die Juden waren zu der Zeit, als der Herr bei ihnen waren, nun einmal Juden unter Gesetz. Das darf man nicht vergessen.
An anderen Stellen sieht die Sache aber anders aus. Besonders gilt das für das Johannesevangelium. Wenn wir Kapitel 14–16 lesen, dann redet er dort zu den Jüngern als zu solchen, die bald Christen sein würden. Sie sind es, die ins Vaterhaus kommen werden, sie sind es, die den Geist bei sich haben würden in Ewigkeit usw. Es werden in diesen Versen typisch christliche Segnungen entfaltet. Die Jünger waren ja mit die Ersten, die die Versammlung Gottes bildeten, als der Geist an Pfingsten herabkam.
Und dann gibt es auch noch Stellen, die sich an die Jünger richten als solche, die Jünger im Reich sind. Das Reich Gottes begann, als der König Christus erschien. Es besteht heute; es wird aber auch nach der Entrückung der Gläubigen bestehen, wenn in der Drangsalszeit das Evangelium des Reiches gepredigt wird. Und es wird das Reich geben, wenn Christus sichtbar herrscht (dann hat das Reich aber einen anderen Charakter als heute; es ist die „Vollendung“ des Reiches). Die sogenannte Bergpredigt (Matthäus 5 – 7) bezieht sich zum Beispiel einerseits auf uns, andererseits aber auch auf die gläubigen Juden kommender Tage.
Wenn man das unterscheiden kann, bleibt man vor manchen falschen Schlussfolgerungen bewahrt.