„Jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod“ (Jakobus 1,14–15).

Unerwünschte Gedanken! Sie kommen einfach daherspaziert – und manches Mal zu sehr unpassenden Gelegenheiten. Gedanken des Zorns, der Unreinheit, des Haderns und dergleichen mehr.

Was ist zu tun, wenn im Bruchteil einer Sekunde so eine Gedanke das Hirn oder das Herz durchzuckt? Muss ich das als Sünde bekennen? Nein, ich denke nicht. Das muss ich erst tun, wenn ich mich von der eigenen Begierde locken und ziehen ließ – erst dann wird die Sünde geboren. Kurz gesagt: Wenn ich mir das durchaus nicht harmlose Bild auf einer an sich harmlosen Internetseite noch eine Sekunde länger ansehe, dann habe ich gesündigt. Sobald man eigener Wille tätig wird, lade ich Schuld auf mich, die ich in der Tat sofort bekennen sollte.

Aber ein Sündenbekenntnis ist nicht angesagt, wenn ich nur merke, dass die Begierde mich lockt. Was ist dann zu tun? Dann habe ich zu verwirklichen, dass ich der Sünde gestorben bin. Ich habe gemäß Römer 7,17 das Recht zu sagen: „Das ist gar nicht mein wirkliches Ich, dass diese Begierden hat. Ich bin mit Christus gekreuzigt und blicke allein auf den, der mir das neue Leben geschenkt hat.“ Und siehe da: Nichts passiert. Unbekümmert klicke ich auf etwas, was mein Gewissen nicht belasten kann.

Wenn sich die alte Natur, das Fleisch, bemerkbar machen will, ist nicht ein Bekenntnis und Vergebung angesagt. Denn eine Natur kann nicht vergeben werden. Vergeben wird konkrete Schuld, die aber erst dann entsteht, wenn der Eigenwille tätig wird. Das Bekennen von Dingen, die ich gar nicht bewusst gesteuert habe, bringt mich auf einen Weg der Gesetzlichkeit und zieht mich manches Mal sogar erst recht in die Sünde hinein – ein Phänomen, was man gerade bei moralischen Dingen beobachten kann.

Noch ein altes Beispiel von Martin Luther. Der sagte: Ich kann nicht verhindern, dass Vögel über meinem Kopf fliegen, aber ich kann wohl verhindern, dass sie auf meinem Kopf ein Nest bauen. Genau darum geht es!