„Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von Gott allein ist, nicht sucht?“ (Joh 5,44).

Die Juden, die Christus ablehnten, nahmen Ehre voneinander. Ein Prinzip, das heute noch sehr verbreitet ist. Siehe, wie hier der steinreiche Industrielle im Blitzlichtgewitter einen riesigen Scheck jemandem überreicht, der sich sozial stark engagiert. Der Industrielle ist voll des Lobes über die Arbeit und überschlägt sich verbal. Er erwartet dabei natürlich, dass die Laudatio auf ihn entsprechend ausfällt.

Wer nur an das Urteil der anderen Menschen denkt und ihre Ehre sucht, der wird nicht zum Glauben kommen können, der wird die enge Pforte nicht finden. Auch für uns, die wir gläubig sind, ist es eine große Gefahr, die Ehre bei Menschen mehr zu lieben als die Ehre bei Gott (vgl. Joh 12,43). Wir stehen in Gefahr, denen Ehre entgegenzubringen, die uns ehren, und diejenigen zu kritisieren, die uns kritisieren – und die Wahrhaftigkeit bleibt dabei auf der Strecke.

Als Nikodemus zu dem Herrn Jesus kam, gab er ihm – zu Recht natürlich – Ehre (Joh 3,1–2). Ob Nikodemus vielleicht erwartet hat, dass der Herr auch ihm Ehre erweisen würde? Zum Beispiel durch Worte wie: „Ich schätze es sehr, dass der Lehrer Israels mich besuchen kommt ….“ Doch der Herr reagiert anders. Er konfrontiert Nikodemus direkt mit der Wahrheit Gottes (Joh 3,3).

Sicher möchten wir dem die Ehre geben, dem sie zukommt. Aber wir wollen nicht Ehre geben, um wieder Ehre zu empfangen, oder Ehre geben, weil wir Ehre empfangen haben. Das ist ein ganz falsches Prinzip, bei dem Gott aus dem Blickfeld gerät.