Dass Gott souverän ist und dass der Mensch – obwohl gefallen – ein verantwortliches Geschöpf ist, sind zwei Tatsachen, die in der Schrift besonders deutlich auffallen. Wenn wir uns mit diesen zwei Tatsachen beschäftigen, stößt unser Verstand auf Schwierigkeiten. Wie leicht betonen wir sehr stark die eine und vernachlässigen dabei fast komplett die andere.

Lasst uns durch die Gnade beide dieser großen Tatsachen festhalten – Gott ist in Seinem gnädigen Handeln souverän; der Mensch – obwohl gefallen – ist ein verantwortliches Geschöpf und wird als solches angeredet. Die Wahrheit der göttlichen Souveränität wird in der Schrift deutlich ausgedrückt (vgl. Joh 6,37–44; Röm 9,10–24; Eph 1,4; 1. Pet 1,2). Genauso deutlich finden wir die Wahrheit der menschlichen Verantwortlichkeit (vgl. Joh 3,16–18; Röm 2,6–16; 1. Pet 4,5–6). Lasst uns beide anerkennen, auch wenn wir noch nicht den Weitblick haben, zu erkennen, wie sie zueinander passen.

Eines können wir jedoch erkennen: dass sich der Wille des Menschen, wenn er sich selbst überlassen ist, nie nach Gott ausstreckt. Der Sündenfall hat ihm einen ständigen Drang weg von Gott eingebracht. Das wird aus Römer 3,10–12 sehr deutlich. Zuerst wird gesagt: „Da ist kein Gerechter“ (oder „keiner, der bei Gott gerecht ist“). Ja, mögen wir sagen, das ist wahr, aber es gibt doch sicher Menschen, die ehrlicher und verständiger sind als andere, und daher werden sich solche bekehren. Eben nicht, denn „da ist keiner, der verständig sei.“ Das macht die Lage des Menschen sehr viel schlimmer – kein Gerechter, keiner, der seine ausweglose Position versteht. Wir mögen erneut einwenden, dass es doch sicher Menschen gibt, die ein inneres Gespür – eine Art Intuition – haben, dass sie Gott brauchen, und daher anfangen, nach Ihm zu suchen. Doch auch dem ist nicht so, denn „da ist keiner, der Gott suche.“

Dieses Wort „keiner”, dreimal wiederholt, ist das Ende jeder Möglichkeit der Befreiung, wenn der Mensch sich selbst überlassen würde. Gott muss eingreifen. Das heißt, Gott muss in Souveränität zugunsten des Menschen handeln. Er muss durch Seinen Geist in den Herzen der Menschen wirken, wenn überhaupt jemand Ihn suchen und nach Seiner Errettung fragen soll. Dies tut Er, wie es Ihm gefällt, wenn das Evangelium treu gepredigt wird, denn Gott gefällt es, „durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten“ (1. Kor 1,21).

Jetzt könnte uns jemand fragen: „Wenn es Gott in Seiner auserwählenden Gnade gefällt, diesen und jenen Menschen zu retten, warum sollte Er nicht alle auserwählen und retten?” Darauf haben wir keine Antwort. Was Ihn zu Seinen Entscheidungen bewegt, ist uns, die ja nur Seine Geschöpfe sind, nicht offenbart. Aber in Christus hat Er sich selbst uns offenbart, und deshalb sind wir sicher, dass alle Seine Entscheidungen richtig sind, und am Ende werden alle erkennen, wie richtig sie waren.

Statt zu versuchen, in die göttlichen Entscheidungen und Handlungen, die höher sind als wir, einzudringen, lasst uns fleißiger und eifriger das Evangelium weitertragen, denn Er hat uns offenbart, dass Es Ihm gefällt, dadurch die Glaubenden zu retten, als das Ergebnis des Wirkens des Geistes Gottes in ihren Herzen.

[Übersetzt von Marco Leßmann]