Was haben Zweifel und Rost gemeinsam? Sie entfalten ihre zerstörerische Wirkung, wenn man nicht aktiv gegen sie vorgeht. Rost, der Eisen und Stahl zusetzt, rückt man mit einer schwachen Säure oder mit einer Bürste zu Leibe. Zweifel, die ein gesundes Glaubensleben gefährden, werden dadurch bekämpft, dass man sich im schlichten Vertrauen auf die Aussagen der Bibel stützt.

Jeder von uns hat es schon erlebt: Zweifel klopfen an die Tür unseres Herzens. Mal laut, mal leise. Sie wollen eindringen und ihr zerstörerisches Werk tun. Wir werden ihnen nur dann den Zutritt verwehren können, wenn unser Glaube durch Gottes Kraft lebendig und stark ist. Das finden wir bei Abraham in Römer 4,20–21: Er zweifelte nicht durch Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern wurde gestärkt im Glauben und erlangte so die volle Gewissheit, dass Gott sein Versprechen einlösen würde.

Bei Petrus hingegen sehen wir, dass Zweifel und kleiner Glaube zusammengehören. So musste Petrus sich, als er auf dem Wasser anfing zu sinken, die Frage des Herrn gefallen lassen: „Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ (Mt 14,31).

Ein kleiner, feiner Unterschied

Es scheint mir bei der Behandlung des Themas nützlich zu sein, zwischen einem kritischen und einem ängstlichen Zweifler zu unterscheiden. Ein kritischer Zweifler ist jemand, der auf Stimmen hört, die die göttliche Autorität der Bibel in Frage stellen. Die Ursache seiner Zweifel geht oft auf seinen Verstand und seinen Willen zurück. Anders ist es bei dem, den ich einen ängstlichen Zweifler nennen möchte. Für ihn sind die göttlichen Aussprüche absolut verbindlich, aber er wird immer wieder durch Zweifel beunruhigt, die seinen Gefühlen und Empfindungen entspringen. Der Hilfeschrei des gepeinigten Vaters in Markus 9,24 bringt die innere Zerrissenheit eines ängstlichen Zweiflers auf den Punkt: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Der Glaube verjagt jede Art des Zweifels – und der Glaube stützt sich auf Gottes Wort. Darum müssen wir die Bibel aufschlagen, wenn wir den lästigen und zermürbenden Zweifeln an den Kragen gehen wollen. Jemand sagte einmal zu Recht: „Ich habe Verständnis dafür, wenn jemand mit Zweifeln zu tun hat, aber ich habe kein Verständnis für solche, die nicht einen Weg aus der Krise suchen.“

I. Kritisches Zweifeln

Schon auf den ersten Blättern der Bibel erkennen wir, dass der Teufel Zweifel in das Herz des Menschen säen will. Im Garten Eden sagt er zu Eva: „Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baum des Gartens?“ (1. Mo 3,1). Und was tut Eva, als sie mit dieser listigen Frage konfrontiert wird? Sie öffnet dem Zweifel die Tür und fängt an, mit dem Teufel zu diskutieren. Aus Zweifel am Wort Gottes wird schnell die vermeintliche Gewissheit, dass der Teufel die Wahrheit rede. Eva glaubt nicht mehr Gott, der gesagt hatte, dass sie sterben würden, wenn sie von der verbotenen Frucht äßen, sondern sie hält die schönen Reden des Teufels für glaubwürdiger. Das Ungeheuerliche geschieht: Eva isst von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen und der Tod dringt in die Schöpfung ein. Und Gott behält Recht! Heute weiß jeder Mensch, dass er sterben muss (vgl. Pred 9,5). Der Teufel bringt darum diese Lüge nicht mehr aufs Tapet. Er greift aber nun tausend andere Wahrheiten des Wortes Gottes an und gebraucht dazu oft kluge Köpfe, die scharfsinnige Argumente vorbringen. Doch von seinen Attacken auf die Wahrheit brauchen wir uns nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Die Bibel ist absolut vertrauenswürdig! Das wird unter anderem dadurch eindrücklich bewiesen, dass wir in der Bibel erfüllte Prophetie finden. Ereignisse, die Jahrhunderte später eintrafen, wurden präzise vorhergesagt. Das ist einmalig in der Literatur und wird es auch immer bleiben. Exemplarisch möchte ich einmal einige Weissagungen nennen, die sich alle an einem einzigen Tag (!) in dem Leben des Herrn Jesus erfüllt haben:

1.      Er wurde von seinem Freund für 30 Silberlinge verraten (Ps 41,10 und Sach 11,12; Mt 26,49–50 und Mt 27,3).

2.      Diese 30 Silberlinge wurden in den Tempel geworfen, und davon wurde ein Acker gekauft (Sach 11,13; Mt 27,5.7).

3.      Er wurde von seinen Jüngern verlassen (Sach 13,7; Mk 14,15).

4.      Er wurde falsch angeklagt, geschlagen und bespuckt (Ps 35,11 und Jes 50,6; Mt 26,59–60.67).

5.      Er blieb stumm vor seinen Richtern (Jes 53,7; Mt 27,12–14).

6.      Ihm wurden Galle und Essig angeboten (Ps 69,22; Mt 27,34.48).

7.      Er wurde mit Gesetzlosen gekreuzigt (Jes 53,12 und Ps 22,17; Mt 27,35.38).

8.      Über sein Gewand wurde das Los geworfen (Ps 22,19; Mt 27,35).

9.      Er wurde (an dem Kreuz hängend) verspottet (Ps 22,8.9; Mt 27,41–43).

10.    Er betete für seine Feinde (Jes 53,12; Lk 23,34).

11.    Seine Freunde hielten sich fern (Ps 38,12; Lk 23,49).

12.    Er wurde von Gott verlassen (Ps 22,1; Mt 27,46).

13.    Er übergab seinen Geist dem Vater (Ps 31,5; Lk 23,46).

14.    Er starb in jungen Jahren (Ps 102,24; Lk 23,46).

15.    Er wurde in das Grab eines Reichen gelegt (Jes 53,9; Mt 27,57–60).

Diese wenigen Angaben sollen an dieser Stelle genügen, um zu zeigen, dass die Bibel den Stempel der göttlichen Autorität trägt. Es gibt natürlich eine Fülle von objektiven Fakten, die jeden Zweifel an der Zuverlässigkeit der Schrift ersticken können. Wer die Bibel liest und sich ihrer Botschaft öffnet, erfährt auch subjektiv die packende Macht des Wortes Gottes. Wie die Sonne ihre Existenz dadurch beweist, dass sie Wärme, Licht und Leben gibt, so erlebt der glaubende Bibelleser die einzigartige moralische Kraft, die von dem Wort Gottes ausgeht. Ein Christ braucht sicher keine sogenannten wissenschaftlichen Erkenntnisse und theologischen Spitzfindigkeiten zu fürchten und sich dadurch den kindlichen Glauben an der offenbarten Wahrheit rauben lassen!

II. Ängstliches Zweifeln 

Unsicherheit und Zweifel sind immer unangenehm, aber besonders schwierig wird es, wenn es um das ewige Heil der Seele geht. Solchen, die sich wirklich bekehrt, aber noch keine Heilsgewissheit haben, fehlt etwas ganz Entscheidendes. Deshalb wollen wir uns an erster Stelle den Zweifeln im Blick auf die Errettung widmen.

1.) Zweifel an der Errettung

Zunächst muss klar sein, dass Gott uns Gewissheit des Heils schenken will. Wir müssen nicht auf die Ewigkeit warten, um wissen zu können, dass wir Kinder Gottes sind. Nein, ein Christ darf wissen, dass er von Gott angenommen ist und die Herrlichkeit erreichen wird (1. Kor 15,49; Kol 3,4; 1. Joh 3,2 etc.). Gott will jedem Glaubenden die „volle Gewissheit“ schenken (vgl. Kol 2,2; Heb 10,22; Heb 6,11). Die Frage, die nun viele beschäftigt, ist: Trifft das auch auf mich zu? Bin ich errettet? Bin ich ein Kind Gottes? Manche Christen, die sich schon als Kinder bekehrt haben, stellen sich diese bohrenden Fragen, nachdem der sonnige Kinderglaube verschwunden ist.

Zweifel an der Errettung werden oft hervorgerufen, weil sich bestimmte Sünden nicht aus dem Leben vertreiben lassen; man fragt sich, ob die Bekehrung wirklich echt war. In dem Sumpf der ständigen Niederlagen gedeihen die Zweifel prächtig und die Freude an dem Herrn verkümmert immer mehr. Diese trübe Stimmungslage wird tragischerweise wiederum als Indikator benutzt, dass man kein Kind Gottes sein kann. Nach dem Motto: „Wenn ich wirklich ein Christ wäre, müsste ich vor Freude übersprudeln, so wie viele andere Christen auch.“

a) Die Sache mit den Gefühlen

Gefühle sind natürlich nicht grundsätzlich falsch, aber wir dürfen uns nicht auf sie stützen. Sie wechseln bei uns manchmal schneller als das Wetter. Wenn wir in uns hineinblicken, bekommen wir keinen Boden unter die Füße. Wir dürfen und sollen in das Wort Gottes hineinschauen und unseren Glauben an seinen Aussagen festmachen. Hast Du Deine Sünden ehrlich vor Gott bekannt? Dann lies 1. Johannes 1,9. Hast du Dein Vertrauen auf den Herrn Jesus gesetzt? Dann blättere eine Seite weiter und lies 1. Johannes 5,13. Nimm das ganz persönlich für Dich!

Stellen wir uns einen Mann vor, der einen zugefrorenen See überquert. Er kriecht ganz langsam und ängstlich über das Eis, da er nicht weiß, ob es ihn trägt. Da sieht er eine Reitertruppe, die munter über das Eis galoppiert. Dieser Anblick entlockt ihm die Worte: „Wenn ich doch nur auch so sicher und fröhlich meinen Weg ziehen könnte!“ Was meinst Du zu dieser Aussage? Fühlst Du Dich nicht gedrängt, dem Mann zuzurufen: „Dann steh doch auf! Das Eis, das die Reiter trägt, trägt auch dich!“? So darf auch Dir das Wort Gottes völlig genügen, das Tausenden Christen Gewissheit gegeben hat. Stehe einfach im Glauben auf! Ein Bruder, der von Zweifeln geplagt wurde, kam einmal zu H.A. Ironside und sagte, dass er ein irrtumsfreies Zeugnis brauche, um Heilsgewissheit erlangen zu können. Ironside fragte ihn: „Was müsste geschehen, damit Du Sicherheit bekommen kannst? Wenn ein Engel Dir sagen würde, dass du wirklich ein Gotteskind bist, wäre das genug?“ „Ja“, antwortete er, „ein Engel wäre nicht schlecht“. „Und was wäre“, fuhr Ironside fort, „wenn Satan Dir auf dem Totenbett zuflüstern würde, dass es einer seiner Engel gewesen war?“ Der Mann war sprachlos. Ironside machte ihn dann darauf aufmerksam, dass Gott mehr als eine Engelbotschaft gegeben hat: sein eigenes Wort. Ja, sollte das Wort aus dem Mund Gottes nicht ausreichend sein? Wenn wir diesem Wort rückhaltlos vertrauen, wird sich unser Leben verändern.

Wir können es dann machen wie jener Mann, der jahrzehntelang in einem Leuchtturm wohnte, und auf die Frage, ob er bei Stürmen keine Angst habe, erwiderte: „Wenn der Sturm kommt, bin ich nur besorgt, das Licht am Brennen zu halten. Meine eigene Sicherheit ist 100%ig gewährleistet. Ich kümmere mich ausschließlich darum, dass andere das rettende Ufer erreichen.“

b) Die Sache mit dem Glauben

Viele, die sich damit beschäftigen, ob sie wirklich errettet sind, analysieren ihren Glauben. Sie stellen sich dabei verschiedene Fragen, die nach einer Antwort verlangen:

  • Habe ich es mir mit dem Glauben nicht zu einfach gemacht? Die Einfachheit der Errettung scheint für manche eine Schwierigkeit zu sein. Wer sich als verlorener Sünder erkannt hat und im Vertrauen auf das Werk am Kreuz zum Herrn Jesus gekommen ist, befindet sich in Sicherheit. Als die Israeliten von feurigen Schlangen in der Wüste gebissen wurden, mussten sie nur zu der von Mose erhöhten Schlange blicken, um gerettet zu werden (4. Mo 21,9). Sie brauchten nicht darüber zu grübeln, ob das zu einfach war. Und „wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,14.15).
  • Ist mein Glaube auch stark genug? Es geht für die Errettung nicht darum, einen starken Glauben zu haben, sondern einen echten. Wenn einem Ertrinkenden ein Rettungsring zugeworfen wird, spielt es keine Rolle, ob er sich mit großer Überzeugung daran klammert oder mit zitternder Hand. Hauptsache, er sieht ein, dass er verloren ist, und ergreift die angebotene Rettung.
  • Ist mein Glaube auch groß genug? Gott fordert uns nicht auf, an unseren Glauben zu glauben! Was nützt der größte Glaube, wenn die Person, der man glaubt, nicht vertrauenswürdig ist? Auf Gott aber können wir uns verlassen (Ps 118,8). Wer Ihm vertraut, wird nicht zu Schanden.

2.) Zweifel im Alltag

Zweifel können uns auch in alltäglichen Situationen zu schaffen machen. Gerade in prekären Lagen tauchen Zweifel auf – Zweifel an der Liebe, Weisheit und Macht unseres Herrn. Ein Ereignis aus dem Leben des Petrus illustriert das anschaulich. In Matthäus 14,22–33 sehen wir die Jünger, die in Seenot geraten sind. Ihr großer Meister ist nicht da. Als Er erscheint, erkennen sie Ihn nicht und schreien vor Furcht. Sogleich aber redet Jesus zu seinen Jüngern und macht ihnen Mut. Das beflügelt Petrus, so dass er eine kühne Bitte ausspricht: „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern.“ Jesus sagt „Komm!“ und Petrus verlässt das Schiff. Jetzt – der erste Schritt! Ist das nicht der schwierigste? Wird das Wasser ihn tragen? Ja! Weitere Schritte folgen; Petrus’ Blick ist fest auf Jesus gerichtet. Dann geschieht das Unerwartete. Petrus wendet seine Augen von Jesus ab und sieht auf die vom Wind aufgepeitschten Wellen. Die Folgen sind fatal: Sein Herz wird von der Furcht gepackt, seine Füße sinken ein und er schreit um Hilfe. Sofort ergreift Jesus seine Hand und fragt: „Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ Petrus gibt darauf keine Antwort. Er weiß offenbar selbst nicht, warum er den Zweifeln Raum gegeben hat.

Diese Geschichte zeigt uns, wie Zweifel entstehen. Es begann damit, dass Petrus von dem Herrn wegblickte. Er dachte daran, was die Wellen tun können, und nicht, was der Herr tun kann. Sein Vertrauen wankte: Er stützte sich nicht mehr auf das Wort „komm“, das der Herr ihm zugerufen hatte. Er zweifelte, ob das Ganze gut gehen würde und befürchtete, von den Wellen verschlungen zu werden. In dieser Angst begann er zu sinken. Wenn wir kleingläubig sind, blicken wir auf die Gefahren und nicht auf den Herrn. Darum müssen wir den Hebel hier ansetzen, wenn wir den Zweifel beiseiteräumen wollen: Weg mit dem Grübeln über das, was uns alles in den Schwierigkeiten passieren kann! Hin zu den Worten, die der Herr uns in seiner Gnade gegeben hat! Sicher ist das leichter gesagt als getan. Denn wir erleben die Gefahren hautnah wie Petrus, dem der Wind gehörig um die Ohren blies und die schäumende Gischt ins Gesicht spritzte. Aber da war der Herr. Er hatte Petrus gerufen. Petrus kannte seine Liebe und Treue, die ihn bei einer früheren Gelegenheit nicht untergehen ließ und auch jetzt für ihn da war (vgl. Mt 8,25–27).

Und so ist’s auch bei uns. Der Herr hat uns Zusagen gegeben, auf die wir uns verlassen können, und wir kennen seine Liebe. Wenn er gesagt hat: „Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen“ (Heb 13,5), dann brauchen wir keine Angst zu haben, dass wir „versinken“ werden. Sich an Christus klammern und auf sein Wort bauen – das gibt sicheren Halt in den Stürmen des Lebens und drängt die Zweifel in die Ecke.

III. Berechtigtes Zweifeln

Gibt es eigentlich ein „berechtigtes Zweifeln“? Jawohl! Natürlich geht es nicht um Zweifel an Gottes Wort, sondern um Zweifel an unseren selbst gestrickten Überzeugungen, Ansichten und Gewohnheiten. Hieran zu zweifeln, ist durchaus legitim. Da bekennt sich jemand zu Christus, arbeitet fleißig auf christlichem Gebiet und meint, damit sei die Sache mit Gott in Ordnung. Es gibt solche, die sich sicher sind, dass sie in den Himmel kommen, aber doch in der Hölle enden werden. Ihre Gewissheit basiert auf ihrer eigenen Logik und wird sich darum als völlig wertlos erweisen (Mt 7,21–23). Wir brauchen eben nicht irgendeine Gewissheit, sondern die Gewissheit, die sich auf Gottes Wort stützt. Es genügt nicht, einfach nur ein Haus zu bauen, sondern das Haus muss auf den Felsen der Worte Jesu gegründet sein, wenn es bestehen soll (Mt 7,24–27).

Wer sich auf Worte von Menschen oder auf seine eigene Meinung verlässt, ist gut beraten, seine Ansichten in Zweifel zu ziehen. Wer aber auf Gottes Wort baut, darf den Zweifeln getrost den Laufpass geben; denn Gott lügt nicht. Das gibt freudige Gewissheit!